Forensiker suchen am Eingang des ukrainischen Konsulats in Brünn (Tschechien) Fingerabdrücke
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Quer durch Europa

‚Blutige‘ Pakete an ukrainische Vertretungen

Bei mehreren Auslandsvertretungen der Ukraine sind nach Angaben des Außenministeriums in Kiew „blutige Päckchen“ eingegangen, die Tieraugen enthalten hätten. Schon in den vergangenen Tagen waren sechs Briefbomben an mehrere mit der Ukraine in Zusammenhang stehende Einrichtungen in Spanien verschickt worden.

Post mit blutigem Inhalt ist in den Botschaften in Ungarn, den Niederlanden, Polen, Kroatien, Italien, Spanien und drei Konsulaten in Italien, Polen und Tschechien eingegangen, teilte das ukrainische Außenministerium am Freitag mit. Vorfälle soll es zudem vor dem Sitz des ukrainischen Botschafters beim Vatikan und den Botschaften in Kasachstan und den USA gegeben haben. Päckchen und Briefe seien synchron aus „einem europäischen Land“ eingegangen, hieß es weiter.

„Da sie nicht in der Lage sind, die Ukraine an der diplomatischen Front zu stoppen, versuchen sie, uns einzuschüchtern“, kommentierte Außenminister Dmytro Kuleba die Vorfälle mit Blick auf den seit mehr als neun Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen sein Land. „Wir haben Grund zu der Annahme, dass eine gut geplante Terror- und Einschüchterungskampagne gegen ukrainische Botschaften und Konsulate im Gange ist“, sagte er. Kiew forderte alle Regierungen auf, den Schutz der diplomatischen Vertretungen der Ukraine im Ausland zu „garantieren“.

Fäkalien im Vatikan

Italienische Medien berichteten unterdessen, Unbekannte seien in das Gebäude in Rom eingedrungen, in dem der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl residiert. Die Eingangstür, die Treppe und die Wände seien mit Exkrementen beschmiert worden.

Polizisten beim ukrainischen Konsulat in Brünn
AP/CTK/Patrik Uhlir
Sicherungsarbeiten um das Konsulat im tschechischen Brünn

Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Nikolenko, sagte, dass auch die Botschaft in Kasachstan eine Bombendrohung erhalten habe, die sich jedoch nicht bestätigt habe. Die Botschaft in den Vereinigten Staaten habe einen Brief mit einem Artikel erhalten, der sich kritisch über die Ukraine geäußert habe. Der Brief stamme, wie die meisten anderen, aus einem europäischen Land, sagte er, ohne Einzelheiten zu nennen.

Mitte der Woche waren in Spanien Briefbomben an führende Politiker und Botschaften verschickt worden – darunter auch an die ukrainische Botschaft in dem EU-Land. Ein Sicherheitsbeauftragter der Vertretung wurde dabei an der Hand verletzt. Der öffentlich-rechtliche Sender RTVE berichtete unter Berufung auf Justizkreise, dass es sich um sechs identische Umschläge handeln soll. Auch die Handschrift auf den Kuverts sei dieselbe.

Polizisten vor der ukrainischen Botschaft in Madrid
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Die ukrainische Botschaft in Madrid wurde zeitweise abgesperrt

Brief an Sanchez schon vor einer Woche

Nach den Berichten über die Briefbomben gaben die spanischen Behörden bekannt, dass ein ähnlicher Sprengsatz schon vor rund einer Woche an Ministerpräsident Pedro Sanchez geschickt worden sei. Der an den Regierungschef adressierte Umschlag mit „pyrotechnischem Material“ sei „entdeckt und durch die Sicherheitsdienste neutralisiert worden“, erklärte das Innenministerium am Donnerstag in Madrid. Die Sendung sei sowohl vom Aussehen als auch vom Inhalt her der Briefbombe in der ukrainischen Botschaft ähnlich gewesen.

Wer dafür verantwortlich sei, lasse sich noch nicht sagen, hieß es vom stellvertretenden Innenminister Rafael Perez. „Wir stehen am Anfang der Ermittlungen.“ Diese hat der Oberste Gerichtshof Spaniens, der auf die Verfolgung von Terrorismus spezialisiert ist, an sich gezogen.

Spanien hat die Ukraine seit Beginn von Russlands Angriffskrieg unterstützt, insbesondere militärisch. Daneben lieferte Spanien angesichts der russischen Attacken auf die Energieinfrastruktur zuletzt auch Stromgeneratoren in die Ukraine.