Neuer Kopftuchstreit in Türkei

Während im Iran unter Lebensgefahr gegen den Zwang zur Verschleierung protestiert wird, streitet die Politik im Nachbarland Türkei über das Recht, ein Kopftuch bei der Arbeit und in der Schule zu tragen.

Die islamisch-konservative Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan brachte im Parlament zuletzt einen Entwurf für eine entsprechende Verfassungsänderung ein. Die Kontroverse über das Kopftuch könnte zu einem der wichtigsten Themen im bevorstehenden Wahlkampf werden.

Damit ist in der Türkei wieder eine Debatte in vollem Gange, die Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk Anfang des 20. Jahrhunderts ein für alle Mal beenden wollte, indem er das Kopftuch aus dem öffentlichen Dienst und dem Bildungswesen verbannte.

In seiner 20-jährigen Amtszeit als Regierungs- und Staatschef setzte sich Erdogan – nach Jahrzehnten einer eher säkularen Herrschaft – für die Rechte konservativer Muslime ein, einschließlich verschleierter Frauen.

Auch kemalistische CHP macht Kehrtwende

Die AKP lockerte das Kopftuchverbot von 2008 an Schritt für Schritt und erlaubte die Verschleierung zunächst wieder an den Universitäten, den Schulen, dann im öffentlichen Dienst, im Parlament und schließlich auch bei der Polizei.

Im Vorfeld des Wahlkampfs hatte allerdings Erdogans wahrscheinlicher Herausforderer, der Oppositionsführer der kemalistischen bzw. sozialdemokratischen CHP, Kemal Kilicdaroglu, das Thema als Erster wieder aufgegriffen.

Er räumte ein, dass die CHP – Atatürks Partei – beim Kopftuchverbot „in der Vergangenheit Fehler gemacht“ habe. Um die konservativen Kreise zu beruhigen, kündigte Kilicdaroglu an, im Falle seiner Wahl werde er das Recht, ein Kopftuch zu tragen, gesetzlich verankern.