Reform der Lehrerausbildung: Fachleute fordern Einbindung

Die Ankündigung von ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek, als Maßnahme gegen den Personalmangel die Lehrerausbildung zu reformieren, stößt bei Fachleuten auf Skepsis.

Es scheine, als würden weitreichende Strukturänderungen angekündigt, ohne Evaluationsergebnisse und Forschungswissen zu berücksichtigen. Das stehe im Widerspruch zu evidenzbasierter Bildungspolitik, kritisierte die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) heute.

Drei statt vier Jahre angekündigt

Polaschek hatte zuletzt angekündigt, dass das Bachelorstudium für Lehrkräfte ab dem Studienjahr 2024/25 nur noch drei anstelle von bisher vier Jahre dauern soll. Für die Primarstufe (v. a. Volksschule) soll die Gesamtdauer für Bachelor- und Masterstudium mit fünf Jahren gleich bleiben.

Für Lehrkräfte der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) beträgt die Gesamtdauer künftig ebenfalls nur noch fünf Jahre und sinkt damit für diese Gruppe um ein Jahr.

Die bestehenden Studieninhalte müssen dadurch neu auf Bachelor- und Masterstudium verteilt bzw. bei den Sekundarstufenlehrern auch Inhalte gekürzt werden. Die für die Lehrerausbildung verantwortlichen Pädagogischen Hochschulen (PH) und Unis haben sich bereits offen für eine Reform gezeigt.

ÖFEB vermisst wissenschaftliche Grundlagen

Die ÖFEB vermisst allerdings wissenschaftliche Grundlagen für die geplante Strukturänderung. Die umfassende Evaluierung im Auftrag des Qualitätssicherungsrats enthalte zumindest in der Vorabpräsentation „keine Hinweise auf die Notwendigkeit der nun vorgeschlagenen Änderungen“, auch verschiedene Begleituntersuchungen von Unis und PHs hätten „keine Probleme aufgedeckt, die durch eine Studienzeitverkürzung in den Griff zu bekommen wären“.

Eine Verbesserung der Lehrerausbildung könne aber nur gelingen, wenn „bildungspolitische Entscheidungen durch rationale Analysen und Begründungen begleitet werden, die sich mit gesicherten wissenschaftlichen Ergebnissen auseinandersetzen“. Konkret fordert die ÖFEB eine Analyse der Evaluationen, bevor es zur Festlegung der Studienstrukturen kommt.

Eine Expertengruppe aus Vertretern von Unis, PHs und Bildungsforschung soll Konzepte zur Weiterentwicklung der Lehrerausbildung vorschlagen und die Reform öffentlich diskutiert werden. Außerdem brauche eine solche Reform Zeit und sei nicht innerhalb von ein paar Wochen zu erledigen.

NEOS: Reform darf nicht im Hinterzimmer passieren

Unterstützung für die Forderungen kommt von NEOS. „Wir haben bereits mehrmals darauf hingewiesen, dass eine Reform der Lehrerausbildung nicht im Hinterzimmer des Ministeriums entschieden werden darf“, sagte NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre.

„Die Reform ist eine Chance, aber nur, wenn sie breit diskutiert wird und wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Wenn es zu einer Verkürzung der Studienzeit kommt, muss diese durch eine Verbesserung der Qualität ausgeglichen werden, zum Beispiel, indem bessere Betreuungsrelationen im Studium geboten werden und der Einstieg ins Berufsleben besser begleitet wird.“