Bergkarabach: Armenien wirft Russen Untätigkeit vor

Armenien hat den russischen Truppen Untätigkeit bei der Befriedung der Lage um die von Aserbaidschan beanspruchte Konfliktregion Bergkarabach im Südkaukasus vorgeworfen. „Die russische Friedensmission erfüllt ihre Aufgaben zur Kontrolle des Latschin-Korridors nicht“, kritisierte der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan bei einer Sitzung heute in der Hauptstadt Eriwan.

Die russischen Soldaten sollen die brüchige Waffenruhe zwischen Armenien und Aserbaidschan überwachen und den Zugang nach Bergkarabach über den Latschin-Korridor sichern. Laut Eriwan reicht Moskaus Engagement allerdings nicht.

Kreml weist Vorwürfe zurück

Der Kreml wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Armenien hatte vor einem Zusammenbruch der medizinischen Versorgung in dem von aserbaidschanischen Kräften abgeriegelten Konfliktgebiet Bergkarabach gewarnt.

Das Gebiet gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber von etwa 120.000 Armenierinnen und Armeniern bewohnt. Deren einzige Verbindung nach Armenien ist der blockierte Straßenkorridor von Latschin.

Paschinjan erneuerte sein Angebot eines Friedensvertrags mit Aserbaidschan, forderte aber zugleich eine Überwachung der Konfliktregion durch eine UNO-Blauhelmtruppe oder eine OSZE-Mission.

Bisher beansprucht Russland die Kontrolle für sich. „Die russischen Friedenstruppen tun alles Mögliche, um die Ordnung und Ruhe in den Territorien zu gewährleisten, in denen sie arbeiten“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Sie handelten dabei gemäß einer zwischen beiden Kriegsparteien nach dem Bergkarabach-Krieg 2020 unterschriebenen Vereinbarung.

In dem Krieg erlitt das armenische Militär eine Niederlage und musste große Teile des Gebiets abtreten. Bis heute flammen immer wieder Gefechte zwischen beiden Seiten auf.