Dampf Steigt von russischer Ölraffinerie auf bei Sonnenuntergang
Reuters/Alexey Malgavko
Kriegskasse leidet

Große Abschläge für russisches Öl

Die westlichen Sanktionen wie der kürzlich umgesetzte Preisdeckel auf russisches Öl scheinen sich niederzuschlagen. Russland hat gegen die Preisgrenze protestiert, doch viele gangbare Optionen bleiben nicht. Daher dürfte Russland sein Urals-Öl Indien mit deutlichen Abschlägen feilbieten – schlecht für die Kriegskasse des Kreml.

Seit fast zwei Wochen ist die Preisobergrenze nun in Kraft, nach langen und zähen Verhandlungen hatten sich zunächst die EU-Mitgliedsländer darauf geeinigt, die G-7, Australien und Norwegen zogen nach. Seither darf Russland nur noch in Ausnahmefällen Öl in die EU exportieren. Zudem soll Russland sein Öl künftig für höchstens 60 Dollar (57 Euro) pro Barrel an Abnehmer in anderen Staaten verkaufen. Umgesetzt wird das via internationales Versicherungsrecht: Es werden nur Versicherungen ausgestellt, wenn der limitierte Kaufpreis eingehalten wird.

Das Ziel ist, eine Entspannung auf den Energiemärkten herbeizuführen und Russlands Kriegsbudget auszutrocknen, der Kreml sollte nicht mehr von Preisanstiegen für Öl profitieren. Bisher machten die Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf bis zu 45 Prozent des russischen Staatshaushaltes aus.

Teils unter Produktionskosten

Moskau protestierte freilich gegen die westliche Maßnahme, sie verzerre den Wettbewerb, und man werde sich nicht daran halten. Kreml-Chef Wladimir Putin sagte auch, man werde den Ländern, die die Preisfestlegung unterstützen, kein Öl mehr verkaufen. Ohnehin werde der Deckel keine Verluste für Russland zur Folge haben.

Die G-7

Die Gruppe der sieben (G-7) ist ein informeller Zusammenschluss von großen westlichen Industriestaaten. Ihr gehören die USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und Japan an.

Nun aber stellt sich die Lage bereits anders dar: Reuters berichtete unter Berufung auf vier Marktinsider, dass Indien russisches Urals-Öl, Russlands wichtigste Rohölsorte, mit derart großen Abschlägen kaufte, dass die Exporte teils weniger als die Produktionskosten ausmachten.

Bei einigen der Transaktionen sei der Preis – einschließlich Versicherung und Lieferung per Schiff – um etwa zwölf bis 15 Dollar pro Barrel gefallen (derzeit liegt der Preis für ein Barrel Urals-Öl bei 57 Dollar nach 71 Dollar noch im vorigen Monat).

Indien profitiert von westlicher Abkehr

Indien avancierte in den vergangenen Monaten zum Hauptabnehmer für Urals-Öl via Seefracht. Früher kaufte Indien in Relation wegen der kostspieligen Logistik wenig Öl aus Russland, seit der Invasion in der Ukraine ist das anders. Laut Reuters zeigten Handelsdaten, dass russisches Öl im November fast ein Viertel des gesamten indischen Imports ausmachte, die Importe seien den fünften Monat in Folge gestiegen.

Schon vor dem europäischen Einfuhrverbot begann Moskau damit, sich nach alternativen Märkten für mehr als eine Million Barrel am Tag umzusehen, vor allem in Asien. „Der Markt ist voll mit Urals-Öl, es gibt reichlich“, wurde eine anonyme Quelle aus einem indischen Raffinerieunternehmen zitiert.

Grafik zum russischen Öl auf dem Seeweg
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: bruegel.org

Dass Russlands Öl komplett an andere Abnehmer verkauft werden kann, gilt als ausgeschlossen. Nach EU-Angaben könnten Moskau längerfristig Erlöse in Höhe von etwa 200 Millionen Euro pro Tag entgehen.

Druck auf Lieferanten

Zusätzlich wird der Export derzeit durch das russische Winterwetter und einen Mangel an geeigneten Schiffen erschwert und verteuert. Daher versuchen Lieferanten vermehrt, den Transport mit eigenen Schiffen und Partnern abzuwickeln, um die Kosten zu senken.

Viele Ölproduzenten verlassen sich aber noch auf altbekannte Handelsfirmen. Die Gewinne aber müssen sie entsprechend teilen, zudem unterliegen diese Firmen oft den inzwischen zahlreichen Sanktionen des Westens. Sie dürfen eben nur noch dann russisches Öl in Länder wie Indien liefern, wenn der Preisdeckel nicht überschritten wird.