Agenda Austria: Mittelschicht durch Inflation unter Druck

Österreich hat im Vergleich zu anderen Ländern eine sehr breite und wohlhabende Mittelschicht, die auch die Finanzkrise von 2008 relativ gut überstanden hat. Die CoV-Pandemie und die Inflation infolge der Energiekrise haben aber gerade die Bezieher mittlerer Einkommen spürbar getroffen, wie eine aktuelle Studie der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria zeigt.

Während in manchen europäischen Ländern die Mittelschicht in den vergangenen Jahrzehnten geschrumpft sei, sei das in Österreich nicht der Fall gewesen, sagt Hanno Lorenz, der für die Agenda Austria u. a. in den Bereichen Armut und Verteilung, Bildung und Digitalisierung forscht.

„Im Jahr 2022 wird der Wohlstand der Mittelschicht stärker eingebrochen sein als für niedrige Einkommen, weil diese staatlich stärker gestützt wurden.“ Auch die Einkommen der Reichen seien wohl stärker eingebrochen. Das werde im kommenden Jahr durch die Lohnabschlüsse zunächst etwas korrigiert werden, es werde ein reales Lohnwachstum geben – was sich aber durch die immer noch hohe Inflation im Laufe des Jahres wieder ändern werde.

Druck durch demografische Entwicklung

Neben den aktuellen Krisen gehe für die Mittelschicht auch von der demografischen Entwicklung ein Druck aus. Das Produktivitätswachstum werde den Produktivitätsverlust durch die Pensionierungen nicht ausgleichen können, und es werde weniger Wohlstand zu verteilen geben.

Handlungsbedarf gebe es auch beim Abgabensystem. „Wir haben eine zu hohe Abgabenbelastung auf Arbeit, was dazu führt, dass die Menschen relativ wenig Nettoeinkommen haben für das, was sie eigentlich erwirtschaftet haben. Aber wir haben auch das Problem, dass die Progression in der Mitte der Einkommen so stark ist, dass es teilweise finanziell gar nicht attraktiv ist, Vollzeit zu arbeiten.“