Zelte für Obdachlose in Louisville (US-Bundesstaat Kentucky)
APA/AFP/Getty Images/Jon Cherry
Schnee und eisige Kälte

Dutzende Tote durch US-Wintersturm

In den USA überschattet der arktische Sturm „Elliott“ mit seinen Auswirkungen das diesjährige Weihnachtsfest. Bisher starben mindestens 28 Menschen in elf Bundesstaaten im Zusammenhang mit extremer Kälte, Eiswinden und starkem Schneefall, wie der Sender NBC am Wochenende unter Berufung auf Behördenangaben berichtete.

In Erie County im Bundesstaat New York kamen am Samstag mindestens drei Menschen ums Leben, wie der Verantwortliche aus dem Bezirk, Marc Poloncarz, auf Twitter bestätigte. Bei zwei von ihnen seien die Rettungsdienste nicht rechtzeitig eingetroffen, hieß es in der „New York Times“. Grund dafür sei der starke Schneefall gewesen. Nicht einmal Schneepflüge hätten die Straßen noch räumen können, hieß es.

Die Rettungsdienste in Erie County waren nach Angaben von Poloncarz zeitweise überlastet. Er rief dazu auf, nur in den „kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen“ den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Am Samstag hätten Rettungskräfte per Telefon bei der Geburt eines Kindes geholfen, schrieb die „New York Times“. Bei Einbruch der Dunkelheit seien am Heiligabend noch immer Menschen aus ihren Autos gerettet worden, hieß es weiter. Einige von ihnen seien bereits seit Freitag dort eingeschlossen gewesen.

USA: 28 Tote durch Kälte

In den USA sorgt ein arktischer Wintersturm für großflächige Stromausfälle, eisige Temperaturen und kaum bewältigbare Schneemassen. In manchen Regionen sind die Notdienste zusammengebrochen. 28 Menschen sind bisher ums Leben gekommen.

Todesfälle meist durch Verkehrsunfälle

Im Bundesstaat Michigan war laut NBC eine 82-jährige Frau tot vor einer Einrichtung für betreutes Wohnen aufgefunden worden. Ein Schneepflugfahrer, der den Parkplatz der Einrichtung räumte, entdeckte die Frau im Schnee, wie NBC unter Berufung auf die örtliche Polizei berichtete. Sie starb später im Krankenhaus. Wetterbedingte Todesfälle gingen aber in den meisten Fällen auf Verkehrsunfälle auf spiegelglatten oder verschneiten Straßen zurück.

Ein Mann kämpft sich mit einer Schneefräse durch den Schnee
AP/Jeffrey T. Barnes
Wie ein Kampf gegen Windmühlen mutet die Schneebeseitigung in den betroffenen Teilen der USA an

Großflächige Stromausfälle

Laut der US-Website PowerOutage, die Stromausfälle meldet, waren am Samstag bis zu 1,6 Mio. Haushalte in den USA und Kanada von der Energieversorgung abgeschnitten. Sturm und Schnee hatten Leitungen reißen lassen. In New York City riefen Stromversorger die Menschen dazu auf, Energie zu sparen. Heizungen sollten so wenig wie möglich aufgedreht, Geräte wie Geschirrspülmaschinen oder Wäschetrockner möglichst nicht verwendet werden, hieß es in einer Mitteilung des Betreibers Con Edison. Diese Maßnahmen würden dazu beitragen, eine ausreichende Versorgung mit Erdgas für den Rest des Wochenendes sicherzustellen.

Das Zentrum des Sturms habe sich zwar Richtung Norden verlagert und befinde sich nun über dem Osten Kanadas, schrieb der US-Wetterdienst auf Twitter. Die Region um die Großen Seen („Great Lakes“) im Nordosten der USA bleibe aber weiterhin stark betroffen. Dort sei auch am Sonntag starker Schneefall zu erwarten, der in Kombination mit starken Windböen örtlich zu schneesturmartigen Bedingungen führen könne, hieß es.

Minus 33,9 Grad Celsius in North Dakota

Die tiefste Temperatur wurde in der Nacht zum Sonntag mit minus 33,9 Grad Celsius im Bundesstaat North Dakota westlich der Großen Seen gemessen, wie der Wetterdienst mitteilte. Erneut wurden Reisende zu äußerster Vorsicht aufgerufen und vor Whiteout-Bedingungen gewarnt, also vor stark eingeschränkter Sicht und fehlender Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien „extrem gefährlich und zeitweise unmöglich“, hieß es.

Der Wintersturm hält die USA seit dem Vorweihnachtstag in Atem. Mehr als 200 Millionen Menschen hatten Unwetterwarnungen erhalten. Zunächst waren vor allem der Norden und der Mittlere Westen des Landes betroffen. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus.

Winterwetter in Linn County, Iowa
AP/The Gazette/Nick Rohlman
Kaum Sicht auf den Straßen im Schneesturm

Außerdem warnte das NWS vor den extrem niedrigen Temperaturen in Verbindung mit hohen Windgeschwindigkeiten, bei denen es ohne entsprechenden Schutz bereits nach wenigen Minuten in der Kälte zu Erfrierungen kommen kann. Im Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA wurden am Wochenende minus 45 Grad gemessen.

Tausende Flüge gestrichen

Die arktische Kältefront brachte die Weihnachtspläne vieler Reisenden durcheinander: Fast 6.000 Flüge waren nach Angaben der Flugdatenwebseite FlightAware bereits am Freitag gestrichen worden, am Samstag waren es nochmals knapp 3.000. US-Medien sahen unter Berufung auf Wetterexperten mancherorts die Voraussetzungen eines „Bomb Cyclone“ erfüllt: ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt und die Wucht des Sturms verstärkt.