Burt Bacharach
IMAGO/Cinema Publishers Collection/HA
1928–2023

Burt Bacharach ist tot

Er hat unzählige Hits für Dutzende Sängerinnen und Sänger geschrieben, sorgte für unvergessliche Filmsoundtracks und gilt als einer der wichtigsten Popkomponisten des 20. Jahrhunderts: Der US-Songschreiber und Musiker Burt Bacharach ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Auch wenn seine sanften Melodien wie „Raindrops Keep Falling on My Head“ als „Easy Listening“ gelten, sind die Kompositionen dahinter, und manchmal auch die Texte, alles andere als leicht.

In Kansas geboren und in New York aufgewachsen, entwickelte Bacharach schon in jungen Jahren eine Leidenschaft für Jazz. Nach seinem Musikstudium war er zunächst Pianist und Bandleader des Sängers Vic Damone.

Mitte der 50er Jahre traf er dann zwei Menschen, die seine Karriere nachhaltig verändern sollten. 1956 wurde er Arrangeur und musikalischer Leiter der ausgedehnten Touren von Marlene Dietrich – er gewann damit erste größere Anerkennung. 1957 lernte er Texter Hal David kennen, der für viele Songs über lange Zeit sein kongenialer Partner werden sollte.

Hits am laufenden Band für Dionne Warwick

Schon im nächsten Jahr landete ihr Song „The Story of My Life“ in der Version von Michael Holliday auf Platz eins der britischen Charts – und wurde von einem weiteren gemeinsamen Song, „Magic Moments“ von Perry Como, dort abgelöst.

Songs für Gene Pitney, The Drifters und viele andere folgten. Der ganz große Erfolg kam dann mit ihrer musikalischen Partnerschaft mit Sängerin Dionne Warwick. Allein zwischen 1962 und 1968 kamen 15 Titel in die Top 40 der US-Charts, darunter „Anyone Who Had a Heart“, „Reach Out for Me“, „Message to Michael“, „You’ll Never Get to Heaven“, „Walk On By“ und „What the World Needs Now is Love“.

Nachruf auf Songschreiber Bacharach

Burt Bacharach war einer der wohl wichtigsten Komponisten und Songschreiber des 20. Jahrhunderts. Songs wie „Raindrops Keep Falling On My Head“ oder „Walk on By“ wurden zu Welthits. Mehr als 70 der von ihm geschriebenen Songs schafften es in die Top 40 der US-Charts. In seiner Musik kombinierte er Elemente aus Jazz, Pop, brasilianischer Musik und Rock.

Klassiker der Filmmusik

Gleichzeitig sorgten Bacharach und David auch in einem anderen Genre für Furore: Sie schrieben Soundtracks für Filme – und produzierten auch dabei Hits am laufenden Band: Für „Was gibt’s Neues, Pussy?“ wurde der von Tom Jones gesungene Titeltrack „What’s new Pussycat“ zum Klassiker. Zur Filmmusik „Casino Royale“ gehörte der Song „The Look of Love“ von Dusty Springfield, Und 1969 folgte „Rain Drops Keep Falling on My Head“, gesungen von B. J. Thomas, der eine legendäre Szene in „Zwei Banditen“ („Butch Cassidy and the Sundance Kid“) untermalt.

Zwei Oscars und einen Grammy gewann der Soundtrack. Ein dritter Oscar sollte 1981 für „Arthur’s Theme (Best That You Can Do)“ folgen. Grammys wurden es insgesamt sechs – inklusive der für das Lebenswerk 2008. 2001 erhielt er zudem den Polar Music Prize, der als so etwas wie der Nobelpreis für Musik gilt.

Burt Bacharach mit Grammy-Preis
Reuters/Robert Galbraith
Bacharach bei der Grammy-Verleihung 2006

Die Liste seiner Flops ist kurz; und doch gab es einen, der – wie er später in seiner Autobiografie schrieb – fast seine musikalische Karriere beendet hätte. Der Film „Lost Horizon“, für den Hal David und er den Soundtrack beisteuerten, wurde 1973 zum künstlerischen und wirtschaftlichen Fiasko. Bacharach, David und Warwick trennten sich im Streit. Mit der Sängerin sollte Bacharach Jahre später wieder arbeiten, das Verhältnis zu dem Texter konnte aber nie wieder ganz gekittet werden.

Unzählige Hits – in den unterschiedlichsten Versionen

Rund 1.000 Sängerinnen und Sänger interpretierten Bacharach-Kompositionen. Häufig brachte er Songs doppelt auf den Markt, einmal für die USA und einmal für Großbritannien – jeweils mit einem Interpreten aus dem entsprechenden Land. Cilla Black erreichte mit ihrer Version von „Anyone Who Had a Heart“ Platz eins in Großbritannien. Das gelang auch Sandie Shaw mit „(There’s) Always Something There to Remind Me“ und Frankie Vaughan mit „Tower of Strength“.

Burt Bacharach, 1970
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Der Musiker 1970

Einige Songs wurden Jahre später erfolgreich neu interpretiert. „That’s What Friends Are For“, ursprünglich 1982 von Rod Stewart gesungen, wurde drei Jahre später mit Dionne Warwick und Stargästen zum Hit. Die Warwick-Songs „I Say a Little Prayer“ und „Walk On By“ wurden von Aretha Franklin beziehungsweise Isaac Hayes in noch höhere Sphären gehoben. Aus der Zwölf-Minuten-Version von Hayes schaffte es ein Sample auf Beyonces Album „Lemonade“.

Viele Bewunderer

„I Just Don’t Know What to Do with Myself“ wurde 1962 von Tommy Hunt gesungen, zwei Jahre darauf von Dusty Springfield und 2003 von The White Stripes.

Gerade die White-Stripes-Vesion brachte zum Ausdruck, dass auch viele moderne Rockbands den Einfluss von Barachach hoch schätzten. Faith No More coverten „This Guy’s In Love with You“. Und Oasis setzten Bacharach ein Denkmal, indem sie sein Bild prominent auf dem Cover ihres ersten Albums „Definitely Maybe“ in Szene setzten.

Komplex und schwierig zu singen

So sanft und leicht Bacharachs Songs klingen, so komplex sind sie eigentlich. Von Jazzharmonik beeinflusst, verwendete er häufig ungewöhnliche Akkordfolgen. Pop und Bossa Nova ließ er ebenso in seine Kompositionen einfließen. Auch bei Rhythmus und Metren setzte Bacharach auf ungewöhnliche Kombinationen und Wechsel – für Sängerinnen und Sänger gelten seine Stücke oft als Herausforderung. Mit eigenen Arrangements und Instrumentierungen, etwa mit Flöten, Flügelhörnern und Glockenspiel, entstand ein hoher Wiedererkennungsfaktor, der bald als Bacharach-Sound bezeichnet wurde.

Später Gast auf großen Bühnen

Ab Ende der 80er Jahre wurde es etwas ruhiger um Bacharach – untätig blieb er aber nicht. Cameo-Auftritt gab er rund um die Jahrtausendwende in allen Filmen der Agentenklamauk-Trilogie „Austin Powers“.

Burt Bacharach, Elizabeth Hurley und Mike Myers
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Bacharach im ersten „Austin Powers“-Film mit Mike Myers und Elizabeth Hurley

Mit dem britischen Sänger Elvis Costello erarbeitete er 1998 („Painted from Memory“) und 2018 („Look Now“) ein Album. 2005 brachte er nach langer Zeit wieder ein Soloalbum heraus, „At This Time“ überraschte mit politischen Texten zum Zustand der USA.

Umjubelte Auftritte gab es 2015 beim berühmten Glastonbury-Festival und ein Jahr darauf beim Jazz Fest Wien. 2016 komponierte er auch wieder eine gesamten Soundtrack – für den Film „A Boy Called Po“ entschied er sich, weil er die Geschichte eines Buben mit Autismus erzählt. Seine eigene Tochter Nikki hatte 2007 Suizid begangen – ihr Asperger-Syndrom war die längste Zeit undiagnostiziert geblieben.

Burt Bacharach beim Klavierspielen, Jazzfest Wien, 2016
APA/Hans Punz
Bacharach bei seinem Auftritt in Wien 2016

Pferderennsport als Leidenschaft

Viermal war Bacharach verheiratet, zunächst mit den Schauspielerinnen Paula Stewart und Angie Dickinson, dann mit der Sängerin du Texterin Carole Bayer Sager, mit der er auch zusammen Songs schrieb. 1993 heiratete er schließlich Jane Hansen, die er als Skilehrerin kennengelernt hatte. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Sohn Oliver begleitete ihn auch als Pianist.

In den späten Lebensjahren widmete sich Bacharach vermehrt einer anderen Leidenschaft: der Zucht von Rennpferden. Bereits 1968 hatte er sein erstes Pferd erstanden, über die Jahre wurde er ein US-weit erfolgreicher Züchter und Rennstallbesitzer.