Der Leichnam des zurückgetretenen Papstes wurde in der Früh unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Petersdom gebracht. Er wird drei Tage lang bis zu seiner Beerdigung am Donnerstag öffentlich aufgebahrt sein. Rom trifft für das Begräbnis des emeritierten Papstes besondere Sicherheitsvorkehrungen.
Wie schon in der Vergangenheit bei der Beisetzung des 2005 verstorbenen Papstes Johannes Paul II. und bei großen Heiligsprechungszeremonien werden mehr als 1.000 Polizisten eingesetzt, wie aus der römischen Präfektur am Sonntag verlautete. Die Zahl der Metalldetektoren zur Kontrolle der Gläubigen beim Zugang zum Petersplatz wird erhöht.
Begräbnis am Donnerstag
Am Donnerstag will Benedikts Nachfolger Papst Franziskus dann einen Trauergottesdienst auf dem Petersplatz abhalten. Das Requiem dürfte nach dem Wunsch Benedikts schlicht gehalten sein. Zehntausende Besucherinnen und Besucher werden erwartet.
Im Anschluss soll Benedikt XVI. in der Krypta des Petersdoms beigesetzt werden – dem Vernehmen nach in jenem Grab, in dem einst die Überreste Johannes Pauls II. lagen, bis sie nach dessen Heiligsprechung an einen anderen Ort in der Basilika verbracht wurden.
Während der Feierlichkeiten zu Silvester und Neujahr würdigte Papst Franziskus seinen Vorgänger als „treuen Diener“ der Kirche. Franziskus hatte noch am vergangenen Mittwoch während der Generalaudienz in der vatikanischen Audienzhalle zum Gebet für den schwer erkrankten Papa emeritus aufgerufen – und damit überhaupt erst auf dessen schlechten Gesundheitszustand aufmerksam gemacht.
Benedikts letzte Worte
Wie anschließend bekanntwurde, bekam Benedikt schon an jenem 28. Dezember die Krankensalbung – im Volksmund auch letzte Ölung genannt. Sein Zustand war danach laut Vatikan zwar besorgniserregend, aber stabil. Am Silvestertag starb er schließlich, was weltweit für große Anteilnahme sorgte. Seine letzten Worte sollen „Herr, ich liebe dich“ gewesen sein, wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni und das vatikanische Medienportal „Vatican News“ später berichteten.
Benedikt XVI. war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche, ehe er mit seinem Rücktritt für eine Sensation sorgte. Benedikt lebte in den vergangenen Jahren nach seinem freiwilligen Rücktritt 2013, dem ersten eines Papstes seit mehr als 700 Jahren, sehr zurückgezogen in dem Kloster in den Vatikanischen Gärten, wo sich sein Privatsekretär Georg Gänswein um ihn kümmerte.
Benedikt XVI. in Rom aufgebahrt
Im Petersdom in Rom wird der Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. aufgebahrt. Ab Montag kann sich dort die Bevölkerung drei Tage lang von Benedikt verabschieden.
Zwei Päpste auf engem Raum
Der Umgang zwischen Benedikt und seinem Nachfolger galt als respektvoll, wenn auch nicht ganz einfach. Benedikt stand für einen kirchenpolitisch konservativen Kurs, Franziskus eher für Erneuerung. Joseph Ratzinger, wie sein bürgerlicher Name lautete, wurde in Oberbayern geboren und am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt.
Er war der erste deutsche Pontifex seit mehr als 480 Jahren. Geistliche und Politiker würdigten ihn nach seinem Tod als klugen Theologen. Kritiker beklagten jedoch den konservativen Kurs in seiner Zeit als Kirchenoberhaupt – eine Parallele zu seinem polnischen Vorgänger Johannes Paul II.
Amtszeit von Missbrauchsskandalen überschattet
Benedikt XVI. stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte. Und auch nach seinem Rücktritt holten ihn die Vergangenheit und sein Umgang mit Missbrauchsfällen wieder ein.
Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Anfang 2022 Fehlverhalten in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising in vier Fällen vor. Kurz nach der Veröffentlichung des Gutachtens musste Benedikt über seinen Privatsekretär Gänswein eine Aussage nachträglich korrigieren. Dabei war es Benedikt, der noch als Kardinal Ratzinger im Amt des Präfekten der einflussreichen Glaubenskongregation erste Weichenstellung zur Verfolgung von Missbrauch in der Kirche vornahm.
Ein in Deutschland anhängiges Klageverfahren läuft unterdessen vorerst weiter – einerseits weil Ratzinger eine Anwaltskanzlei mit seiner Vertretung beauftragte und andererseits weil sich die Klage auch gegen andere Parteien richtet.
Jüdische Vertreter würdigen Dialogbereitschaft
Führende Vertreter des Judentums haben Benedikt XVI. und seinen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog gewürdigt. Gleichzeitig gab es aber auch kritische Töne – mehr dazu in religion.ORF.at.