Frau mit Maske in Peking
AP/Andy Wong
Abkehr von Null-Covid-Politik

China kündigt umfassende Lockerungen an

Nach den Massenprotesten in vielen Teilen des Landes Ende November hat die chinesische Regierung bei einer Pressekonferenz am Mittwoch landesweite Lockerungen von Coronavirus-Maßnahmen angekündigt. Schon zuvor hoben Großstädte wie Schanghai und Peking Beschränkungen auf. Die umfassenden Änderungen von Mittwoch sind nun aber ein deutliches Zeichen, dass China von seiner Null-Covid-Politik abrückt.

Die neuen Richtlinien der Nationalen Gesundheitskommission (NHC) sehen unter anderem vor, dass sich infizierte Personen ohne oder mit milden Symptomen „generell zu Hause isolieren“ können. Bisher waren die Massentests ein wichtiger Eckpfeiler der chinesischen Null-Covid-Politik. Der Umfang und die Häufigkeit von PCR-Tests soll nun reduziert und künftig nur noch in Gegenden mit „hohem Risiko“ sowie in Schulen und Krankenhäusern verpflichtend durchgeführt werden.

Wichtige Staatsorgane, große Unternehmen und andere spezielle Einrichtungen könnten trotzdem nach ihren eigenen Vorbeugungsplänen handeln. Allerdings dürfe es nicht zu Produktions- und Arbeitsausfällen kommen, so die NHC. Hochrisikogebiete müssten in Zukunft präziser festgelegt werden und können einzelne Gebäude oder auch nur ein Stockwerk betreffen.

Corona Teststation in Peking
AP/Andy Wong
China setzte bisher auf Massentests – in manchen Bereichen sogar täglich

Lockdowns nicht mehr „willkürlich“ ausweiten

Die neuen Testregeln führen auch zu Erleichterungen beim Reisen. Menschen, die von einer Provinz in die andere reisen, müssen nach den neuen Regeln künftig keinen höchstens zwei Tage alten negativen Coronavirus-Test mehr vorweisen und sich auch bei ihrer Ankunft nicht mehr testen lassen.

Eine Entlastung für die Menschen dürfte auch die Möglichkeit der Heimquarantäne sein. Bisher mussten positiv auf CoV getestete Personen in zentralen Regierungseinrichtungen in Quarantäne. Nach einer Woche Heimquarantäne sind nun zwei negative PCR-Tests nötig, um sich wieder frei bewegen zu dürfen. Enge Kontaktpersonen sollen sich fünf Tage zu Hause isolieren und dann freitesten können.

China kündigt CoV-Lockerungen an

Nach den Massenprotesten in vielen Teilen des Landes Ende November hat die chinesische Regierung bei einer Pressekonferenz am Mittwoch landesweite Lockerungen von Coronavirus-Maßnahmen angekündigt. Schon zuvor hoben Großstädte wie Schanghai und Peking Beschränkungen auf. Die umfassenden Änderungen von Mittwoch sind nun aber ein deutliches Zeichen, dass China von seiner Null-Covid-Politik abrückt.

Lockdowns werden sich nur noch auf Gebäude, Wohneinheiten, Stockwerke oder Haushalte beziehen – und nicht „willkürlich“ auf Bezirk, Straße oder gesamte Gegend ausgeweitet werden, wie der Staatsrat weiter mitteilte. Nach der Lockerungsankündigung reagierte Disneyland Schanghai recht rasch und will bereits am Donnerstag wieder für Besucher und Besucherinnen öffnen. Der Themenpark war aufgrund von CoV-Maßnahmen seit Ende November geschlossen.

Reaktion auf Proteste

Die anhaltend strikten Beschränkungen nach fast drei Jahren Pandemie hatten in China vor wenigen Tagen für heftige Proteste in mehreren Städten gesorgt. Ein weiteres Ausbreiten der Demonstrationen wurde durch ein starkes Polizeiaufgebot verhindert. Die Regierung versucht jetzt offenbar doch gegenzusteuern.

Der Protest hatte sich zwar an den strikten Ausgangsbeschränkungen für Wohnanlagen und ganze Stadtviertel, der Zwangsquarantäne und der zum Teil fast täglichen Testpflicht entzündet. Es war aber auch direkte Kritik an Präsident Xi Jinping und der Kommunistischen Partei Chinas zu hören. Erste „Optimierungen“ der Null-Covid-Maßnahmen gab es bereits kurz nach den Protesten. Nun folgt die breitere Lockerung.

Männer mit Schutzanzügen in Peking
AP/Koki Kataoka/Yomiuri Shimbun
Bisher mussten mit CoV infizierte Menschen in Regierungszentren ihre Quarantäne verbringen

Sorge vor Anstieg der Infektionen

Fraglich ist, was das für die Infektionszahlen bedeutet. China kämpft seit einigen Wochen mit der größten Welle an Infektionen seit Beginn der Pandemie – die absoluten Zahlen sind im internationalen Vergleich niedrig und gingen zuletzt auch etwas zurück. Am Mittwoch wurden 25.000 Neuinfektionen in dem 1,4-Milliarden-Einwohner-Land gemeldet.

Befürchtet wird aber, dass die Zahlen deutlich steigen können. Fachleute warnen, dass das schlecht entwickelte Gesundheitssystem überfordert sein könnte. Es fehlt in der Bevölkerung auch an natürlicher Immunität, da das abgeschottete China bisher kaum Infektionen gesehen hat. Peking will die Impfung vor allem älterer Menschen vorantreiben, da diese unzureichend durch Vakzine geschützt sind. Aus Angst vor Nebenwirkungen wurden Ältere bisher weniger geimpft. Nur 40 Prozent der Menschen über 80 haben eine Auffrischungsimpfung bekommen.