Die Zahl der bei einem Angriff in Osten der Demokratischen Republik Kongo getöteten Zivilisten ist nach Angaben der Regierung auf 272 gestiegen. Bisher war von etwa 50 Toten die Rede gewesen.
Der kongolesische Industrieminister Julien Paluku nannte die neue Zahl gestern und warf zudem der Rebellengruppe M23 vor, für das Massaker am 29. November in der Stadt Kishishe verantwortlich zu sein – was diese bestreitet.
Die Regierung erklärte zudem, die M23 sei von Mitgliedern der ruandischen Armee unterstützt worden. Ruanda hat solche Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Vereinten Nationen hatten vergangene Woche mitgeteilt, dass sie Berichte über eine hohe Zahl von Opfern unter der Zivilbevölkerung während Zusammenstößen der M23 mit lokalen Milizen in Kishishe erhalten habe. Die kongolesische Armee und die M23, eine von der Gruppe der Tutsi geführte Miliz, liefern einander seit Monaten Kämpfe im Osten des Landes.
Auch USA in Konflikt eingeschaltet
Die Staats- und Regierungschefs der DR Kongo und Ruandas haben sich wiederholt getroffen, um die Lage zu entschärfen. Zwar hatten sie sich jüngst auf einen Waffenstillstand geeinigt. Die Kämpfe gingen jedoch weiter.
Auch die USA haben sich in den Konflikt eingeschaltet. US-Außenminister Antony Blinken sagte, er habe ein „produktives Gespräch“ mit dem ruandischen Präsidenten Paul Kagame über die Notwendigkeit von Frieden und Sicherheit im Osten der DR Kongo geführt.
Der ruandische Außenminister Vincent Biruta erklärte indes, es gebe nach wie vor unterschiedliche Auffassungen. Die Kämpfe in der DR Kongo beunruhigen zunehmend auch die Nachbarstaaten in Zentral- und Ostafrika.
Die M23-Miliz hat in diesem Jahr mehrere Offensiven im Osten der DR Kongo gestartet und erstmals seit 2012 bedeutende militärische Fortschritte erzielt. Durch die Kämpfe mit der Armee wurden seit März Tausende Menschen aus ihren Wohngebieten vertrieben.