Planmäßig um 15.30 Uhr wollten sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter erneut zusammensetzen. Beide Seiten gingen grundsätzlich optimistisch in das Gespräch, hieß es, eine baldige Einigung werde angestrebt. Die Forderungen der Gewerkschaft liegen allerdings noch deutlich höher als das Angebot der Arbeitgeber.
Nach einem 24-stündigen Warnstreik vor 14 Tagen habe es in der Vorwoche „konstruktive“ Gespräche gegeben, um den Verhandlungsspielraum auszuloten. „Wir haben in der Vorwoche viel gerechnet“, hieß es aus Arbeitgeberkreisen. Auch die Arbeitnehmervertreter hätten ihre Positionen nochmals durchgerechnet, ist aus Verhandlungskreisen zu hören. Allerdings müsse es ein deutlich besseres Angebot geben.
Gewerkschaft fordert 400 Euro
Die Gewerkschaft Vida forderte zuletzt eine Lohnerhöhung des KV- und Ist-Lohnes um 400 Euro. Das entspräche einer durchschnittlichen Erhöhung um zwölf Prozent. Die Arbeitgebervertreter sprachen davon, dass die Forderung mehr als 13 Prozent ausmache. Die Arbeitgebervertreter boten zuletzt 8,4 Prozent bzw. eine Mindesterhöhung von 208 Euro an. „Ein Angebot von 208 Euro wird sicher nicht reichen“, merkte man bei der Gewerkschaft an.
Solange es bei der Eisenbahn noch 40-Stunden-Jobs gebe wie im Nachtzug, wo Kolleginnen und Kollegen lediglich 1.356 Euro netto im Monat als Einstiegsgehalt bekämen, gebe es im Kollektivvertrag noch massiven Aufholbedarf, meinte er. Die Arbeitgeber teilten hingegen mit, dass sie ihr Angebot von einem Plus von acht Prozent auf plus 8,44 Prozent erhöht haben.
Nach Streik: Eisenbahner verhandeln wieder
Die Eisenbahner nehmen nach dem Streik die Kollektivvertragsverhandlungen wieder auf. Einen Abschluss schließt die Gewerkschaft aber auch für dieses Gespräch aus.
Lange Nacht erwartet
Beide Seiten rechnen daher mit langwierigen Verhandlungen, die sich bis in die Nacht hineinziehen können. Aber letztlich streben beide Seiten eine rasche Einigung an. Ursprünglich war für Dienstag ein weiterer Verhandlungstermin angesetzt. Einen Abschluss der KV-Verhandlungen am Montag schloss die Gewerkschaft jedenfalls aus, da am Mittwoch und Donnerstag noch die Gewerkschaftsmitglieder abstimmen müssten, teilte Vida mit.
Bereits bei den ersten Gesprächen nach dem Warnstreik, der von harten medialen Schlagabtäuschen und gegenseitigen Vorwürfen gekennzeichnet war, hatte es von Verhandlerinnen und Verhandlern geheißen: „Es ist die Zeit gekommen, nicht mehr alles über die Medien zu kommentieren.“ Entsprechend wenig könnte am Montag auch aus den laufenden Verhandlungen dringen.
Höchste Ebene noch nicht eingeschaltet
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer sah bisher bei den Eisenbahnern keine Notwendigkeit, dass sich die Spitzen der Sozialpartnerschaft – also in diesem Fall er und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian – direkt einschalten, um den Gordischen Knoten zu zerschlagen. „Nein, noch nicht“, so Mahrer zuletzt.
Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagte am Tag des Warnstreiks, in Österreich sei es Tradition, dass sich die Bundesregierung nicht in Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern einmische. Sie hoffe aber, dass es rasch zu einer Einigung kommen werde. Ihr blute das Herz, wenn der öffentliche Verkehr nicht zur Verfügung stehe.
Der ganztägige Warnstreik hatte nicht zu dem befürchteten Verkehrschaos auf den Straßen geführt. Laut Bundesbahnen sind in Österreich normalerweise täglich rund 8.000 Personen- und Güterzüge verschiedener Betreiber unterwegs. Etwa eine Million Passagiere werden jeden Tag befördert.