Petersplatz mit Trauernden
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Historische Trauerfeier

Benedikt XVI. in Rom verabschiedet

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst vor über 50.000 auf dem Petersplatz versammelten Pilgern ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. am Donnerstag zur letzten Ruhe geleitet worden. Gläubige, die in den vergangenen Tagen aus aller Welt angereist waren, Staatschefs, Könige und Geistliche verfolgten das fast zweistündige Requiem für Joseph Ratzinger, in dem Papst Franziskus dessen Hingabe und Feingefühl würdigte.

Der argentinische Pontifex konnte die Messe – wie in jüngster Zeit wegen seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten infolge eines Knieleidens öfter geschehen – nicht selbst zelebrieren, sondern stand ihr vor. Franziskus erreichte im Rollstuhl den Petersplatz, Kardinal Giovanni Battista Re übernahm die Zelebration am Altar, an dem auch Erzbischof Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär des verstorbenen Papstes, sowie die Ordensschwestern, die ihn zuletzt betreut hatten, standen.

„Vater, in deine Hände übergeben wir seinen Geist“, sagte Franziskus am Ende seiner Predigt für Benedikt XVI. Der Papst drückte seine „Dankbarkeit für die Weisheit und die Hingabe“ seines Vorgängers aus. „Das treue Volk Gottes hier versammelt begleitet denjenigen, der sein Hirte war“, betonte der Heilige Vater weiter.

Großer Andrang in den frühen Morgenstunden

Schon seit dem frühen Donnerstagmorgen hatten sich Tausende Pilger bei Nebel auf den Straßen vor dem Petersplatz versammelt, um Zugang zur Trauermesse zu erlangen. Offizielle Delegationen aus Italien und Deutschland, der Heimat des emeritierten Papstes, strömten vor Beginn der Trauerfeier zum Petersplatz, der schon am frühen Donnerstag voll war. Eine bayrische Ordensschwester rollte ein Spruchband mit der Aufschrift „Santo subito!“ (Sofort heilig!) aus.

Fast 200.000 Personen waren seit Montag zum Petersdom gepilgert, um Joseph Ratzinger die letzte Ehre zu erweisen. Im Petersdom fand am Mittwochabend im kleinen Kreis das Ritual der Sargschließung statt. Daran nahmen unter anderen der Zeremoniar, der Erzpriester von Sankt Peter sowie mehrere Kardinäle und Erzbischof Gänswein teil. Vor dem offenen Sarg wurde in lateinischer Sprache eine Urkunde („Rogitum“) verlesen, die wichtige Stationen aus dem Leben und Wirken des Verstorbenen enthält.

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Begräbnis von Benedikt XVI.
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„Santo subito“ – Gläubige auf dem Petersplatz hoffen auf die baldige Heiligsprechung Benedikts XVI
Kardinäle am Begräbnis von Benedikt XVI.
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Rund 130 Kardinäle aus aller Welt nahmen an der Trauerfeier teil
Begräbnis von Benedikt XVI.
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Nach der Totenmesse wurde der Sarg unter Applaus der Gläubigen in den Petersdom getragen
Papst Franziskus am Begräbnis von Benedikt XVI.
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Papst Franziskus leitete die Zeremonie, konnte die Messe aber aufgrund gesundheitlicher Schwierigkeiten nicht selbst zelebrieren
Kardinal Giovanni Batista am Begräbnis von Benedikt XVI.
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Kardinal Giovanni Battista Re segnete den schlichten Holzsarg des Ex-Papstes
Begräbnis von Benedikt XVI.
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Geschätzte 50.000 Menschen verfolgten das Requiem vom Petersplatz aus

Grabbeigaben in Sarg gelegt

Danach folgte die Verhüllung des Gesichts von Benedikt XVI. mit einem Tuch, das übernahmen der Privatsekretär und der Zeremonienmeister. Anschließend wurden Münzen und Medaillen aus den Pontifikatsjahren sowie das „Rogitum“ zu dem Verstorbenen in den Sarg aus Zypressenholz gelegt.

Gegen 9.00 Uhr wurde der Sarg auf den Petersplatz getragen. Die Glocke des Petersdoms ertönte. Beim Eintreffen des Sargs applaudierte die Menge. Rund 200 Gebirgsschützen aus 47 Kompanien aus Bayern reisten etwa mit Bussen an. Einige Pilger zeigten ein Spruchband mit der Aufschrift „Danke Benedikt“. Viele Fahnen waren zu sehen.

Beisetzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Nach der Totenmesse wurde der Sarg des emeritierten Papstes in einer Prozession in den Petersdom gebracht. Unter Beifallsstürmen knieten zwölf Träger – die Zahl der Apostel Jesu – in Schwarz vor dem Sarg auf dem Petersplatz nieder und schulterten ihn. Der Ex-Papst wurde danach unter dem Petersdom in der Krypta, den Vatikanischen Grotten, beigesetzt.

Bei dieser letzten Zeremonie waren nur noch wenige hohe Würdenträger anwesend, den Medien wurden der Zutritt und die Übertragung nicht erlaubt. Benedikt XVI. hatte sich das frühere Grab seines 2005 verstorbenen Vorgängers Johannes Paul II. als Bestattungsort gewünscht. Die Krypta liegt unter dem Altar des Petersdoms, insgesamt sind dort 62 Päpste begraben. Der Sarg mit den sterblichen Überresten von Johannes Paul II. war nach dessen Seligsprechung 2011 in die St.-Sebastian-Kapelle im Seitenschiff des Doms verlegt worden.

Cornelia Vospernik (ORF) aus Rom

Cornelia Vospernik berichtet, wie die Abschiedszeremonie in Rom abgelaufen ist.

Beispielloses Ereignis für katholische Kirche

Das Ereignis ist für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wurde und deshalb kein Nachfolger gewählt werden muss. Österreich war durch Altbundespräsident Heinz Fischer bei der Beerdigung präsent. Fischer war während der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. Bundespräsident und war auch bei dessen Amtseinführung und zu einem offiziellen Besuch im Vatikan. Auch der offizielle Papst-Besuch Benedikts im Jahr 2007 fiel in die Amtszeit Fischers.

Als Vertreter der Kirche in Österreich waren Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Bischofskonferenz sowie der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics bei der Trauerfeier anwesend. Der deutschen Delegation gehörten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder an. Staatschef Sergio Mattarella und Premierministerin Giorgia Meloni vertraten Italien. Präsent waren auch Belgiens König Philippe, Spaniens Ex-Königin Sofia und die ungarische Staatschefin Katalin Novak.

Die letzte Ehre für Benedikt XVI.

Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, ist am 31. Dezember in seiner Vatikan-Residenz Mater Ecclesiae verstorben. Benedikt XVI. war seit fast zehn Jahren nicht mehr im Amt und hatte sich bescheidene Feiern gewünscht.

Scharfe Sicherheitskontrollen in Rom

Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Rom für das Begräbnis ergriffen. Wie schon in der Vergangenheit bei der Beerdigung von Johannes Paul II. und bei großen Heiligsprechungszeremonien waren mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz, wie aus der römischen Präfektur verlautet wurde. Die Zahl der Metalldetektoren zur Kontrolle der Gläubigen beim Zugang zum Petersplatz wurde erhöht. Neben dem Personal der vatikanischen Gendarmerie waren auch Polizisten in Zivil eingesetzt. 500 Freiwillige des Katastrophenschutzes hatten die Aufgabe, Informationen über Warteschlangen und Wartezeiten zu liefern.

Außerdem gilt am Donnerstag in der Umgebung des Vatikans das Verbot, Glasflaschen zu verkaufen. Neben den Überwachungsmaßnahmen war die Steuerung der Verkehrsströme ein Schlüsselelement der Organisation. Die öffentlichen Verkehrsmittel wurden aufgestockt, um die Massen von Pilgern zum Petersplatz zu führen.

Benedikt XVI. und Österreich

Benedikt XVI. hatte eine enge Beziehung zu Österreich. Den Wallfahrtsort Mariazell hat er nicht nur einmal besucht.

Gedenkgottesdienst und Trauerflor in Wien

Auch am Wiener Stephansdom ist seit dem Silvestertag eine Trauerbeflaggung in Form einer 18 Meter langen Fahne in den Kirchenfarben Gelb-Weiß samt einem sechs Meter langen Trauerflor angebracht. Im Dom ist ein Kondolenzbuch aufgelegt, in das sich die Gläubigen eintragen können.

Am Montagabend hält die Bischofskonferenz einen Gedenkgottesdienst für den verstorbenen Ex-Papst ab. Zu der Eucharistiefeier mit Kardinal Christoph Schönborn, dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Erzbischof Franz Lackner und zahlreichen weiteren Bischöfen um 18.00 Uhr sind demnach alle Gläubigen zur Mitfeier eingeladen. Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen werden auch weitere Vertreter des öffentlichen Lebens sowie Vertreter der anderen christlichen Kirchen in Österreich im Stephansdom erwartet.