Wolodymyr Selenskyj
Reuters/Ukrainian Presidential Press Service
Telefonat mit Modi

Selenskyj bittet Indien um Unterstützung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Montag in einem Telefonat den indischen Premierminister Narendra Modi um Unterstützung gebeten. Dieser sicherte ihm diese „für jegliche Friedensbemühungen“ zwar zu – um eine dauerhafte Lösung zu finden, sollten aber sowohl die Ukraine als auch Russland zum Dialog zurückkehren, so der Appell Modis.

Selenskyj habe Modi eine erfolgreiche G-20-Präsidentschaft gewünscht und ihn zudem gebeten, dabei zu helfen, eine „Friedensformel“ für die Ukraine umzusetzen, teilte Selenskyj am Montag mit.

Er hatte der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer im November einen zehn Punkte umfassenden Friedensplan zur Beendigung des Krieges präsentiert. Weiter schrieb Selenskyj auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Ich habe mich auch für die humanitäre Hilfe und die Unterstützung in der UNO bedankt.“

Indien für „Dialog und Diplomatie“

Modi habe Selenskyj gegenüber seine Forderung nach einer sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten bekräftigt, teilte unterdessen die indische Regierung mit. Der indische Premier habe beide Seiten aufgerufen, zum Dialog und zur Diplomatie zurückzukehren.

Modi sagte außerdem die Unterstützung Indiens für jegliche Friedensbemühungen zu, so die Regierung. Zudem hätten die Staatschefs Möglichkeiten zur Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit erörtert: „Der Premierminister erläuterte die wichtigsten Prioritäten des indischen G-20-Vorsitzes, darunter auch, den Anliegen der Entwicklungsländer zu Themen wie Nahrungsmittel- und Energiesicherheit eine Stimme zu geben.“

Wladimir Putin und Narendra Modi bei einem Treffen in Usbekistan
Reuters/Sputnik/Sergey Bobylev
Modi und Putin bei einem Treffen im September

Distanzierung von Russland?

Indien hatte sich im Konflikt lange neutral verhalten, Moskau also nicht offen für den Krieg kritisiert. Das Land gilt gewissermaßen als Nutznießer der Wirtschaftssanktionen gegen Russland, was sich etwa in günstigen Energiepreisen zeigt. Der indische Außenminister erklärte dazu etwa, dass Indien als drittgrößter Erdöl- und Erdgasverbraucher der Welt mit geringem Einkommensniveau seine eigenen Interessen wahrnehmen müsse, und bezeichnete Russland als „einen beständigen und bewährten Partner“.

In den vergangenen Monaten stellten internationale Beobachter allerdings eine Distanzierung zu Russland und stärkere Hinwendung zum Westen fest. Schon im August hatte Indien in der Ukraine-Frage zum ersten Mal gegen Russland gestimmt und sich für eine Einladung an den ukrainischen Präsidenten Selenskyj ausgesprochen, per Video vor dem UNO-Sicherheitsrat zu sprechen.

Im September sagte Modi bei einem Treffe mit Putin, jetzt sei „nicht die Zeit für einen Krieg“, Anfang Dezember schloss Modi ein weiteres Treffen mit Putin in diesem Jahr sogar gänzlich aus. Grund sei die kaum verhüllte Drohung Putins, im Krieg gegen die Ukraine gegebenenfalls auch Atomwaffen einzusetzen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider.

Kreml: Putin plant noch heuer Gespräch mit Xi

Unterdessen will Putin nach Kreml-Angaben bis zum Jahreswechsel mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprechen. „Tatsächlich wird ein solcher Kontakt vorbereitet“, bestätigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Die Beziehungen beider Länder gelten ungeachtet des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine als gut.

Im Gegensatz zum Gespräch mit Xi sucht der Kreml nach eigenen Angaben keinen Kontakt mit dem Westen. Peskow dementierte, dass in den nächsten Tagen ein Telefonat mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geplant sei. Auch einen Neujahrsgruß an US-Präsidenten Joe Biden werde es nicht geben, versicherte Putins Sprecher.

Persönlich haben sich Xi und Putin zuletzt im September am Rande des Gipfels der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit im usbekischen Samarkand getroffen. Der chinesische Staatschef empfing in der Vorwoche zudem Putins Vorgänger Dmitri Medwedew in Peking. China hat sich offiziell für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Krieges ausgesprochen, diesen aber nicht verurteilt und sich auch nicht den westlichen Sanktionen gegen Russland angeschlossen.