Seenotrettung: Italien will Nebenklage im Fall „Iuventa“

Im Prozess gegen deutsche Crewmitglieder des zivilen Seenotretterschiffs „Iuventa“ will der italienische Staat als Zivilkläger zugelassen werden.

Einen entsprechenden Antrag stellte das Büro von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gestern vor dem Gericht der sizilianischen Stadt Trapani, wie ihre Sprecherin nun auf Nachfrage bestätigte. Auch das Innenministerium will als Nebenkläger in das Verfahren einbezogen werden. Das Gericht muss nun darüber entscheiden.

„Die Ermittlungen und der Prozess gegen uns waren immer politisch motiviert. Das wurde nun offengelegt“, sagte Kathrin Schmidt von der „Iuventa“-Crew in der Nacht. In dem Verfahren sind vier deutsche Ex-Mitglieder des Schiffs und 17 Angehörige anderer Organisationen wegen Beihilfe zur illegalen Einreise von Migranten und Migrantinnen angeklagt. Sie bestreiten die Vorwürfe. Bei einer Verurteilung drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Derzeit befindet sich das Verfahren in der Vorverhandlung, in der das Gericht entscheidet, ob es zu Hauptverhandlung kommt. Die „Iuventa“ rettete 2016 und 2017 in Seenot geratene Geflüchtete im Mittelmeer. Danach beschlagnahmten die Behörden das Schiff, das seitdem in Trapani liegt.

Zuletzt stockte das Verfahren, weil die Angeklagten ihre Version wegen eines fehlenden adäquaten Dolmetschers nicht zu Protokoll geben konnten. Gestern entschied das Gericht, dass bei den Verhandlungen weitere Übersetzer zugegen sein müssten. „Wir begrüßen diese Entscheidung, weil jetzt endlich die mangelnde Qualität der von Polizei und Staatsanwaltschaft ernannten Übersetzer geprüft werden kann“, sagte der Anwalt der Verteidigung, Nicola Canestrini. Außerdem ließ das Gericht weitere Beweismittel der Verteidigung zu.