OMV Zentrale in Wien
ORF.at/Christian Öser
Öl und Gas

OMV im Wechselspiel der Kräfte

Die Öl- und Gassparte des teilstaatlichen Konzerns OMV weckt zunehmend das Interesse internationaler Investoren. Zuletzt soll es ein milliardenschweres Angebot aus den USA gegeben haben. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) kann dem nicht viel abgewinnen. Die OMV will sich bis 2050 aus fossilen Rohstoffen zurückziehen und verpasst sich dafür eine neue Unternehmensstruktur.

Der US-Finanzinvestor Carlyle hat einem Bloomberg-Bericht zufolge ein Auge auf einen großen Teil des Öl- und Gasgeschäfts der OMV geworfen. Skeptisch sieht das Brunner: „Ich kenne das Angebot nicht. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass ein Finanzinvestor uns dabei helfen wird, die Versorgungssicherheit in Österreich abzusichern“, so der Finanzminister in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Die Versorgung des Landes abzusichern stehe aktuell im Vordergrund. „Ein weiteres Ziel ist der Werterhalt von Eigentum des Steuerzahlers“, so Brunner. Carlyle erwägt dem Bloomberg-Bericht zufolge ein milliardenschweres Angebot für das Upstream-Geschäft der OMV, also die Suche nach und Förderung von Öl und Gas. Ausgeschlossen von dem Angebot dürften die Aktivitäten der OMV in Österreich, Russland sowie die Beteiligung an der rumänischen Petrom sein, so der Bericht.

Die OMV hat sich dazu bisher nicht geäußert. Das teilstaatliche Unternehmen hat offiziell keine Pläne, sein Öl- und Gasgeschäft zu verkaufen. Vor Carlyle hatte sich ein norwegisches Bieterkonsortium um den langjährigen OMV-Vorstand Johann Pleininger in Stellung gebracht. Im Gegenzug für die mehrheitliche Übernahme des fossilen Geschäfts will es die Gasversorgung in Österreich langfristig sicherstellen. Allerdings zog sich die norwegische Aker, die Teil des Konsortiums war, schon zurück.

Neue Unternehmensstruktur

Die langfristige Strategie der OMV sieht vor, bis spätestens 2050 klimaneutral zu werden. Bis dahin soll Österreichs größter Industriekonzern zu einem führenden Anbieter für nachhaltige Kraftstoffe, Chemikalien und Recyclingmaterialien umgebaut werden. Zudem strebt die OMV eine globale Führungsposition bei Lösungen für die Kreislaufwirtschaft an. Im Energiebereich soll zudem ein kohlenstoffarmes Geschäft aufgebaut werden, das insbesondere Geothermie sowie die Abscheidung und Speicherung von CO2 umfasst.

Der Umbau soll durch eine neue Unternehmensstruktur vorangetrieben werden. Die neue Organisation bestehe ab Jänner 2023 neben den CEO- und CFO-Bereichen aus drei Geschäftssegmenten, teilte der Konzern am Donnerstag mit. „Chemicals & Materials“ soll weiterhin die gesamte Wertschöpfungskette der Chemie abdecken. Das Segment „Fuels & Feedstock“ fasst die bisher getrennten Vorstandsressorts „Refining“ und „Marketing & Trading“ zusammen. Dieser Bereich sei dann für den Raffineriebetrieb, die Logistik, das Handelsgeschäft und das gesamte Tankstellennetz verantwortlich. Der Geschäftsbereich Energie soll neben dem Explorations- und Produktionsgeschäft auch den gesamten Gasbereich umfassen. Neu hinzugekommen ist das Low-Carbon-Geschäft.

Mit einem Konzernumsatz von 36 Mrd. Euro und einem Mitarbeiterstand von rund 22.400 ist die OMV eines der größten börsennotierten Industrieunternehmen Österreichs. Der Staat hält über die Staatsholding ÖBAG 31,5 Prozent, weitere rund 25 Prozent gehören Mubadala, dem Staatsfonds von Abu Dhabi. Die beiden Kernaktionäre hatten 2020 ihren Syndikatsvertrag um zehn Jahre verlängert.

OMV-Chef Stern sieht Versorgungsauftrag kritisch

Bis 2030 will die OMV die Öl- und Gasproduktion um rund ein Fünftel reduzieren. Einen gesetzlichen Versorgungsauftrag hat sie nicht. Die Verantwortung der OMV gehe darüber hinaus, sagte OMV-Chef Alfred Stern unlängst den „Salzburger Nachrichten“. „Wir sind ein erfolgreiches Unternehmen und wollen es auch 2030 und 2040 noch sein.“

Um die aktuellen Preiserhöhungen zu dämpfen, müsste in die Produktion investiert werden, argumentierte Stern gegen eine Abschöpfung von Gewinnen. Derzeit müsse Europa Diesel importieren, sinnvoller wäre der Bau neuer Raffinerien. Der OMV-Anteil an Österreichs Gasspeichern von 25 Terawattstunden oder 25 Prozent des Jahresbedarfs sei „mehr als voll“, so Stern. Die OMV schaue schon auf den nächsten Winter. „Wir werden uns gut vorbereiten, damit wir wieder erreichen, was wir benötigen.“