Charles Zajicek schützt sich beim Schneeräumen in Minneapolis mit einer Sturmhaube gegen die Kälte
AP/Alex Kormann
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Extremkälte sucht USA heim

Extremer Frost, Schneestürme und Eiswind: Die USA werden über die Weihnachtstage von einer dramatischen Kältewelle heimgesucht. Mehr als 200 Millionen US-Amerikanerinnen und -Amerikaner waren am Vorweihnachtstag von Unwetterwarnungen betroffen. Die US-Wetterdienste nannten die Kältewelle beispiellos.

Ein Mann läuft gehüllt in eine Decke über die Straße
AP/Jeff Roberson
US-Medien warnten unter Berufung auf Fachleute vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, einer „Bombenzyklone“. Gemeint ist ein Sturm, der sich rapide verstärkt, während der Luftdruck je nach geografischer Lage des Sturms innerhalb von 24 Stunden um 24 Millibar fällt. Der Begriff wurde 1980 in dem Forschungsbericht „Monthly Weather Review“ der American Meteorological Society (AMS) geprägt.
U.S. President Joe Biden speaks to the media before receiving a briefing about winter storm systems moving through the U.S., at the Oval Office at the White House in Washington, U.S., December 22, 2022.
Reuters/Leah Millis
„Das ist nicht wie ein Schneetag, als Sie ein Kind waren“, hatte US-Präsident Joe Biden bereits am Donnerstag im Oval Office nach einem Briefing von Bundesbeamten die Bevölkerung gewarnt. „Das ist eine ernste Sache“, sagte er. Biden empfahl den US-Bürgern und -Bürgerinnen, nicht hinauszugehen, sollte es nicht notwendig sein.
Menschen wärmen sich an einem Lagerfeuer auf einem Parkplatz in Denver (Colorado)
Reuters/Alyson McClaran
Nach Angaben des nationalen Wetterdienstes waren am Freitag mehr als 200 Millionen Menschen in irgendeiner Form von Warnungen betroffen. Die Karte des Wetterdienstes „zeigt eines der größten Ausmaße an Winterwetterwarnungen und -hinweisen aller Zeiten“, so die Meteorologen und Meteorologinnen in einer Erklärung vom Freitag.
Mann beim Lake Michigan in Chicago, Illinois
APA/AFP/Getty Images/Scott Olson
Nach Angaben der Website PowerOutage.us hatten 1,4 Millionen US-Haushalte vor allem an der Ostküste am Freitag keinen Strom
Mann beim Schnee schaufeln auf einem Gehsteig in Menomonee Falls, Milwaukee
AP/Milwaukee Journal-Sentinel/Mike De Sisti
Mehrere US-Bundesstaaten riefen den Notstand aus, etwa New York
Eine Tafel auf dem Flughafen von Chicago (Illinois) zeigt viele gestrichene Flüge durch schwierige Wetterbedingungen
Reuters/Matt Marton
Chaotische Szenen gab es an den Flughäfen. Mehr als 4.600 Flüge seien allein am Freitag gestrichen worden, meldete die Website FlightAware. Vor allem Passagiere im Norden, rund um die großen Seen, können sich ihre Weihnachtsreisepläne abschminken.
Ein Flugzeug wird auf dem Mitchell Airport in Milwaukee (Wisconsin) enteist
IMAGO/USA TODAY Network/Mark Hoffman
Auf einem Video, das der TV-Sender Weather Channel auf seiner Website veröffentlichte, ist zu sehen, wie eine ganze Armada von Schneepflügen versucht, das Rollfeld des Chicago O’Hare International Airport, einer der wichtigsten Flughäfen des Landes, freizuschaufeln. Die Flugzeuge müssen freilich auch enteist werden.
Pete, ein 41-jähriger Obdachloser, bittet um Hilfe für die Zeit der extremen Kälte, die er in einem Zelt verbringen muss
APA/AFP/Getty Images North America/Scott Olson
Besonders hart trifft es jene, die kein Dach über dem Kopf haben. Überall im Land versuchen Helfer, die vielen Obdachlosen vor der Kälte zu retten. In Salt Lake City im Bundesstaat Utah seien Medienberichten zufolge bereits Anfang der Woche mindestens fünf Obdachlose erfroren. Sogar in Miami, wo es normalerweise eher warm ist, hat die Obdachlosenhilfe ihren Kältenotfallplan in Kraft gesetzt.
Laphonse McMillan vor dem Denver Coliseum, einer Wärmestube für Obdachlose während der Kältewelle
Reuters/Alyson McClaran
In Denver im US-Bundesstaat Colorado seien die Temperaturen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad gefallen.
Verkehrsbehinderungen durch Schnee und Kälte auf einer Straße in Chicago (Illinois)
APA/AFP/Getty Images North America/Scott Olson
Auch in der Metropole Chicago hatten die Winterdienste alle Hände voll zu tun. Aufpassen hieß es auf den vereisten Straßen. Viele US-Amerikaner und -Amerikanerinnen fahren wegen der Weihnachtsfeiertage quer durch das Land, um bei ihren Familien zu sein.
Fahrzeuge passieren die Röbling Brücke in Cincinnati
AP/The Cincinnati Enquirer/Albert Cesare
Die American Automobile Association (AAA) schätzt, dass 112,7 Millionen Menschen planen, zwischen Vorweihnachtstag und 2. Jänner 80 Kilometer mit dem Auto zurückzulegen, was einem Anstieg von 3,6 Millionen Reisenden gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Schneesturm Warnung in Madison, Wisconsin
AP/Wisconsin State Journal/John Hart
US-Verkehrsminister Pete Buttigieg mahnte Reisende zur Vorsicht. „Viele Autofahrer sind es vielleicht nicht gewohnt, bei winterlichen Bedingungen zu fahren. (…) Bitte, bitte achten Sie genau darauf, was die örtlichen Behörden sagen.“
Nebelschwaden bei Minustemperaturen über dem Lake Michigan bei Chicago (Illinois)
APA/AFP/Getty Images North America/Scott Olson
Im Nordosten der USA werden schwere Regenfälle Überschwemmungen an den Küsten hervorrufen, in weiterer Folge werden auch hier Probleme für die Stromleitungen und den Verkehr erwartet, hieß es vonseiten der Behörden.
Pedestrians waiting for a Chicago Transit Authority train stand in a warming station Thursday, Dec. 22, 2022, in Chicago.
AP/Charles Rex Arbogast
Alles hätte weiter nördlich, als sich kalte Luft über dem schneebedeckten Boden in der Arktis sammelte, angefangen, sagte Meteorologe Ryan Maue gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Dann begann der Jetstream diese kalte Luft in die USA zu drücken.
Ein Mann streut Futter für Enten in Walla Walla (Washington)
AP/Greg Lehmann/Walla Walla Union-Bulletin
Der vorweihnachtliche Frost sei eines der stärksten Beispiele für einen „geknickten Jetstream“, wird der Meteorologe Jeff Masters von der Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert. Man müsste weit zurückblicken, um ein ähnliches Ereignis zu beobachten. Das Erstaunliche an der Kälte in dieser Woche sei, dass sie in einer bisher relativ milden Jahreszeit auftritt. „Ein solches Ereignis kann natürlich auftreten“, sagte Masters. „Aber mit der Störung der globalen Wettermuster, die der Klimawandel mit sich bringt, steigt die Wahrscheinlichkeit für ungewöhnliche Wetterereignisse in jeder Jahreszeit.“
Schneebedeckte Gehsteige auf dem Gelände der Ohio State University in Columbus
IMAGO/ZUMA Wire/Jintak Han
Mit minus 38 Grad wurde die niedrigste Temperatur am Freitagmorgen in Havre im US-Bundesstaat Montana gemessen. Im Norden sei man die Kälte gewohnt, so der Meteorologe Ashton Robinson Cook, im Süden der USA könnte eher eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit entstehen.
Ein Mann räumt den Gesteig mit einer Schneefräse in Columbus (Ohio)
IMAGO/ZUMA Wire/Jintak Han
Doch genauso schnell wie der Kältespuk über die USA hereingebrochen ist, könnte er auch wieder vorbei sein. In einigen Gegenden im Nordwesten des Landes sollen die Temperaturen bald wieder in die Höhe schnellen, sobald der Kern der kalten Luft durchgezogen sei, prognostizierte der nationale Wetterdienst. An vielen Orten soll es bereits am Wochenende wieder um 20 bis 30 Grad wärmer sein.

Historische Kälte in den USA

Weite Teile der USA stehen derzeit im Bann eines laut Wetterdienst „historischen“ Wintersturms. Es werden extreme Minusgrade erwartet, die bei Aufenthalt im Freien binnen Minuten Frostbeulen verursachen könnten, so die Behörden. Gewarnt wird auch vor möglichen "Bombenzyklonen“.