Menschen in einer dunklen U-Bahn-Station in Kiew
Reuters
Ukraine

Stromausfälle nach russischen Angriffen

Russland hat am Freitag zahlreiche Regionen der Ukraine mit den schwersten Raketenangriffen seit Wochen überzogen. Ins Visier nahmen die russischen Streitkräfte erneut die Energieversorgung. In Charkiw und anderen Städten fiel der Strom aus, Probleme gibt es vielerorts auch mit Wasserversorgung und Heizung.

In weiten Teilen des Landes gab es Freitagfrüh Luftalarm. Auch in der Hauptstadt Kiew wurde nach dem Einsatz der Flugabwehr über Explosionen berichtet. Bürgermeister Witali Klitschko bestätigte die Angriffe im Nachrichtendienst Telegram und rief die Menschen auf, Schutz zu suchen.

Die Metro in der Hauptstadt stellte den Verkehr ein, sie diente als Bunker. In Kiew fielen Licht, Wasser und Heizung kurzzeitig aus. Die ukrainische Armeeführung erklärte Freitagmittag, von 76 abgefeuerten Geschoßen – Marschflugkörper und Luft-Boden-Raketen – habe die Luftabwehr 60 abfangen können. In der Region Kiew wurden nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung 30 von 40 Raketen ausgeschaltet, über der Region Dnipropetrowsk zehn, wie Gouveneur Walentyn Resnitschenko mitteilte.

Raketenbeschuss in zahlreichen Regionen

Zahlreiche Regionen meldeten Raketenbeschuss, darunter Saporischschja, Mykolajiw, Winnyzja, Poltawa, Dnipropetrowsk, Odessa und Charkiw. In der südostukrainischen Industriestadt Krywyj Rih wurden den Behörden zufolge zwei Menschen infolge der Raketenangriffe getötet und fünf verletzt, als ein Haus getroffen wurde. Zahlreiche Gebiete meldeten Stromausfälle.

Ukraine: Stromausfall nach russischem Großangriff

Russland hat am Freitag zahlreiche Regionen der Ukraine mit den schwersten Raketenangriffen seit Wochen überzogen. Ins Visier nahmen die russischen Streitkräfte erneut die Energieversorgung.

Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow berichtete von schweren Schäden an der Infrastruktur der Großstadt im Osten des Landes. „Es gibt kolossale Schäden an der Infrastruktur, vor allem am Energiesystem“, teilte er auf Telegram mit. An die Bevölkerung der zweitgrößten Stadt des Landes gerichtet schrieb er: „Ich bitte Sie um Geduld mit dem, was jetzt passiert. Ich weiß, dass es in Ihren Häusern kein Licht, keine Heizung, keine Wasserversorgung gibt.“

Landesweit auf Notversorgung mit Strom umgestellt

Die Präsidialverwaltung in Kiew teilte mit, dass landesweit auf Notversorgung im Energiebereich umgestellt werde. Sie bat die Menschen, die oft in Kälte und Dunkelheit sitzen, wegen der seit Wochen laufenden Angriffe um Verständnis. Es gebe Schutz- und Wärmestellen im Land, zu denen sie kommen könnten. Notfalldienste würden zudem daran arbeiten, die getroffenen und beschädigten Energieanlagen zu reparieren.

Energieminister Herman Haluschtschenko bestätigte Einschläge in Objekte der Energieinfrastruktur im Süden und Osten des Landes. „Es finden Notabschaltungen des Stroms statt“, schrieb er auf Facebook. Der Energieverbrauch sei im ganzen Land um mehr als 50 Prozent zurückgegangen, teilte der Netzbetreiber Ukrenerho mit. Halutschenko sagte, neun Kraftwerke seien während der Angriffe beschädigt worden. Die Wiederherstellung der Stromversorgung könnte dieses Mal länger dauern, hieß es seitens Ukrenerho.

„Vorrang haben kritische Infrastruktureinrichtungen: Krankenhäuser, Wasserversorgungsanlagen, Wärmeversorgungsanlagen und Kläranlagen“, teilte das Unternehmen mit. Es verwies darauf, dass dies bereits die neunte Welle von Raketenangriffen auf ukrainische Energieanlagen sei.

ZIB-Korrespondent Wehrschütz zur Lage in der Ukraine

ZIB-Korrespondent Christian Wehrschütz berichtet über die Folgen der jüngsten russischen Angriffe auf das ukrainische Energienetz.

Rotkreuz-Mitarbeiterin getötet

Bei einem Luftangriff auf die Stadt Cherson wurde nach Angaben des Ukrainischen Roten Kreuzes eine Mitarbeiterin der Organisation getötet. Der Leiter der österreichischen Delegation des Roten Kreuzes, Jürgen Högl, drückte in einer Aussendung sein Mitgefühl aus: „Es sind Momente wie diese, wo es mir und meinen Kolleginnen und Kollegen schwerfällt, positiv zu bleiben“, so Högl. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits am Donnerstagabend von dem Vorfall berichtet.

Russische Agentur: Tote bei ukrainischem Angriff

Bei einem ukrainischen Raketenangriff auf die von russischen Truppen kontrollierte Region Luhansk im Osten der Ukraine sind einer Meldung der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge mindestens acht Menschen getötet worden.

23 weitere Menschen seien verletzt worden, als Raketen in dem Dorf Lantratiwka eingeschlagen seien. TASS berief sich auf nicht näher bezeichnete Quellen der Rettungsdienste. Es sei ein Gebäude in dem Ort zerstört worden, unter den Trümmern seien einige Menschen eingeschlossen, hieß es weiter.

Österreich und Deutschland helfen Ukraine

Österreich und Deutschland kündigten unterdessen finanzielle Hilfe zur Instandsetzung der ukrainischen Energieinfrastruktur an. Das Energieministerium stellt fünf Millionen Euro für die ukrainische Energieversorgung zur Verfügung. Damit sollen ukrainische Energieunternehmen dabei unterstützt werden, die durch russische Angriffe beschädigte Infrastruktur wiederaufzubauen.

Die Hilfe an den Energieunterstützungsfonds erfolgt laut einer Aussendung von Vizekanzler Werner Kogler und Energieministerin Leonore Gewessler (beide Grüne) im Rahmen der Energy Community, deren Mitglied Österreich seit 2006 ist. Die Energy Community mit Sitz in Wien besteht aus der EU und mehreren Ländern Südosteuropas. Die Organisation hat eine Taskforce eingerichtet, die die Ukraine bei der Koordinierung des Spendenprozesses und bei der Lieferung von Energieausrüstung, Brennstoffen und anderen Materialien unterstützt.

Auch die deutsche Regierung will ihre Bemühungen verstärken, um die Energieversorgung in der Ukraine aufrechtzuerhalten. Das deutsche Wirtschaftsministerium werde sich noch in diesem Jahr mit rund 100 Millionen Euro an einem Programm der Europäischen Energiegemeinschaft beteiligen, hieß es.