Totschnig: Bei Tierwohl weltweit an der Spitze eingeordnet

Für Österreichs Bäuerinnen und Bauern war 2022 ein gutes Jahr, die Gewinne der Betriebe sind durchschnittlich um ein Drittel gestiegen. Dazu haben auch zahlreiche Unterstützungszahlungen vonseiten des Staates beigetragen. Damit habe man aber inflationsbereinigt erst das Niveau des Jahres 2000 erreicht, betonte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP). „Insgesamt sind es 269 Mio. Euro, die wir letztes Jahr als Unterstützung für die Landwirtschaft beschließen konnten“, sagte Totschnig im Gespräch mit der APA. Diese Unterstützungen für die Jahre 2022 und 2023 würden sich in die großen Pakete der ökosozialen Steuerreform einreihen. Auch die Verhandlungen über die gemeinsame Agrarpolitik seien sowohl national wie auf europäischer Ebene erfolgreich abgeschlossen worden.

Zur Herkunftskennzeichnung sei im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung eine Verordnung noch vor Weihnachten in die Begutachtung gegangen, die man Anfang des Jahres abschließen werde, „auch ein wichtiger Meilenstein, der da gelungen ist“, so Totschnig.

„Höhere Standards muss man am Markt erst verdienen“

Als Erfolg wertet Totschnig auch „die größte Novelle im Bereich des Tierschutzes seit Bestehen des Bundestierschutzgesetzes“, also seit 2005. Dazu gehöre das Auslaufen des Vollspaltenbodens und der permanenten Anbindehaltung. Darüber hinaus gebe es bei den Tiertransporten ein Verbot des Verbringens von Schlachttieren in Drittländer. Auch das Budget für die Siedlungswasserwirtschaft sei aufgestockt worden.

Trotz der Kritik an der Tierhaltung – unlängst wurden etwa skandalöse Zustände in einem steirischen Hühnermastbetrieb aufgedeckt, 50 Betriebe wurden 2022 vom AMA-Gütesiegel-Programm ausgeschlossen – sieht der Minister Österreich, was das Tierwohl betrifft, als „ein Land, das sich weltweit an der Spitze einordnet“, gemeinsam etwa mit Schweden und Finnland.

Jährlich würden 120 Mio. Euro zur Verfügung gestellt für Betriebe, die in einen höheren Tierwohlstandard investieren. Zusätzlich stehen 80 Mio. Euro im Agrarumweltbereich zur Verfügung. „Höhere Standards muss man am Markt erst verdienen.“

„Nicht jeder kann sich biologische Lebensmittel leisten“

Biologische Lebensmittel seien ein „Premiumsegment“, erklärte Totschnig. „Im Verkauf macht der Anteil von biologischen Lebensmitteln zehn Prozent aus.“ Neben der biologischen Landwirtschaft brauche man für die Lebensmittelversorgung auch eine konventionelle Landwirtschaft. „Nicht jeder kann sich biologische Lebensmittel leisten.“

Wölfe: Schutzstatus soll evaluiert werden

Ein besonderes Anliegen ist Totschnig der Schutz der Almwirtschaft vor Wölfen. Der Schutzstatus des Wolfes müsse evaluiert werden. Dieses Anliegen werde im Agrarministerrat von 16 Ländern unterstützt. „Wir werden dieses Thema auch in den nächsten Monaten weiter verfolgen.“

Bis Mitte November seien in Österreich vor allem in alpinen Regionen und auf beweideten Almen heuer 731 Tiere von Wölfen gerissen worden, 2020 seien es rund 330 gewesen. Über die Höhe der finanziellen Schäden gebe es keine Statistik. Es gehe aber nicht nur um die Summen, die zunehmenden Wolfsrisse würden dazu führen, dass immer mehr Almbäuerinnen und -bauern überlegen, gar nicht erst aufzutreiben. „Wenn da keine Lösung kommt, dann endet diese Art der Bewirtschaftung.“