Rauchfahne über einem russischen Militärflughafen
IMAGO/SNA/Ria Novosti
Russland

Ukraine attackiert russische Militärflughäfen

In der russischen Region Kursk an der Grenze zur Ukraine ist am Dienstag nach Angaben russischer Behörden ein Flugplatz mit Drohnen angegriffen worden. Bereits am Vortag war es laut Russland zu Angriffen auf zwei russische Militärflughäfen durch Drohnen gekommen.

„Es gab keine Verletzten. Das Feuer ist lokal begrenzt. Alle Notfalldienste arbeiten an Ort und Stelle“, schrieb der Gouverneur von Kursk, Roman Starowoit, Dienstagfrüh auf Telegram. Reuters konnte die Berichte nicht unabhängig überprüfen. Die Region grenzt an die Ukraine. „Wegen des Brandes im Bereich des Flughafens wurde entschieden, den Unterricht an zwei Schulen auszusetzen“, so Starowoit.

Videos aus der Industriestadt Kursk zeigten eine große Stichflamme im Bereich des Flughafens. Medienberichten zufolge geriet ein Öllager in Brand. Der Flughafen wird seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen das Nachbarland Ende Februar ausschließlich für militärische Zwecke genutzt. Für zivile Flüge ist er gesperrt.

Rauchfahne über einem russischen Militärflughafen
IMAGO/SNA/Ria Novosti
Die Rauchfahne soll laut dem Gouverneur von Kursk über einem Militärflughafen in der Region stehen

Angriff auf zwei Militärflughäfen am Montag

Erst am Montag waren zwei russische Militärflugplätze mit Drohnen angegriffen worden, einer im südrussischen Gebiet Saratow, einer im zentralrussischen Rjasan nahe Moskau. In Rjasan soll es der amtlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge bei der Explosion eines Tanklasters die drei Todesopfer gegeben haben.

Auf dem 730 Kilometer südöstlich der Hauptstadt gelegenen Luftwaffenstützpunkt Engel in der Region Saratow sind strategische Bomber der russischen Nuklearstreitkräfte stationiert, die in der Vergangenheit bei Raketenangriffen auf die Ukraine eingesetzt wurden. So weit im russischen Landesinneren gab es seit Kriegsbeginn noch keine Angriffe des ukrainischen Militärs.

Russland machte am Montag die Ukraine für die Angriffe mit mindestens drei Toten verantwortlich. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte Montagabend: „Am Morgen des 5. Dezember hat das Kiewer Regime versucht, mit reaktiven Drohnen aus sowjetischer Produktion die Militärflugplätze Djagiljewo im Gebiet Rjasan und Engels im Gebiet Saratow zu attackieren, um russische Langstreckenflugzeuge außer Gefecht zu setzen.“

Eine Rauchfahne über einem russischen Militärflughafen
AP/Administration of the Kursk region of Russia
Die Rauchfahne in Kursk ist weithin sichtbar

Ukraine bestätigt indirekt Angriff

Die Langstreckenbomber seien jedoch nur unwesentlich beschädigt worden, auch dank des Einsatzes von Flugabwehr. Die Drohnen seien in geringer Höhe geflogen und von der Luftabwehr abgeschossen worden, hieß es weiter aus Moskau. Die ukrainischen Luftstreitkräfte bestätigten Montagabend indirekt die Angriffe auf die beiden russischen Militärflugplätze. Auf Telegram wurden zudem zwei Fotos veröffentlicht, die einen beschädigten russischen Bomber und einen beschädigten Lastwagen vor einem offenbar getroffenen Flugzeug zeigen. Die Echtheit der Bilder konnte nicht geprüft werden.

Drohnenangriff auf Militärflugplatz in Kursk

In der russischen Region Kursk an der Grenze zur Ukraine ist nach Angaben russischer Behörden ein Flugplatz mit Drohnen angegriffen worden. Videos aus der Industriestadt Kursk zeigten eine große Stichflamme im Bereich des Flughafens. Medienberichten zufolge geriet ein Öllager in Brand. Bereits am Vortag war es laut Russland zu Angriffen auf zwei russische Militärflughäfen durch Drohnen gekommen.

Die „New York Times“ zitierte einen ranghohen ukrainischen Vertreter mit der Aussage, die Drohnen bei den Angriffen am Montag seien von ukrainischem Gebiet aus gestartet worden. Mindestens einer der Angriffe sei zudem mit Hilfe von Spezialkräften an dem Stützpunkt ausgeführt worden.

Selenskyj lobt ukrainische Luftabwehr

Die jüngste russische Angriffswelle von Montag tötete in der Ukraine erneut mehrere Menschen und ließ mancherorts die Strom- und Wasserversorgung zusammenbrechen. Dennoch lobte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Erfolge der Luftabwehr gegen die Vielzahl russischer Marschflugkörper am Montag. „Jede abgeschossene russische Rakete ist ein konkreter Beweis dafür, dass der Terror besiegt werden kann“, sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

Die Luftabwehr hatte nach eigenen Angaben rund 60 von etwa 70 Marschflugkörpern abgeschossen. Dennoch gab es mehrere Treffer. „Leider gibt es Opfer“, sagte Selenskyj. Vier Menschen seien getötet worden. Russlands neue Angriffswelle falle auf den Jahrestag der Unterzeichnung des Budapester Memorandums, erwähnte Selenskyj.

„Sie werden definitiv dagegen verstoßen“

In dem am 5. Dezember 1994 unterzeichneten Dokument hatten Russland, Großbritannien und die USA gemeinsam der Ukraine, Belarus und Kasachstan Sicherheitsgarantien für deren Verzicht auf alle Atomwaffen aus Sowjetzeiten auf ihren Territorien gegeben. Unter anderem verpflichteten sich die Unterzeichner, die Souveränität und bestehenden Grenzen der drei Ex-Sowjetrepubliken zu respektieren.

Russland, das sich 2014 bereits die Krim einverleibt hatte, begann am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine und hält einen Teil des Staatsgebiets besetzt. Die Missachtung des historischen Dokuments gebe Antworten auf viele der heutigen Fragen zu Russland, sagte Selenskyj. „Unterschreiben Sie einfach etwas mit diesen Terroristen – es wird keinen Frieden geben. Vereinbaren Sie einfach etwas mit ihnen – sie werden definitiv dagegen verstoßen.“

Schon deswegen sei eine grundlegende Fortsetzung der bestehenden Politik der „gewissenhaften Staaten“ der Welt nötig, so Selenskyj mit Blick auf alle Partner und Unterstützer der Ukraine. „Nur die Zerschlagung russischer terroristischer Fähigkeiten, nur die Befreiung unseres gesamten Landes und nur die Verurteilung der Mörder kann Frieden bringen“, sagte er weiter.

Selenskyj besucht Streitkräfte im Osten

Selenskyj reiste am Dienstag zum Ehrentag der ukrainischen Streitkräfte in die Nähe der Front im Osten des Landes. „Gerade den heutigen Tag werde ich an der Front mit unseren Kämpfern begehen“, sagte der 44-Jährige in einer am Dienstag verbreiteten Videobotschaft.

Der Staatschef stand dabei bei Minusgraden am Ortseingang der Stadt Slowjansk im Gebiet Donezk. Slowjansk ist rund 35 Kilometer von der Front entfernt. Selenskyj dankte den Soldaten wortreich für ihren Kampf gegen den Angreifer Russland. „Wir sind stolz auf die Streitkräfte der Ukraine.“

Im Osten der Ukraine gingen die Kämpfe auf dem Boden unterdessen unvermindert weiter. Das ukrainische Militär teilte am Dienstag mit, die Streitkräfte hätten in der Region Donezk in den vergangenen 24 Stunden russische Angriffe auf sieben Ortschaften zurückschlagen können. Dazu gehöre auch die Stadt Bachmut. Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sagte auf YouTube, russische Soldaten hätten versucht, Straßen nach Bachmut von Westen und Nordwesten aus zu blockieren. Der Gouverneur von Donezk, Pawlo Kyrylenko, sagte im ukrainischen Fernsehen, es seien nur noch rund 12.000 Menschen in Bachmut. Vor dem Krieg hatte die Stadt 80.000 Einwohner. Gas und Strom gebe es nicht.

Putin beruft Sicherheitsrat ein

Kreml-Chef Wladimir Putin berief wegen der Drohnenangriffe am Dienstag den Sicherheitsrat seines Landes ein. Hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden berieten mit Putin darüber, wie die „innere Sicherheit“ des Landes gewährleistet werden könne, nachdem Moskau die Angriffe als Bedrohung eingestuft hatte, hieß es aus dem Kreml.

Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte vor Reportern, die Behörden würden „notwendige“ Maßnahmen ergreifen, um das Land vor ukrainischen Angriffen zu schützen. „Natürlich ist die vom ukrainischen Regime offen erklärte Linie, solche terroristischen Handlungen fortzusetzen, eine Gefahr“, so Peskow.