Karl Merkatz, 2013
APA/Georg Hochmuth
1930–2022

Karl Merkatz ist tot

Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag am 17. November ist der große österreichische Volksschauspieler Karl Merkatz Sonntagfrüh zu Hause in Salzburg-Land verstorben. Das gab seine Familie bekannt. Aus der Politik kamen zahlreiche Würdigungen.

Den Österreicherinnen und Österreichern hat er sich als Fleischhauer Karl Bockerer in Franz Antels Filmen und als Edmund „Mundl“ Sackbauer in der TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (Drehbuch: Ernst Hinterberger) eingeprägt: zwei raue, aber herzliche Proletarier.

In seinen über 150 Bühnenrollen spielte Merkatz vor allem Nestroy-, Raimund- und Shakespeare-Figuren. Im Lauf seiner Karriere war Merkatz in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen und schrieb damit heimische Film- und Fernsehgeschichte.

Karl Merkatz verstorben

Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag am 17. November ist der große österreichische Volksschauspieler Karl Merkatz Sonntagfrüh zu Hause in Salzburg-Land verstorben. Das gab seine Familie bekannt.

Vom Tischler zum Schauspieler

Geboren wurde Merkatz am 17. November 1930 als Sohn eines Werkzeugmachers und einer Weberin in Wiener Neustadt. Schon als Kind war er vom Theater fasziniert und spielte in einer Laiengruppe, doch auf Wunsch seiner Eltern, „ein richtiges Handwerk“ zu erlernen, machte er zunächst eine Tischlerlehre. Nach absolvierter Lehre ging er nach Zürich und verfolgte dort sein Ziel, Schauspieler zu werden. Nachdem er Schauspielunterricht genommen hatte, unter anderem in Wien, begann er ein Studium am Mozarteum in Salzburg, das er 1955 mit Auszeichnung abschloss.

Karl Merkatz bei Premiere von  „Echte Wiener 2“
APA/Herbert Pfarrhofer
„Mundl“ Sackbauer machte Merkatz zu einem der populärsten Schauspieler Österreichs

Seine ersten Bühnenengagements hatte Merkatz am Kleinen Theater in Heilbronn und am Salzburger Landestheater. In Heilbronn lernte er auch seine Frau Martha Metz kennen, mit der er seit 1956 verheiratet ist. Danach ging er für einige Jahre nach Deutschland, wo er an den Städtischen Bühnen Nürnberg, an den Bühnen der Stadt Köln, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Thalia Theater Hamburg und den Münchner Kammerspielen arbeitete – mehr dazu in noe.ORF.at und wien.ORF.at.

Operette, Musical, Kabarett

Eines seiner Lieblingsstücke war Samuel Becketts „Warten auf Godot“. Am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen 2005 war er in „König Ottokar“ zu sehen und gab im selben Jahr im „Jedermann“ den armen Nachbar. Auch in Franz Kafkas „Ein Bericht an eine Akademie“ wusste er immer wieder zu beeindrucken.

TV-Hinweis

Der ORF ändert in memoriam Karl Merkatz sein Programm. Am Sonntag um 23.05 Uhr ist „Vom Tischler zum echten Wiener“ in ORF2 zu sehen. In „Guten Morgen Österreich“ erinnern sich am Montag Klaus Rott, Liliana Nelska, Erika Deutinger („Ein echter Wiener geht nicht unter“) und Michael Schottenberg an ihre Zusammenarbeit mit Merkatz. Der „kulturMontag“ zeigt am Montag um 22.30 Uhr in ORF2 einen umfangreichen Nachruf zum Leben und Schaffen des Schauspielers.

Merkatz wirkte auch in Operetten mit. 1993 spielte er erstmals in einer Musicalrolle am Stadttheater Klagenfurt als „Der Mann von La Mancha“ und später am Theater an der Wien als Milchmann Tevje in „Anatevka“. 2009 gab er seinen Abschied von der Theaterbühne bekannt – sein großer Wunsch, einmal den „König Lear“ zu spielen, ging nicht in Erfüllung. Nachdem er ab 2008 erfolgreich sein Kabarettprogramm „Der Blunzenkönig“ auf die Bühne brachte, kam das Stück 2015 mit Merkatz in der Hauptrolle auch in die heimischen Kinos.

„Mundl“ brachte den Durchbruch

Im Lauf seiner Karriere war Merkatz in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Den Durchbruch und seinen bis heute prägenden Auftritt hatte er in „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (1975 bis 1979). Die Rolle des „Mundl“ wurde zu einer der populärsten Fernsehfiguren der Zweiten Republik und machte Merkatz zu einem der beliebtesten Schauspieler.

Zum Lebenswerk von Karl Merkatz

Peter Schneeberger aus der ORF-Kulturredaktion spricht über das erfolgreiche Schauspielleben von Karl Merkatz.

2008 fand die Erfolgsgeschichte des Edmund Sackbauer mit dem Film „Echte Wiener – Die Sackbauer-Saga“ eine erfolgreiche Fortsetzung, der sich 2010 „Echte Wiener 2 – Die Deppat’n und die Gspritzt’n“ anschloss. Für die Rolle des Karl Bockerer wurde er 1982 mit dem Filmband in Gold und dem Deutschen Schauspielpreis ausgezeichnet.

Auf 13 Folgen brachte es die TV-Serie „Der Spritzen-Karli“. Für „Anfang 80“ erhielt er 2013 unter anderem den Österreichischen Filmpreis als bester Hauptdarsteller. Aber auch von offizieller Seite gab es zahlreiche Ehrungen, etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, die Goldene Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien und 2002 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.

Karl Merkatz bei Preisverleihung, 2013
APA/Herbert Pfarrhofer
Im Laufe seiner langen Fernseh- und Bühnenkarriere durfte sich Merkatz über zahlreiche Auszeichnungen freuen

„So bin ich“, heißt seine 2005 erschienene Autobiografie (Styria Verlag), „Ein Schamerl braucht vier Haxen“ war der Titel seiner 2015 von Christoph Frühwirth aufgezeichneten Erinnerungen (Amalthea Verlag). In einem Ö1-„Hörbild“ sagte Merkatz einmal: „Das Wort ‚Karriere‘ existiert in meinem Wortschatz nicht. Mir ist es immer darum gegangen, zu arbeiten, Menschen zu unterhalten, ihnen, so gut es geht, eine Freude zu bereiten. Manchmal ist mir das, so hoffe ich, gelungen.“

Würdigungen aus der Politik

Politikerinnen und Politiker aller Couleurs reagierten am Sonntag auf das Bekanntwerden der Todesmeldung. „Mit Karl Merkatz ist heute ein großer Charakterdarsteller verstorben, dessen Verkörperungen, wie etwa der Bockerer oder ‚Mundl‘, sich in das kollektive Bewusstsein des Landes eingeprägt haben. Darüber hinaus war Karl Merkatz ein unglaublich emphatischer und engagierter Mensch. Er trug das Herz am rechten Fleck. Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei seiner Familie und seinen FreundInnen“, würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen Merkatz.

Als Bockerer und „Mundl“ habe Merkatz Film- und Fernsehgeschichte geschrieben, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter. „Der Tod dieses großen Volksschauspielers ist ein großer Verlust für Österreichs Kulturszene. Er ruhe in Frieden!“

Österreich verliere „einen wahren Volksschauspieler. Niemand hat mit so viel Liebe zu den Menschen das Sympathische und Liebenswerte hinter manchmal ruppigen Oberflächen gefunden und zum Leuchten gebracht. Habe d’Ehre, Karl!“, schrieb der für Kunst zuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf Twitter.

„Feinsinniger Mensch“

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) nannte Merkatz „nicht nur einen großartigen Volksschauspieler, sondern auch einen ganz feinsinnigen Menschen“. „Karl Merkatz’ Tod ist ein unersetzlicher Verlust für das heimische Kulturleben“, zeigte sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) „bestürzt über das Ableben des großen Volksschauspielers“.

„Merkatz und die Freiheitliche Partei waren mit Sicherheit nicht auf einer Linie, es ist aber zu betonen, dass Merkatz immer den fairen Diskurs wahrte“, ließ der freiheitliche Kultursprecher Thomas Spalt wissen. „Auch in seiner kurzen Zeit als Obmann von SOS-Mitmensch ging es ihm um Menschenrechte und nicht politische Hetze wie heute.“

Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) würdigte den zuletzt in Straßwalchen lebenden Merkatz in einer Aussendung: „Egal ob als Edmund ‚Mundl‘ Sackbauer, Karl Bockerer oder auch in seinen unzähligen Theaterrollen setzte er sich ein nachhaltiges Denkmal als Publikumsliebling und österreichische Schauspiellegende.“