Geteilte Meinungen über Anreize für längeres Arbeiten

Wirtschaftskammer und ÖVP-Seniorenbund unterstützen die Forderung von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), Anreize zu schaffen, um das Arbeiten über das gesetzliche Pensionsalter hinaus reizvoller zu machen. Die Meinungen dazu gingen heute auseinander.

Brunner hatte vorgeschlagen, Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen nach dem Erreichen des Pensionsantrittsalters die Pensionsversicherungsbeiträge zu erlassen.

„Am besten so schnell wie möglich“, lautete die Reaktion von Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec. Durch die Abschaffung der Pensionsbeiträge für arbeitende Pensionisten und Pensionistinnen würde diesen bis zu ein Drittel mehr von ihrem Zuverdienst bleiben.

Unterschiedliche Sichtweisen

Die Gefahr, dass dadurch jüngere Arbeitnehmer verdrängt werden könnten, sehe sie nicht, so Korosec. „Eine pensionierte Fachkraft kann keine Stelle blockieren, für die Jüngere nicht qualifiziert sind.“

Für Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), braucht es steuerliche Anreize für das Arbeiten über das Regelpensionsalter hinaus. Das würde auch einem Arbeitskräftemangel entgegenwirken.

„Darüber hinaus würde nicht nur die Belohnung von Arbeit im Alter, sondern auch die steuerliche Besserstellung von Überstunden, den Wert von Arbeit anerkennen und einen Beitrag zur Kaufkraft leisten.“ Umfragen zufolge wären bis zu 20 Prozent der Beschäftigten bereit, über das Regelpensionsalter hinaus zu arbeiten, so Kopf in einer Aussendung.

Rauch steht Idee „reserviert“ gegenüber

Sozialminister Joannes Rauch (Grüne) steht dem Vorstoß Brunners „reserviert“ gegenüber. Der Grund: Müssten pensionierte Beschäftigte keine Pensionsversicherungsbeiträge mehr zahlen, könnte es in der Folge zu Verdrängungseffekten kommen, so der Sozialminister. Pensionierte Beschäftigte könnten nicht pensionierten Beschäftigten vorgezogen werden, um Lohnnebenkosten zu sparen.

Davon wären besonders Berufswiedereinsteigerinnen betroffen. Daher hält Rauch das bestehende System für „in sich schlüssig und sozial gerecht“. Er verwies darauf, dass es bereits eine Reihe von Maßnahmen gebe, um die Menschen länger in Beschäftigung zu halten.

Die Industrie sprach sich für Brunners Vorstoß aus. Dieser sei „sinnvoll und eine rasche und einfache Maßnahme, um stärkere Erwerbsanreize zu setzen“, so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV).