Studentinnen vor der Universität von Kabul
Reuters
Internationale Kritik

Taliban verbannen Studentinnen von Unis

Die radikalislamischen Taliban in Afghanistan haben mit sofortiger Wirkung die Studentinnen des Landes von den Universitäten ausgeschlossen. Ein Sprecher des Bildungsministeriums bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Brief an private und öffentliche Universitäten. Die USA und Großbritannien verurteilten den Schritt.

Die Anweisung setze einen Kabinettsbeschluss um, teilte ein Sprecher mit. Unterzeichnet wurde die Erklärung vom amtierenden Minister Scheich Neda Mohammed Nadim. Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte stark eingeschränkt.

Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. Auch weiterführende Schulen ab der siebenten Klasse sind für Mädchen seit dem Machtwechsel geschlossen. In dem Land ist Frauen seit Kurzem sogar der Besuch von öffentlichen Parks und Fitnessstudios untersagt.

Taliban verbannen Studentinnen von Unis

Die radikalislamischen Taliban haben mit sofortiger Wirkung die Studentinnen des Landes von den Universitäten ausgeschlossen. In einer Regierungserklärung wurden alle privaten und öffentlichen Universitäten angewiesen, das Bildungsverbot für Frauen bis auf Weiteres durchzusetzen.

„Ich war im ersten Jahr meines Medizinstudiums, als die Taliban 1996 die Macht übernahmen. Es sah wie ein Alptraum aus, als sie am selben Tag das Verbot der Mädchenbildung verkündeten“, schrieb die bekannte afghanische Frauenrechtlerin Fausia Kufi am Mittwoch auf Twitter. „Wer ist verantwortlich für die Rückentwicklung meines Landes in die Steinzeit?“, fragte Kufi.

USA und Großbritannien verurteilen Schritt

Die Islamisten sind in Afghanistan seit August 2021 wieder an der Macht. Ihre Regierung wird international nicht anerkannt und ist mit Sanktionen belegt. Die humanitäre Lage im Land hat sich seither stark verschlechtert. Millionen Menschen sind auf Unterstützung und Lebensmittelhilfen angewiesen. In dem Land gibt es zudem regelmäßig Terroranschläge, die oft die Terrormiliz Islamischer Staat für sich reklamiert.

Taliban Kämpfer
APA/AFP/Wakil Kohsar
Seit ihrer Machtergreifung schränken die Taliban die Rechte von Frauen zunehmend ein

Die USA und Großbritannien verurteilten den Schritt während einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zu Afghanistan. „Die Taliban können nicht erwarten, ein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu werden, solange sie nicht die Rechte aller Afghaninnen und Afghanen respektieren, insbesondere die Menschenrechte und die Grundfreiheit von Frauen und Mädchen“, sagte der US-Vertreter Robert Wood.

UNO kritisiert Beschneidung der Frauenrechte

Nur wenige Stunden vor der Ankündigung beklagte die neue UNO-Sondergesandte für Afghanistan, Rosa Otunbajewa, eine Verschärfung des Taliban-Regierungskurses bei einer Rede in New York. „Wir haben eine Reihe von Einschränkungen erlebt, die besonders für Frauen schädlich sind“, sagte Otunbajewa. „Ihr sozialer Raum wird nun ebenso eingeschränkt wie ihr politischer Raum.“

Auch der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, kritisierte die weitere Beschneidung der Frauenrechte in Afghanistan scharf. Türk nannte das Verbot des Universitätsbesuchs für Frauen am Mittwoch in Genf „einen erschreckenden und gemeinen Schlag“ und einen „zutiefst bedauerlichen Rückschlag für das ganze Land“. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief die Behörden in Afghanistan laut seinem Sprecher dazu auf, „gleichen Zugang zu Bildung auf allen Ebenen zu gewährleisten“.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) nannte das Verbot eine „beschämende Entscheidung“. Die Taliban machten jeden Tag deutlich, dass sie die Grundrechte der Menschen im Land, speziell jene der Frauen, nicht respektierten, schrieb HRW auf Twitter.

Öffentliche Auspeitschungen

Seit der Machtergreifung der Taliban sind auch drakonische Strafen wiedereingeführt worden. Anfang Dezember wurden 18 Männer und neun Frauen gemäß einem Gerichtsurteil in der Provinzhauptstadt Tscharikar im Zentrum des Landes mit Peitschenschlägen bestraft, berichtete der lokale Fernsehsender Tolonews unter Berufung auf das Oberste Gericht des Landes.

Den Angeklagten wurden dem Gericht zufolge unter anderem Diebstahl, Drogenkonsum oder außereheliche Beziehungen vorgeworfen. Erst im November hatten die Taliban 14 Menschen im Osten des Landes öffentlich auspeitschen lassen. Die USA hatten das als „entsetzliches“ Zeichen dafür gewertet, dass die Taliban der Welt zeigten, dass sie die Politik der Vergangenheit wieder aufnähmen.

Erste Hinrichtung seit Machtergreifung

Während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 wurden Auspeitschungen, Amputationen und Steinigungen in der Öffentlichkeit vollzogen. Anfang Dezember wurde erstmals seit ihrer neuerlichen Machtübernahme von den Islamisten bestätigt, dass ein Mann öffentlich hingerichtet wurde.

Die Taliban verteidigten die Wiedereinführung dieser drakonischen Strafen in Afghanistan. Kritik an der Scharia, dem islamischen Recht, sei eine „Beleidigung des Islams“. Die Taliban warnten vor einer Einmischung in innere Angelegenheiten.