10.000 Soldaten, Polizisten: Großstadt in El Salvador umstellt

Im Kampf gegen die Bandenkriminalität in El Salvador haben rund 10.000 Soldaten und Polizisten die Großstadt Soyapango nahe der Hauptstadt San Salvador umstellt. Die Stadt sei „vollständig umzingelt“, gab Präsident Nayib Bukele gestern auf Twitter bekannt. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, fahndeten mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten und Polizisten in der Stadt nach Bandenmitgliedern. Militärfahrzeuge und Polizeiautos fuhren durch die Straßen, auch Drohnen waren im Einsatz.

Binnen drei Tagen 87 Menschen ermordet

Bukele hatte Ende März den Ausnahmezustand verhängt, nachdem in dem zentralamerikanischen Land binnen drei Tagen 87 Menschen ermordet worden waren. Im November kündigte er an, künftig ganze Städte abriegeln zu lassen, damit Soldaten und Polizisten von Haus zu Haus gehen und nach Bandenmitgliedern suchen können. Soyapango war nun die erste Stadt, in der ein solcher Großeinsatz stattfand.

Soyapango ist mit etwa 290.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine der größten Städte in El Salvador und gilt wegen der Bandenkriminalität schon seit Langem als unsicher. Vor einigen Monaten begannen die Behörden damit, die Graffiti zu entfernen, mit denen die Banden ihre Gebiete markieren. Laut Bürgermeisterin Nercy Montano wurde mit den bisherigen Maßnahmen schon „eine enorme Verbesserung“ der Sicherheitslage erreicht.

Seit der Verhängung des Ausnahmezustands wurden in El Salvador bereits mehr als 58.000 mutmaßliche Bandenmitglieder festgenommen. Das Parlament hat den Ausnahmezustand schon mehrfach verlängert, zuletzt bis Mitte Dezember. Menschenrechtsorganisationen kritisieren den Ausnahmezustand, der unter anderem Inhaftierungen ohne Richterbeschluss ermöglicht, als drastische Einschränkung von Grundrechten.