Elon Musks Post zur Abstimmung
APA/AFP/Chris Delmas
Klare Mehrheit

57 Prozent für Musk-Rücktritt bei Twitter

Bei einer von Elon Musk selbst lancierten Twitter-Umfrage hat mit rund 57 Prozent eine breite Mehrheit der 17.502.391 abgegebenen Stimmen für einen Rücktritt des Tech-Milliardärs von der Spitze des Social-Media-Konzerns gestimmt. Im Text des Umfrage-Tweets stellte Musk nicht nur die Frage: „Soll ich als Chef von Twitter zurücktreten?“ – er kündigte auch an, das Ergebnis zu „akzeptieren“.

Musk veröffentlichte die Umfrage am Montag kurz nach Mitternacht (MEZ) und damit unmittelbar nach seinem Besuch beim Finale der Fußballweltmeisterschaft zwischen Argentinien und Frankreich in Katar. Das Spiel besuchte Musk zusammen mit dem Schwiegersohn von Ex-US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner.

In dem Umfrage-Tweet schrieb Musk, er werde sich dem Ergebnis der Abstimmung fügen. Die genauen Folgen für die Firma sind noch unklar. Musk machte bisher weder Angaben dazu, wann er zurücktreten würde, noch wer ihm als Twitter-Chef nachfolgen soll. „Es gibt keinen Nachfolger“, antwortete Musk dazu auf die Frage eines Twitter-Nutzers.

Elon Musk und Jared Kushner in Katar
Reuters/Carl Recine
Musk startete die Umfrage nur wenige Stunden nach seinem Besuch beim WM-Finale in Katar

Fakt ist allerdings, dass Musk auch ohne seinen Managerposten der mächtigste Mann bei Twitter bliebe, schließlich gehört ihm die Firma. Der 51-Jährige hatte den Kurznachrichtendienst im Oktober für 44 Milliarden US-Dollar (rund 42 Mrd. Euro) übernommen und einen großen Teil der Belegschaft entlassen, um die Kosten des defizitären Unternehmens zu reduzieren.

Journalisten-Accounts zeitweilig gesperrt

In Teilen der Politik und Zivilgesellschaft gab es Sorgen, dass der Multimilliardär den weltweit wichtigsten Kurznachrichtendienst vor allem für eigene Zwecke nutzen und die demokratische Meinungsbildung negativ beeinflussen könnte, indem er zum Beispiel kaum noch gegen Falschinformationen vorgehen lässt. Auch andere Aktionen des kontroversen Unternehmers sorgten für scharfe Kritik.

Zuletzt sperrte Musk etwa mehrere Twitter-Accounts von US-Journalistinnen und -Journalisten, schaltete sie später aber wieder frei. Rund um diese Vorgänge sperrte Musk bzw. Twitter zudem einen Account, auf dem der Standort von Musks Privatjets automatisch veröffentlicht wurde.

Nicht erste Umfrage

Es ist nicht die erste Umfrage, die Musk auf Twitter durchführen lässt. So ließ er zum Beispiel abstimmen, ob der ehemalige US-Präsident Trump wieder auf dem Kurznachrichtendienst tätig werden darf. Ja, darf er, lautete mit knapper Mehrheit die Antwort, woraufhin Twitter den Account im November wieder entsperrte. Im vergangenen Jahr ließ Musk sich zudem mit einer Twitter-Abstimmung verpflichten, ein Zehntel seiner Tesla-Aktien zu verkaufen.

„Bitte um Entschuldigung“

Für Unmut sorgte sein Vorhaben, den Nutzerinnen und Nutzern von Twitter künftig nicht mehr zu erlauben, ihre Präsenz auf bestimmten Konkurrenzplattformen zu bewerben – darunter Facebook, Instagram und Mastodon. Musk versprach in der Nacht auf Montag in einem weiteren Tweet, größere Änderungen der Richtlinien für die Plattform künftig ebenfalls zur Abstimmung zu stellen. „Ich bitte um Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen.“

Musk hatte sich in der Vergangenheit immer als Vorkämpfer für Meinungsfreiheit präsentiert. Auf Twitter propagierte er schließlich Verschwörungstheorien und nutzte die Plattform, um in seinen Tweets für die US-Republikaner zu werben. Der Onlinedienst entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit.

Umfrage zu Musk als Twitter-Chef

Der Milliardär Elon Musk hat Twitter vor Kurzem übernommen, seither häufen sich die negativen Schlagzeilen. Jetzt lässt Musk auf Twitter darüber abstimmen, ob er weiterhin Chef des Unternehmens bleiben soll.

Auswirkungen auf Tesla-Aktien

Direkte Auswirkungen hat das Abstimmungsergebnis auf die Aktien des ebenfalls von Musk kontrollierten Tesla-E-Autokonzerns – konkret legten die Aktien im vorbörslichen Handel um mehr als fünf Prozent zu.

Der Autokonzern verlor an der Börse zuletzt deutlich an Wert. Vor drei Monaten waren die Anteilsscheine noch etwa doppelt so viel wert wie derzeit. Dadurch schrumpfte auch das Vermögen von Musk, der derzeit in mehreren Milliardärslisten nicht mehr als reichster Mensch der Welt geführt wird.

Aus den Reihen von Tesla-Investoren kam zuletzt verschärfte Kritik an Musk – sie forderten ihn auf, sich wieder verstärkt Tesla zu widmen und den Konzern auf Kurs zu halten. Mit einem offenen, von der „New York Times“ veröffentlichten Brief, will die demokratische Senatorin Elizabeth Warren in diesem Zusammenhang vom Tesla-Vorstand wissen, ob Musk durch seine Aktivitäten mit Twitter den Anteilseignern von Tesla geschadet habe.