Belarus: Opposition in Sorge um mögliche Mobilmachung

In der belarussischen Opposition mehren sich Sorgen vor einer möglichen Mobilmachung in ihrem Land zur Unterstützung von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der im Warschauer Exil lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschka sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Samstag-Ausgabe), die Vorbereitungen dafür seien weit fortgeschritten. Machthaber Alexander Lukaschenko brauche nur noch auf Befehl des Kreml auf den Knopf zu drücken, um mit der Mobilmachung zu beginnen.

Der frühere belarussische Kulturminister Latuschka gehört dem Exilkabinett von Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja an. Wie Latuschka unter Bezug auf Quellen aus Minsk berichtete, seien fast alle Mitarbeitenden, die dem belarussischen Innenministerium unterstehen, aufgefordert worden, ihre Pässe abzugeben. Diese Informationen gebe es aus verschiedenen Städten des Landes. „Das bedeutet, dass diese Personen das Territorium von Belarus im Falle ihrer Mobilisierung nicht mehr verlassen können“, sagte Latuschka.

Man könne zudem beobachten, dass die russische Militärpräsenz in Belarus ständig wachse. Das betreffe die Zahl der Soldaten und die Ausrüstung. „Militärübungen der russischen Streitkräfte, einschließlich Übungen zur Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Russlands und von Belarus, finden regelmäßig statt“, sagte Latuschka.

Lukaschenko besuchte russisch-belarussische Truppe

Lukaschenko besuchte nach offiziellen Angaben gestern eine gemeinsame russisch-belarussische Truppe im Land. Die „durch das Zusammenwachsen der Militäreinheiten und -verbände gewonnene“ Erfahrung habe für Belarus „große Bedeutung“, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk mit. Zuletzt mehrten sich Spekulationen, dass ein erneuter russischer Angriff in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew wieder über Belarus erfolgen könnte.

Lukaschenko, der im Westen nicht mehr als Präsident anerkannt wird, ist militärisch, politisch und wirtschaftlich abhängig vom Kreml. Belarussische Soldaten kämpfen offiziellen Angaben zufolge aber bisher nicht in der Ukraine.