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APA/Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl
Wetter

„Winterhitzewelle“ in Teilen Europas

Der Jahreswechsel ist im Großteil Europas außergewöhnlich warm gewesen: Europaweit verzeichneten Hunderte Wetterstationen Temperaturen, die es um diese Zeit noch nicht gegeben hat. Weil die Abweichungen von den typischen Temperaturen zu dieser Jahreszeit so groß sind, gehört diese Wetterlage in einigen Ländern zu den extremsten der Messgeschichte. Meteorologen und Meteorologinnen sprechen deshalb im übertragenen Sinne von einer „Winterhitzewelle“.

Neue nationale Temperaturrekorde für den Monat Jänner gab es etwa in den Niederlanden, Dänemark, Tschechien, Lettland und Litauen. In Belarus wurden erstmals in einem Jänner 16,4 Grad gemessen, der bisherige Jänner-Höchstwert lag ganze 4,5 Grad tiefer. Auch in Polen wurden extreme Temperaturen erreicht: In Warschau gab es am ersten Tag des Jahres 18,9 Grad, der alte Rekord lag bei 13,8 Grad.

Außergewöhnlich warm war es nicht nur tagsüber, sondern auch nachts. In Berlin sank die Temperatur in der Silvesternacht im Ortsteil Dahlem nicht unter 14,5 Grad. Ein so hoher Tiefstwert wurde hier im Winter noch nie gemessen – nicht einmal in den Monaten November und März. Die Aufzeichnungen reichen bis ins Jahr 1908 zurück.

Voller Biergarten am Kleinhesseloher See
IMAGO/Wolfgang Maria Weber
Der warme Neujahrstag lockte in München sehr viele Menschen in den Englischen Garten

19,7 Grad in Puchberg am Schneeberg

Auch in Österreich wurden zum Jahreswechsel ungewöhnlich hohe Temperaturen registriert, vor allem in höheren Lagen. Am Silvesterabend stieg die Temperatur in Neudorf bei Landsee im Burgenland zwei Stunden vor Mitternacht auf 18,4 Grad. Das ist die höchste Temperatur, die zu Silvester jemals in Österreich gemessen wurde.

Extremwetter

Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.

Selbst dieser Rekordwert wurde am Neujahrstag später noch übertroffen: In Puchberg am Schneeberg in Niederösterreich wurden 19,7 Grad gemessen. So warm war es im Jänner an dieser Wetterstation noch nie.

Ein neuer Jänner-Rekord mit 19,5 Grad wurde am Neujahrstag auch auf dem Mariahilfberg oberhalb von Gutenstein (Niederösterreich) gemessen. Ebenso auf einigen Bergstationen: etwa auf der Rax mit 12,6 Grad oder auf der Schmittenhöhe in knapp 2.000 Metern Höhe mit 12,3 Grad. Weil am Montag der Südföhn in Vorarlberg noch einmal zugelegt hatte, gab es auch hier einen neuen Höchstwert. 18,9 Grad hatte es in Bludenz im Jänner noch nicht gegeben.

Überall hat sich die extrem warme Luft nicht durchsetzen können: In manchen Tälern und bei Dauernebel blieb es deutlich kälter, etwa in Aigen im Ennstal bei maximal null Grad am Neujahrstag oder in Kapfenberg bei ein Grad am Montag. Hier koppelte sich die bodennahe Kaltluft von der milden Luft auf den Bergen quasi ab.

Kein Winterwetter in Sicht

Der Ausblick zeigt jedenfalls einen klaren Trend: Ab Dienstag gehen die Temperaturen zumindest auf den Bergen zurück, und eine schwache Front bringt etwas Regen, oberhalb von etwa 1.700 Metern Seehöhe leichten Schneefall. Große Neuschneemengen sind laut ORF-Wetterredaktion aber nicht zu erwarten. Und echtes Winterwetter, etwa mit Schneefall bis in die Niederungen, ist derzeit auch nicht in Sicht.