Kritik an Stocker-Aussagen über „profil“-Journalisten

Interessenvertretungen und „profil“ kritisieren ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker, der einem „profil“-Journalisten vorgeworfen hat, unobjektiv über die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zu berichten, und dabei dessen früheres Engagement für die SPÖ angeführt hat.

Stockers in einer Aussendung getätigte Aussagen bezogen sich auf eine ORF-III-Sendung, in der sämtliche Landtagsparteien einem Faktencheck unterzogen werden.

Dass im Falle der ÖVP der „profil“-Journalist Jakob Winter, Leiter des Faktencheckteams des Nachrichtenmagazins, zu Wort kam, störte Stocker. Er verwies auf dessen frühere Tätigkeit als Landessekretär der Sozialistischen Jugend, warf ihm vor, Mikl-Leitner „unreflektiert“ zu kritisieren, und ortete einen Widerspruch zur „notwendigen Objektivität“.

„Profil“ tritt Angriffen entgegen

„Da die Vorwürfe die wichtigste Säule der Arbeit von ‚profil‘ betreffen, nämlich faktenbasierte und unabhängige Recherche, tritt die ‚profil‘-Redaktion den Angriffen gegen die Pressefreiheit entschieden entgegen“, reagierte das Nachrichtenmagazin. Es wurde darauf verwiesen, dass sämtliche Parteien kritischen Faktenchecks unterzogen werden. Das lasse Stocker aber unerwähnt.

Seit dem Start von „Fakten mit profil“ in ORF III im September seien fünf Behauptungen der SPÖ, je vier Behauptungen der ÖVP und der FPÖ, drei der Grünen und eine von NEOS richtiggestellt worden.

„Persönliche Diffamierungen unterlassen“

Auch der Presseclub Concordia wies die Angriffe auf den „profil“-Journalisten zurück. Stocker fordere man auf, „solche persönlichen Diffamierungen zu unterlassen und zu einer sachlichen und kritischen Auseinandersetzung zurückzukehren“.

Die Strategie, kritische Journalistinnen und Journalisten persönlich wegen einer früheren politischen Tätigkeit zu verunglimpfen, wenn Politikerinnen und Politiker mit dem Inhalt der Berichterstattung nicht einverstanden sind, sei keineswegs neu, hielt Reporter ohne Grenzen fest.

Stocker sieht „Hetzjagd“

Stocker kritisierte in seiner Aussendung nicht nur den „profil“-Journalisten, sondern sprach von einer „Hetzjagd“ im Land: „Jede und jeder in diesem Land soll eingeschüchtert werden, kein einziges sachliches Wort über die ÖVP zu verlieren – wer einen ÖVP-Politiker in einem sachlichen Beitrag bringt, wird auf Twitter und in einschlägigen Medien diskreditiert.“

Anlass für Stockers Behauptung sind die Vorwürfe gegen ORF-Niederösterreich-Landesdirektor Robert Ziegler, die dessen Zeit als Chefredakteur des Landesstudios betreffen. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann setzte eine Evaluierungskommission zur Klärung der Vorwürfe ein, es habe im Landesstudio eine Art Message-Control zugunsten der ÖVP stattgefunden.

„Wenn die österreichische Medienlandschaft jetzt auch nur annähernd mit gleichem Maß misst, müssen weitere Untersuchungskommissionen in ORF-Landesstudios folgen“, so Stocker.