Schneebedeckte Felder und Wälder
APA/Helmut Fohringer
Alle Jahre wieder

Tauwetter zu Weihnachten

Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten hat sich in den letzten Jahrzehnten in Österreich mehr als halbiert, eine Konsequenz der Klimakrise. In Wien klappte es das letzte Mal 2012, in Innsbruck ist eine Schneedecke am Heiligen Abend noch länger her. Auch heuer schauen die meisten durch die Finger, denn es wird nächste Woche deutlich milder, und damit taut es bis weit hinauf. Aber es gibt Ausnahmen.

Die Sehnsucht nach Schnee zu Weihnachten, nach einer glitzernden, unberührten Landschaft und Winteridylle ist bei vielen tief verankert. Selbst Menschen, die mit Kälte und Schnee grundsätzlich wenig anfangen können, machen bei weißen Weihnachten meist eine Ausnahme. Auch auf Weihnachtspostkarten sieht man fast immer eine dicke Schneedecke.

Klimatologisch liegt Weihnachten eher ungünstig für die weiße Pracht. Rund um Weihnachten stellt sich nämlich in Mitteleuropa regelmäßig eine wärmere Wetterphase ein, das Weihnachtstauwetter. In den letzten Jahrzehnten ist die Erwärmung durch den menschengemachten Klimawandel verstärkend dazugekommen.

Vielerorts ein weißer vierter Advent

Dieses Wochenende sollten Schneefans auskosten, weite Teile Österreichs sind weiß. Rund zehn Zentimeter Schnee liegen derzeit in Gaschurn (Vorarlberg), Zwettl (Niederösterreich) und Rohrbach (Oberösterreich), 20 Zentimeter sind es in Sillian (Osttirol) und sogar knapp 30 in Kötschach-Mauthen (Kärnten).

Auch die meisten Landeshauptstädte sind weiß, Innsbruck ist mit neun Zentimetern die schneereichste. Anfang der Woche war es mancherorts so frostig wie seit Jahren nicht mehr. In Salzburg wurden am Dienstag am Flughafen minus 15 Grad gemessen, die tiefste Temperatur im Dezember seit 2004.

Wetterkarte von Österreich
ORF
In weiten Teilen Österreichs hat es diese Woche geschneit. Schneeflächen sind türkis, über Westösterreich liegen Wolken. (Satellitenbild vom 13. Dezember)

Dieses Wochenende verläuft ebenfalls eiskalt. Sonntagfrüh erwartet die ORF-Wetterredaktion selbst im Flachland zum Teil an die minus zehn Grad, und in manchen Alpentälern sind unter minus 15 Grad zu erwarten. Skifahrer und Skifahrerinnen dürften sich dafür in den Bergen auf viel Sonnenschein freuen.

Nächste Woche erreicht deutlich mildere Luft vom Atlantik Österreich, zunächst vor allem auf den Bergen. In 2.000 Metern steigen die Temperaturen bis Dienstag um bis zu 20 Grad. In den Niederungen bleibt vorerst noch meist die kalte Luft liegen, eine Inversion bildet sich, und dadurch entstehen auch einige Nebelfelder.

Wo es bis Weihnachten weiß bleibt

Die Rechnung für weiße Weihnachten ist relativ einfach: Der Schneepolster muss dick sein, damit es auch noch zu Weihnachten weiß ist. Das Tauwetter wird nun allerdings ziemlich ausgeprägt, und viel schneien wird es bis Weihnachten nicht mehr, selbst in höheren Lagen nicht.

Bis Mittwoch hält sich der Schnee noch in vielen Regionen, dann setzt sich die Milderung von Westen her mehr und mehr durch, und es taut zunehmend. Bis Weihnachten dürften unterhalb von 1.200 Metern die meisten Schneedecken verschwinden.

Die größten Chancen, dass sich der Schnee auch noch in tiefen Lagen bis Weihnachten hält, haben einige Täler in Osttirol und Oberkärnten. Dort hält sich die Inversion und damit die kalte Luft am besten.

Trend: Weiße Weihnachten immer seltener

Seit den 2000er Jahren sind weiße Weihnachten in tiefen Lagen markant seltener geworden. Die meisten Landeshauptstädte verzeichnen mittlerweile eine lange Serie an Weihnachten ohne Schnee, St. Pölten war das letzte Mal vor 15 Jahren am Heiligen Abend weiß. Noch in den 1980er und 1990er Jahren gab es hingegen immer wieder weiße Weihnachten, in St. Pölten reichte es in diesen zwei Jahrzehnten siebenmal für Schnee.

In den 1960er Jahren erlebte Österreich eine Reihe sehr kalter Winter. „Von 1961 bis 1965 war es zu Weihnachten fast jedes Jahr flächendeckend weiß. In Klagenfurt lag sogar von 1961 bis 1971 jedes Jahr am 24. Dezember Schnee“, sagt Alexander Orlik, Klimatologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Das hat sich auf die Statistik niedergeschlagen.

Weiße Weihnachten waren aber auch vor dem Klimawandel abgesehen von den Bergen keine Selbstverständlichkeit. In Wien lag in den 1930ern, 1940ern und 1950ern rund jedes dritte Jahr Schnee zu Weihnachten. In Graz gab es von 1900 bis einschließlich 1915 sechsmal weiße Weihnachten und zehnmal grüne.

Klimawandel als Gamechanger

In den letzten Jahrzehnten ist die natürliche Schwankung von der menschengemachten Klimaerwärmung zunehmend überlagert worden. Der Dezember hat sich in Österreich seit den 1990er Jahren schon um 1,5 Grad erwärmt. Das wirkt sich zwangsläufig auf die Schneelage zu Weihnachten aus.

Infografik der letzten weißen Weihnachten in Landeshauptstädten
ORF.at/Sandra Schober

Die Wahrscheinlichkeit, dass Schnee liegt, wenn das Christkind kommt, hat sich in den tiefen Lagen schon mehr als halbiert. „Durch die höheren Temperaturen fällt der Niederschlag nun öfter als Regen, und der gefallene Schnee schmilzt auch wieder schneller“, sagt Klimatologe Orlik. Das gilt besonders für tiefere Lagen.

Aber auch in höher gelegenen Orten nimmt die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mittlerweile merkbar ab. Am Semmering (Niederösterreich) war es in den 1990er Jahren jedes Jahr weiß, in den letzten zehn Jahren gab es nur noch viermal weiße Weihnachten. Ähnlich sieht der Trend in Mariazell (Steiermark), Preitenegg (Kärnten) und St. Michael im Lungau (Salzburg) aus.

Schneegarantie auf den Bergen

Oberhalb von etwa 1.200 Meter Höhe sind weiße Weihnachten aber nach wie vor fast eine Bank. Schröcken (Vorarlberg), Galtür und St. Jakob in Defereggen (beide Tirol) haben eine Wahrscheinlichkeit für Schnee zu Weihnachten von 90 Prozent und mehr, hier wird es auch heuer weiß sein.

Schröcken hält auch einen besonderen Schneerekord. 1981 lagen am Heiligen Abend 2,2 Meter, und bis zum Stefanitag wuchs die Schneedecke auf 2,5 Meter an. Mehr als ein Meter lag damals auch in Schoppernau (Vorarlberg), Abtenau (Salzburg), Pertisau (Tirol) und Kollerschlag (Oberösterreich).

Schnee auf Bergen in Hinterlux
IMAGO/Axel Kaste
Schneegarantie gibt es zu Weihnachten auf jeden Fall im Gebirge

Rekorde der Landeshauptstädte

Weihnachten 1981 war auch Wien tiefwinterlich. Nach 20 Zentimetern am Heiligen Abend erreichte die Schneehöhe am Stefanitag 39 Zentimeter. Eine vergleichbar mächtige Schneedecke gab es in der Bundeshauptstadt in ihrer langen Messreihe nur 1969. Aus diesem Jahr stammen die Rekorde für St. Pölten mit 50 Zentimetern und Eisenstadt mit 39 Zentimetern. 1962 gab es 65 Zentimeter in Innsbruck und 35 Zentimeter in Salzburg.

Im Süden Österreichs ging es zu Weihnachten 1994 extrem schneereich zu. Graz und Klagenfurt waren am Heiligen Abend von fast einem halben Meter Schnee bedeckt. Linz ist die einzige Landeshauptstadt, deren Schneerekord nach dem Jahrtausendwechsel aufgestellt wurde: 2001 lagen in Linz am Christtag 23 Zentimeter.