Proteste rund um Scala-Eröffnung in Mailand

Die für heute Abend geplante Saisoneröffnung der Mailänder Scala mit der russischen Oper „Boris Godunow“ steht im Zeichen von Protesten. Es wurden bereits fünf Mitglieder der italienischen Klimagruppe „Ultima Generazione“ („Letzte Generation“) festgenommen, nachdem sie blaue Farbe auf die Fassade des Theaters geschüttet hatten.

Anlässlich des angekündigten Besuchs der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni von der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia wird zudem mit Protesten seitens linker Gruppierungen und Gewerkschaftsaktivistinnen und -aktivisten gegen die postfaschistische Premierministerin gerechnet.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Stärkste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Mailand getroffen, da auch Persönlichkeiten wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, Staatspräsident Sergio Mattarella und mehrere italienische Minister und Intellektuelle an der Premiere teilnehmen.

Die linke Gewerkschaft COBAS kündigte an, dass ihre Mitglieder vor der Scala gegen die hohen Stromrechnungen demonstrieren werden. Vertreter der ukrainischen Gemeinschaft wollen ebenfalls anwesend sein, um gegen die russische Invasion in ihrem Land zu protestieren.

Der ukrainische Konsul in Mailand, Andrej Kartysch, hatte die Scala kürzlich gebeten, ihre Saison nicht mit „Boris Godunow“ zu eröffnen, um eine mögliche propagandistische Nutzung der Oper durch Moskau zu verhindern.

Scala vor Finanzierungskürzung

Es wird die erste Premiere ohne CoV-Restriktionen seit 2019. Die feierliche Atmosphäre ist jedoch von Ungewissheit um die Zukunft getrübt. Die Region Lombardei und die Gemeinde Mailand, die zu den großen Förderern der Scala zählen, haben im kommenden Jahr Finanzierungskürzungen angekündigt. Scala-Intendant Dominique Meyer räumte ein, dass 2023 ein schwieriges Jahr sein werde, und rief zu „gemeinsamen Anstrengungen“ auf, um „den Wert der Kultur zu bekräftigen“.

Die Gewerkschaften der Scala-Mitarbeitenden hatten darum gebeten, vor Beginn der Aufführung eine Botschaft verlesen zu dürfen, in der es heißt, dass „ein Land, das die Mittel für die Kultur kürzt, die Zukunft seiner Bürger beschneidet“. Das wurde ihnen nicht genehmigt. Sie werden sich damit begnügen, Staatschef Mattarella während der Pause einen Brief mit ihren Bedenken über die Finanzierungskürzungen zu überreichen.