Einreisende aus China am Amsterdamer Flughafen Schiphol neben einem Hinweisschild für Covid-Tests
IMAGO/ANP/Robin Van Lonkhuijsen
Coronavirus

Testpflicht für Reisende aus China

Mit dem Ende der Null-Covid-Politik und einer offenbar enormen Infektionswelle steht China auf der Liste der Coronavirus-Risikogebiete wieder ganz oben. Mehrere Länder führten inzwischen eine Testpflicht für Reisende aus der Volksrepublik ein – nun auch Österreich. Eine verbindliche EU-Linie gibt es nicht, nur Empfehlungen für Tests und das Tragen von Masken in Flugzeugen. Expertinnen und Experten geht das nicht weit genug.

Am Donnerstag führten unter anderem Schweden, Belgien und Deutschland eine Testpflicht für Reisende aus China ein, auch Österreich zog schließlich nach. Eine entsprechende Novelle der Einreiseverordnung kündigte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) an. Sie werde in den nächsten Tagen vorliegen, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

„Österreich hat damit zahlreiche Maßnahmen getroffen, um mögliche neue Virusvarianten rasch zu erkennen und bei Bedarf darauf zu reagieren“, versicherte Rauch. Eine Testpflicht vor dem Abflug aus China hält er für die einzig sinnvolle Möglichkeit, um das Risiko des Eintrags neuer Virusvarianten zu minimieren. Die neue Einreiseverordnung werde voraussichtlich in der kommenden Woche in Kraft treten. Das Gesundheitsministerium empfiehlt außerdem das Tragen von Masken.

Zuerst hatte es geheißen, es liefen noch Gespräche zur Umsetzung der EU-Empfehlungen sowie eine Abstimmung mit den Nachbarstaaten. Auch Italien und Frankreich verlangen inzwischen Tests, Griechenland wird das künftig auch tun. Thailand verlangt von allen Reisenden zumindest zwei Impfungen.

Chinesen brauchen CoV-Test für Einreise

Einreisende Chinesen müssen künftig vor dem Abflug nach Österreich einen negativen CoV-Test vorlegen. Noch am Mittwoch hat Gesundheitsminister Johannes Rauch einen Alleingang abgelehnt. Weil es aber keine EU-weite Einigung, sondern nur eine Empfehlung gibt, entscheidet jetzt jedes Land selbst.

Mehrere Länder setzten auf „Vorsichtsmaßnahme“

In Schweden sollen Ankommende aus China ab Samstag und zunächst für eine Frist von drei Wochen einen negativen Test vorweisen müssen. Es handle sich um eine reine „Vorsichtsmaßnahme“, sagte der schwedische Sozialminister Jakob Forssmed bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der nationalen Gesundheitsbehörde am Donnerstag. Die Pflicht solle nicht für schwedische Staatsbürger gelten, hieß es. Erwachsene sowie Jugendliche ab zwölf Jahren müssen einen Test vorzeigen können.

Auch Belgien folgt der Empfehlung einer Testpflicht für Reisende aus der Volksrepublik, auf die sich die EU-Staaten am Mittwoch verständigt hatten. Wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete, müssen Passagiere und Passagierinnen auf Direktflügen aus China vor ihrer Abreise künftig einen negativen Coronavirus-Test vorweisen.

Ohne Test nicht nach Deutschland

Das habe der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke am Mittwoch nach den EU-Beratungen angekündigt. Ein entsprechender königlicher Erlass könnte am Samstag veröffentlicht werden. Schon zuvor hatte Belgien entschieden, das Abwasser der aus China ankommenden Flugzeuge auf möglicherweise neue Virusvarianten zu untersuchen. Die Analysen sollen gleichfalls am Samstag beginnen. Im Fall von Deutschland brauchen Passagiere aus China künftig bereits bei Reiseantritt mindestens einen Antigen-Schnelltest, sagte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstag in Berlin.

Von EU-Seite nur Empfehlungen

Gesundheitsexperten der 27 EU-Staaten hatten sich am Mittwochabend zwar nicht auf eine Testpflicht für Reisende aus China verständigen können, empfehlen diese aber ausdrücklich. Außerdem wird unter anderem das Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord von Flugzeugen aus China empfohlen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides begrüßte am Donnerstag, dass es eine koordinierte Reaktion der EU-Staaten auf die starke Coronavirus-Welle in China gebe. Außerdem forderte sie die Volksrepublik dazu auf, Daten zur aktuellen Lage transparent zu machen.

Zahlen werden in China seit einiger Zeit nicht mehr veröffentlicht, es ist aber die Rede von inzwischen wieder mehreren hundert Millionen Infizierten. Den Vorwurf der Intransparenz weist die Volksrepublik allerdings zurück. Peking habe der internationalen Gemeinschaft stets „alle relevanten Informationen und Daten“ zum Ausmaß der CoV-Pandemie übermittelt und dabei eine „offene und transparente Haltung“ gezeigt, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Donnerstag. China hoffe, dass sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) um eine „objektive und gerechte Haltung“ bemühen werde.

Reisende aus China mit Impfzertifikaten auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle
APA/AFP/Julien De Rosa
Reisende aus China mit Impfbestätigungen bei ihrer Ankunft in Frankreich

Unklarheit bei Zahlen aus China

Der WHO-Notfallexperte Michael Ryan hatte am Mittwoch beklagt, der Weltgesundheitsorganisation fehlten die „vollständigen Daten“ zur Pandemielage in China. Die WHO gehe davon aus, dass die von den Behörden in Peking veröffentlichten Zahlen zu Krankenhauseinweisungen, Intensivbehandlungen und vor allem zur Zahl der Todesfälle nicht das tatsächliche Ausmaß der aktuellen Infektionswelle widerspiegelten. China hat seit Dezember landesweit nur 23 Todesfälle durch das Coronavirus gemeldet. Zuvor hatte Peking die Kriterien dafür, wann ein Todesfall als Tod durch oder mit dem Virus gilt, abweichend von der internationalen Norm geändert.

Die Gesundheitsbehörde European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erwartet derzeit allerdings nicht, dass der Anstieg der Fallzahlen in China die epidemiologische Situation in der EU beeinflusst. Die in China zirkulierenden Varianten gebe es auch hier, deshalb stellten sie keine besondere Herausforderung dar, hieß es zuletzt. Außerdem hätten EU-Bürger im Schnitt eine vergleichsweise gute Immunität durch Ansteckungen und Impfungen.

Laut ECDC zuletzt „Rekordstand erreicht“

In Deutschland forderten Mediziner zuletzt eine EU-weite Testpflicht für Reisende aus China. „Wir brauchen jetzt ein europaweit einheitliches Schutzkonzept“, hieß es am Donnerstag vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).

„Jeder Reisende aus China sollte bei der Einreise in die EU per Schnelltest getestet werden.“ Die Regel müsse gleichermaßen für Geschäftsreisende und Touristen gelten. Bei einem positiven Testergebnis müsse ein PCR-Test folgen und die Probe sequenziert werden, Infizierte sollten in Isolation gehen müssen.

Laut ECDC, hieß es in Deutschland weiter, habe „die Zahl der Covid-19-Fälle auf dem chinesischen Festland im Dezember einen Rekordstand erreicht“. Die Inzidenz sei in den vergangenen drei Wochen zwar zurückgegangen, „was aber auch daran liegen dürfte, dass weniger Tests durchgeführt und somit weniger Infektionen festgestellt wurden“. Nach wie vor „fehlt es an zuverlässigen Daten“.