Iran: Präsident besuchte Hochburg der Proteste in Kurdistan

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat gestern die Provinz Kurdistan besucht – die Hochburg der seit Wochen anhaltenden Proteste. Der ultrakonservative Präsident rief die Bevölkerung auf, sich dem „Feind“ entgegenzustellen, der aus Sicht Teherans die Massenproteste in dem Land schürt.

„Bei den jüngsten Unruhen haben sich die Feinde verrechnet, als sie glaubten, dass sie Chaos, Unsicherheit und Aufstände auslösen können“, so Raisi in einer im Fernsehen übertragenen Rede.

„Neue Generation wird Plan des Feindes vereiteln“

Raisi besuchte die Stadt Sanandadsch in Kurdistan, um ein Trinkwasserprojekt einzuweihen. Mit Verweis auf den Iran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988 sagte Raisi, der „Feind“ habe „nicht gewusst, dass Kurdistan das Blut Tausender Märtyrer geopfert hat und dass seine Bewohner in der Vergangenheit den Feind besiegt haben“.

Die Menschen hätten „wirtschaftliche und soziale Probleme, aber sie wissen, wie sie sich dem Feind mit ihrer Solidarität entgegenstellen“, sagte Raisi weiter. „Die neue Generation, die in dieser Region lebt“, werde wie ihre Mütter und Väter, „die den Plan des Feindes vereitelten, das Gleiche tun und beweisen, dass sie nicht dem Willen des Feindes folgen werden, vor allem den Vereinigten Staaten“, sagte Raisi weiter.

Seit dem Beginn der landesweiten Proteste, die durch den Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst wurden, haben iranische Regierungsvertreter iranisch-kurdischen Oppositionsgruppen im irakischen Exil vorgeworfen, die Unruhen anzuheizen.

Ermittlungen zu Tod eines erschossenen Iraners

Unterdessen leitete die iranische Justiz nach eigenen Angaben Ermittlungen zum Tod eines Iraners ein, der erschossen worden war, nachdem er das Ausscheiden der iranischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM gefeiert hatte.

Mehran Samak sei nach dem Spiel Iran – USA gestorben, nachdem er in der Stadt Bandar Ansali von Schrotkugeln getroffen worden sei, teilte der Staatsanwalt der Provinz Gilan, Mehdi Fallahmiri, laut dem Justizportal Misan Online mit.

Im Ausland ansässige Menschenrechtsgruppen hatten mitgeteilt, der 27-jährige Samak sei „von Sicherheitskräften in den Kopf geschossen“ worden, als er bei Feiern nach dem Spiel hupte. Der Chef der Revolutionsgarden, Hossein Salami, sagte, die Feinde des Iran hätten Jugendliche beeinflusst, die glücklich über das Fußballergebnis seien.