Boliviens Oppositionschef Camacho festgenommen

Wegen seiner Beteiligung an einem mutmaßlichen Staatsstreich hat die Polizei den bolivianischen Oppositionsführer Luis Fernando Camacho verhaftet. Der Gouverneur des Bundesstaates Santa Cruz sei gestern (Ortszeit) auf Grundlage eines Haftbefehls festgesetzt worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft fest. Dem Rechtspolitiker wird vorgeworfen, 2019 eine wichtige Rolle bei den Protesten gegen den damaligen Staatschef Evo Morales gespielt zu haben.

Regierung wertet Proteste als Staatsstreich

Morales musste schließlich zurücktreten, die aktuelle linke Regierung wertet die damaligen Proteste als Staatsstreich. Camacho bezeichnete das Vorgehen der Sicherheitskräfte in einer Stellungnahme auf Twitter als „brutale Entführung“. Die Vorwürfe seien unzusammenhängend, unglaubwürdig und falsch, kritisierte der Rechtsanwalt.

Zuvor hatte schon die Provinzregierung von Santa Cruz scharfe Kritik an der Festnahme geübt. Der 43-Jährige sei bei einem irregulären Polizeieinsatz festgesetzt und an einen unbekannten Ort gebracht worden, teilte die Provinzregierung mit. Sie machte Präsident Luis Arce für die Sicherheit von Camacho verantwortlich.

Erfreut über das Vorgehen gegen Camacho zeigte sich Ex-Präsident Morales. Camacho müsse nun „endlich“ Rechenschaft ablegen „für den Staatsstreich, der zu Plünderungen, Verfolgungen, Festnahmen und Massaker durch die De-facto-Regierung führten“, so Morales. Das Volk rufe nach Gerechtigkeit, fügte er hinzu.

USA „beobachten“ Entwicklungen

Das US-Außenministerium teilte nach der Festnahme mit, dass es die Entwicklungen in Bolivien „beobachte“. Man fordere die Regierung auf, von „exzessivem Gewalteinsatz“ gegenüber der Opposition abzusehen.

Nach dem Rücktritt und der Flucht ins Ausland von Ex-Präsident Morales war Camacho 2020 als Präsidentschaftskandidat angetreten. Zuletzt führte er einen Generalstreik in seinem Departement an, um eine vorgezogene Volkszählung zu erzwingen. Davon erhofft sich die Regierung von Santa Cruz mehr Steuermittel und mehr Abgeordnetensitze im Parlament.