Kiew nennt neuen Leiter von AKW Saporischschja Verräter

Der staatliche ukrainische Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom hat dem neuen ukrainischen Leiter des von Russland besetzten AKW Saporischschja Verrat vorgeworfen.

Der bisherige stellvertretende Chefingenieur des Kraftwerks, Juri Tschernitschuk, „hat die Ukraine verraten und ist zum Feind übergelaufen“, erklärte Enerhoatom-Chef Petro Kotin heute im Onlinedienst Telegram.

Tschernitschuk hatte zuvor das russische Angebot angenommen, die Leitung des AKW zu übernehmen. Das sei seiner Meinung nach „die einzig richtige Entscheidung“, sagte er.

„Illegale Aneignung“

Enerhoatom-Chef Kotin sieht das anders: „Statt alles dafür zu tun, das Kraftwerk möglichst schnell zu befreien, hat er entschieden, den russischen Besatzern dabei zu helfen, ihre kriminelle Aneignung zu legalisieren“, sagte er. Enerhoatom gab an, Tschernitschuk entlassen zu haben. Er werde „früher oder später“ seine Taten „vor dem Gesetz und den Leuten“ rechtfertigen müssen, warnte Kotin.

Russland hatte das Kernkraftwerk im Süden der Ukraine kurz nach Beginn des Krieges im Februar besetzt. Seit Monaten beschuldigen einander Moskau und Kiew, für Angriffe um und auf die Anlage verantwortlich zu sein. Das größte AKW Europas liegt in der von Russland für annektiert erklärten Region Saporischschja nicht weit von der Front entfernt.