Weihnachtsbaum auf der Piazza Venezia im Rom
Reuters/Yara Nardi
Trotz dichten Nadelkleids

Christbaum in Rom erregt wieder Gemüter

Rom und sein Christbaum ist eine nicht enden wollende Geschichte der Missverständnisse, Enttäuschungen und Rechtfertigungen. Auch in diesem Jahr erregt der Baum auf der zentralen Piazza Venezia die Gemüter. Während in der Vergangenheit vor allem das Nadelkleid des Baums für Unmut sorgte, ist es diesmal das Drumherum, das Kritikerinnen und Kritiker auf den Plan ruft.

Am satten Grün des Baums gibt es in diesem Jahr augenscheinlich nichts zu meckern. Dafür muss sich Roms Bürgermeister, Roberto Gualtieri, aus anderen Gründen Kritik anhören. Die Stadt plazierte am Fuße des Baums große Photovoltaikpaneele – und mehr hat es in diesem Jahr nicht gebraucht.

Die großen Module bei der Fichte seien „unästhetisch“, urteilte etwa Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi und forderte deren Entfernung. Für die Installierung der Sonnenkollektoren im Stadtkern sei eine Genehmigung des Denkmalschutzes notwendig, die die Stadtverwaltung nicht eingeholt habe. „Ich verstehe nicht, warum man für vier Weihnachtskugeln Sonnenkollektoren braucht“, kritisierte der Kunstexperte.

Kontroverse um Roms Weihnachtsbaum

In Rom ist der Christbaum aufgestellt worden. Die Fichte auf dem Hauptplatz Piazza Venezia sorgt allerdings für Diskussionen, da die großen Photovoltaikpaneele, mit denen sie dieses Jahr erstmals beleuchtet wird, als unästhetisch bezeichnet werden. Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi ordnete gar die Entfernung der Paneele an.

Die Rechtspartei Lega kritisierte den Christbaum mit den Sonnenkollektoren als „negatives Symbol von ökologischer Ideologie um jeden Preis“. Die Fichte sei umgeben „von abscheulichen riesigen Photovoltaikpaneelen, die vor allem tagsüber die herrliche Kulisse der Piazza Venezia verunstalten“, erklärte Daniele Giannini, Mitglied des Regionalrats der Lega in der Region Latium, zu der Rom gehört. „Wo ist der wahre Zauber der römischen Weihnacht geblieben? Ist es möglich, dass die Hauptstadt Italiens keinen Tannenbaum haben kann, der so würdig und schön ist wie die anderen großen Metropolen der Welt?“, fragte Giannini.

Bürgermeister: Respekt für Umwelt

Bürgermeister Gualtieri rückte deshalb dieser Tage zur Verteidigung des Ensembles aus Baum und PV aus. „Einfache Gesten bewirken viel. Das ist die Botschaft, die wir in dieser Weihnachtszeit entsenden wollen: Der traditionelle Weihnachtsbaum auf der Piazza Venezia wird zum ersten Mal mit Photovoltaikpaneelen betrieben. Diese ermöglichen Energieeinsparungen von bis zu 27 kWh pro Tag und eine Verringerung der CO2-Emissionen um über 17 Kilogramm pro Tag“, sagte Gualtieri Donnerstagabend, als die Beleuchtung des Baums erstmals in diesem Jahr eingeschaltet wurde.

Weihnachtsbaum auf der Piazza Venezia im Rom
AP/Gregorio Borgia
Große Solarpaneele rund um den Baum sollen helfen, Energie zu sparen – das gefällt nicht allen

„Respekt für die Umwelt, Energieeinsparung, Frieden: Feiern wir dieses Weihnachtsfest, indem wir den wichtigsten Platz Roms und die wichtigste Straße der Stadt, die zentrale Via del Corso, mit umweltfreundlicher Energie beleuchten. Wir entsenden damit eine Botschaft des Vertrauens und der Hoffnung auf eine nachhaltige und solidarische Zukunft“, so der Bürgermeister.

Erinnerungen an den „Glatzkopf“

Streit um den Christbaum in Rom gehört schon fast zur Weihnachtstradition. Vor fünf Jahren hatte sich Roms Stadtverwaltung wegen eines Christbaums mit hängenden Nadeln und nackten Zweigen viel Kritik zugezogen. „Spelacchio“ lautete der Spitzname für den Weihnachtsbaum, auf Deutsch „Glatzkopf“ oder „der Räudige“. Die unansehnliche Fichte war schon für tot erklärt worden, als sie aus Norditalien in der Ewigen Stadt ankam.

Erbärmlich schmächtig erschien der Baum im Vergleich zu seinen majestätischen Konkurrenten im Vatikan und in Mailand. Die damalige Bürgermeisterin Virginia Raggi war wegen des schäbigen Christbaums kritisiert und verspottet worden. Im Jahr darauf spendierte dann der Streamingsdienstleister Netflix der Stadt den Weihnachtsbaum. Als dieser aufgestellt wurde, wurden in sozialen Netzwerken umgehend offenbar abgebrochene und abgeschnittene Äste kritisiert. Schnell verbreitete sich daraufhin der Hashtag „#Spezzacchio“ (dt. in etwa: „der Zerstückelte“). Am Tag der Illumination war dann aber wieder alles gut – und die Römerinnen und Römer mit ihrem Baum versöhnt.