Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat in Wilhelmshaven den ersten Flüssigerdgasterminal Deutschlands eröffnet. „Ende nächsten Jahres werden wir voraussichtlich über eine Importkapazität von über 30 Milliarden Kubikmeter Gas verfügen“, sagte Scholz gestern in Wilhelmshaven bei der Einweihung des ersten schwimmenden LNG-Terminals. „Das ist das neue Deutschland-Tempo“, fügte er mit Blick auf die kurze Bauzeit hinzu.
An der Einweihungszeremonie nahmen auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) teil.
Der schwimmende Terminal vor der niedersächsischen Nordseeküste soll dazu beitragen, die durch ausbleibende Lieferungen aus Russland entstandene Lücke bei der Gasversorgung Deutschlands zu schließen.
Spezialschiff für Umwandlung
Herzstück des Terminals ist das fast 300 Meter lange Spezialschiff „Höegh Esperanza“, das künftig das von Tankschiffen angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umwandeln und in das deutsche Gasnetz einspeisen soll. Es machte bereits am Donnerstag beladen mit LNG am Anleger fest.
Deutsche Regierung mietet insgesamt fünf Terminals
Die deutsche Bundesregierung hat insgesamt fünf dieser schwimmenden Anlagen gemietet. Neben Wilhelmshaven sollen sie in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) zum Einsatz kommen – zusätzlich ist noch ein weiterer, privater Terminal in Lubmin geplant. Jeder Terminal soll eine Kapazität von mindestens fünf Milliarden Kubikmeter (bcm) pro Jahr haben – jeweils etwas mehr als fünf Prozent des deutschen Jahresverbrauchs.
Die norwegische Höegh LNG verhandelt nach eigenen Angaben mit mehreren europäischen Ländern über die Lieferung von weiteren schwimmenden Flüssiggasterminals. Die Diskussionen würden in staatlich geförderten wie auch kommerziellen Projekten geführt, sagte Konzernchef Erik Nyheim der Nachrichtenagentur Reuters. Die Namen der Länder nannte er nicht.