GB: Streiks vergrößern Not im Gesundheitswesen

Streiks im britischen Gesundheitsdienst NHS haben Sorgen vor großen Lücken bei Notaufnahmen und Notärztinnen und -ärzten ausgelöst. „Die Führungskräfte des NHS sind tief besorgt über das Ausmaß des Leids und der Risiken, die den Patienten morgen und darüber hinaus entstehen könnten“, schrieb Matthew Taylor, Chef der NHS Confederation, in der Organisationen des Gesundheitsdienstes zusammengeschlossen sind, in einem Brief an Premierminister Rishi Sunak.

Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten könne nicht garantiert werden, wenn morgen die Krankenwagenfahrerinnen und -fahrer streiken wollen. Bereits heute legten erneut Zehntausende Pflegekräfte und Beschäftigte des NHS in Kliniken die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach deutlich höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen.

Erste Streikaufforderung in hundert Jahren

Es ist das erste Mal, dass der Branchenverband Royal College of Nursing (RCN) in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte seine Mitglieder zum Streik aufgerufen hat. Taylor forderte Sunak auf, den Streit rasch zu beenden.

Aktuelle Nachbesserungen bei den Löhnen lehnte der konservative Regierungschef ab. Dafür gebe es im bis Anfang April laufenden Finanzjahr keinen Spielraum, sagte Sunak der Zeitung „Daily Mail“. Er deutete aber mehr Entgegenkommen im nächsten Jahr an.

Kritiker sprechen von „Teufelskreis“

Drei Rettungsdienste in verschiedenen Teilen Englands riefen bereits heute den Notstand aus. Es gebe „erhebliche Verzögerungen“, hieß es etwa vom North East Ambulance Service. Die NHS-Kräfte protestieren auch gegen ihre Arbeitsbedingungen. Kritiker sprechen von einem Teufelskreis: Notärzte brauchen ein Vielfaches länger als vorgeschrieben, um zu Notfallpatientinnen und -patienten zu gelangen.

Krankenwagen wiederum stauen sich stundenlang vor Notaufnahmen, um Patienten zu übergeben. Zudem warten mehr als sieben Millionen Menschen auf Routineeingriffe. Ein Grund dafür ist, dass die Pandemie für einen gewaltigen Rückstau bei den Behandlungen gesorgt hat.