Türkei heißt für USA nun „Türkiye“ statt „Turkey“

Die Türkei heißt bei der UNO seit dem Sommer nicht mehr englisch „Turkey“, sondern nur noch „Türkiye“. Künftig wollen sich auch die USA weitgehend an diese Nomenklatur halten und die türkische Eigenbezeichnung in der öffentlichen Kommunikation verwenden, wie es gestern (Ortszeit) aus Washington hieß. Ankara will die englische Bezeichnung – aus mehreren Gründen – schon länger loswerden.

Die Truthahn-Assoziation

Das US-State Department werde „Turkey“ nun weitgehend meiden, hieß es in Berichten der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und des britischen „Guardian“ am Donnerstag und Freitag. Das geschehe auf Ersuchen der türkischen Regierung, der „unbeabsichtigte Assoziationen“ mit dem Wort ein Dorn im Auge seien, etwa die Übersetzung mit Truthahn.

Die „neue“ Bezeichnung sei in einem Dokument, in dem es um gemeinsame Maßnahmen gegen die Finanzierung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geht, aufgetaucht, schrieb der „Guardian“. AP berichtete, die türkische Botschaft sei mit dem Anliegen an die US-Regierung, nur noch „Republic of Türkiye“ zu verwenden. Das State Department werde diesem Wunsch nachkommen, hieß es weiter und „Turkey“ weitgehend aus der bilateralen und öffentlichen Kommunikation verbannen.

Ein Anliegen aus Ankara

Die „alte“ Bezeichnung sei allerdings damit nicht „verboten“, wenn ihre Verwendung einem breiteren Verständnis diene, das sie in der amerikanischen Öffentlichkeit geläufiger sei. AP schrieb, dass sich auch an der Aussprache nichts ändere. Das US-Verteidigungsministerium nutze die neue Bezeichnung seit August, hieß es im „Guardian“, das Außenministerium habe sie bisher sporadisch gebraucht.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte 2021 die Schreibweise „Türkiye“ als offizielle Version für alle Sprachen, die das lateinische Alphabet verwenden, angeordnet. Vor allem die Assoziation bzw. Übersetzung ihres Landesnamens mit Truthahn im Englischen sei für die Türkinnen und Türken lange eine Beleidigung gewesen. Der türkische Sender TRT Word habe außerdem kürzlich auf das (veraltete) Synonym von „Turkey“ für eine „dumme Person“ hingewiesen.

Signal an nationales Lager

Unter den englischsprachigen diplomatischen Vertretungen verwenden laut „Guardian“ die in Australien, Kanada, Indien und Neuseeland „Türkiye“, die in Großbritannien, Irland und Südafrika noch „Turkey“. Die UNO verwendet die türkische Schreibweise auf Ersuchen der Regierung in Ankara seit dem Sommer.

Bei der Kennzeichnung seiner Produkte setzt das Land bereits seit Längerem auf „Made in Türkiye“ anstatt auf „Made in Turkey“. Die Namensänderung möge einigen seltsam erscheinen, „aber sie versetzt Erdogan in die Rolle des Beschützers, der den internationalen Respekt für das Land sichert“, sagte der in den USA lehrende Historiker Mustafa Aksakal damals der „New York Times“.

In der Türkei wird im kommenden Jahr ein neuer Präsident gewählt, außerdem stehen die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der türkischen Republik an. Die Namenskampagne wird außerdem als Signal Erdogans an das konservative bzw. nationale Lager verstanden. Ebenfalls im Sommer hatte Ankara die Umbenennung der nationalen Fluglinie von „Turkish Airlines“ in „Türkiye Hava Yollari“ angekündigt. Der offizielle Name des teilstaatlichen Unternehmens in der Türkei ist eigentlich „Türk Hava Yollari“.