Kocher: Arbeitskräftemangel noch lange große Herausforderung

Der Arbeitskräftemangel wird nach Ansicht von ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher in ganz Europa noch lange eine der großen Herausforderungen bleiben. „Der Fokus auf die Standortqualität, nicht nur was Investitionen betrifft und die Besteuerung von Kapital, sondern auch die Besteuerung von Arbeit und wie attraktiv die Regeln sind, das wird die große Aufgabe für die nächsten Regierungen in den nächsten zehn bis 15 Jahren sein“, sagte Kocher gegenüber der APA.

Der Arbeitskräftemangel habe sich jetzt scheinbar überraschend in diesem Ausmaß eingestellt, „weil der Aufschwung im ersten Halbjahr so enorm war, wie wir ihn schon lange nicht mehr erlebt haben. Wenn es den Krieg nicht gegeben hätte, wäre die Konjunktur wahrscheinlich durch die Decke gegangen“, sagte Kocher.

Der Arbeitskräftemangel habe sich dadurch verstärkt, weil die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen und schwächere Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt kommen, „das wird die nächsten zehn Jahre so sein“. Darauf müsse man auf vielen Ebenen reagieren. Da gehe es um bessere Qualifizierung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um Ältere und Gesundheitsvorsorge sowie um Zuzug aus der Europäischen Union und darüber hinaus.

Konjunkturrückgang ohne große Effekte auf Arbeitsmarkt

Nie zuvor habe es so einen Rückgang der Konjunktur gegeben, ohne dass man auf dem Arbeitsmarkt große Effekte gesehen habe. „Das ist natürlich auch darauf zurückzuführen, dass Unternehmen wissen: Wenn sie jetzt Mitarbeiter kündigen, haben sie beim nächsten Aufschwung, der sicher – und hoffentlich bald – kommen wird, Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden.“

Die hohen Lohnabschlüsse in diesem Jahr infolge der Inflation werden nach Ansicht Kochers die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen nicht gefährden. Der Großteil der österreichischen Exporte gehe in die Europäische Union, wo die Inflation ähnlich sei wie in Österreich. „Wir verschlechtern uns da nicht substanziell. Gegenüber dem Rest der Welt haben wir vielleicht ein Problem, das ist richtig.“ Durch höhere Reallöhne könne aber auch die Kaufkraft erhalten werden.