Flughafenangestellte teilen chinesischen Touristen Corona-Tests aus
IMAGO/ANP/Robin Van Lonkhuijsen
CoV-Welle in China

EU empfiehlt Testpflicht für Reisende

Aufgrund der CoV-Welle in China in Verbindung mit bevorstehenden Lockerungen für Reisende verlangen einige Länder wie Italien, Frankreich und Spanien einen negativen CoV-Test von Einreisenden aus China. Die EU beschränkt sich in ihrer Reaktion auf eine „nachdrückliche“ Empfehlung zur Testpflicht vor dem Abflug aus China, rät zum Maskentragen und zu Abwasserkontrollen, wie Mittwochabend bekanntgegeben wurde.

Die schwedische Ratspräsidentschaft verkündete Mittwochabend diese Einigung nach einwöchigen Beratungen von Beamten und Beamtinnen im Rahmen des Krisenmechanismus (Integrierte Regelung für die politische Reaktion auf Krisen, IPCR). So werden die EU-Mitgliedsstaaten „nachdrücklich ermutigt“, Covid-19-Tests für Passagiere und Passagierinnen aus China vor dem Abflug nach Europa vorzuschreiben. Zudem sollen Reisende aus China bei der Ankunft in der EU stichprobenartig getestet werden.

Auf eine Verpflichtung zu Tests konnten sich die EU-Staaten nicht einigen. Einig sei man sich unter anderem darin, das Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord der Flugzeuge zu empfehlen, so die schwedische Ratspräsidentschaft am Ende der Beratungen. Die Entscheidung ist für die einzelnen EU-Staaten nicht bindend, gilt jedoch als wichtige Leitschnur. Mitte des Monats sollen die Maßnahmen überprüft werden.

Kritik an Beschränkungen

Dieser Schritt wird Peking wahrscheinlich verärgern und wurde bereits von der weltweiten Luftfahrtindustrie kritisiert. China hat Maßnahmen wie verpflichtende Tests bereits vehement abgelehnt und vor „Gegenmaßnahmen“ gewarnt, falls derartige Maßnahmen in der gesamten EU eingeführt werden sollten.

Solche Maßnahmen könnten nach wissenschaftlichen Studien die Ausbreitung von Virusvarianten allenfalls um ein paar Tage verzögern, sagte der Chef des Verbands der Fluggesellschaften (IATA), Willie Walsh, zu den Diskussionen über Reisebeschränkungen.

Österreich will Abwasser kontrollieren

Die EU-Staaten untereinander waren gespalten. Während etwa Italien mit einer Testpflicht bei der Einreise aus China vorpreschte, war Deutschland zurückhaltender. Österreich kündigte an, sich bei einem einheitlichen Vorgehen der EU anzuschließen, eine Testpflicht erst bei der Einreise halte er aber für wenig sinnvoll, sagte etwa Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Österreich begann schon am Mittwoch mit der Untersuchung des Abwassers von allen Flügen aus China.

Durch die schnelle Abkehr von der bisherigen Null-Covid-Politik in China und die dadurch rasante Ausbreitung des Virus ist international die Sorge groß vor gefährlichen Virusmutationen, die durch Einreisende aus China in anderen Ländern verbreitet werden können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klagte über fehlende Daten. Die offiziellen Statistiken des Landes spiegeln nicht das wahre Ausmaß des Infektionsgeschehens wider, hieß es von der Organisation. Zugleich wurde die „sehr enge“ Definition von CoV-Todesfällen kritisiert.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hingegen gab Entwarnung. Die Varianten in der Volksrepublik seien auch in der EU schon im Umlauf und stellten deshalb keine Herausforderung für die Immunantwort von EU-Bürgern dar. Die Lage in China habe voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa.

„Aufhalten einer Variante hat noch nie funktioniert“

Auch Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, geht davon aus, dass die Situation in China – viele Infektionen in kurzer Zeit in einer Bevölkerung ohne viel Kontakt zu Omikron – für die Entwicklung einer Immunfluchtvariante „eher ungünstig“ sei. Anonyme Proben und das Überwachen von Flugzeugabwasser sind für Neher ein Baustein einer Strategie zur Variantenüberwachung – aber auch nicht mehr: „Das Aufhalten einer Variante hat noch nie funktioniert.“