Prinz Harry macht Royals „Gesprächsangebot“

Vor dem offiziellen Erscheinen seiner Memoiren macht Prinz Harry seiner Familie ein Gesprächsangebot. „Die Tür ist immer offen“, sagt Harry in einem Teaser für ein ITV-Interview, das der britische Sender heute (22.00 Uhr MEZ) in voller Länge ausstrahlen will. Er hoffe, dass seine Familie bereit sei, sich zusammenzusetzen und über alles zu reden.

Auf die Frage, ob er an der Krönung seines Vaters im Mai teilnehmen wolle, antwortet der 38-Jährige ausweichend: „Bis dahin kann viel passieren.“ Im gleichen Interview offenbart Harry, er wünsche sich William und seinen Vater „zurück“. Der Ball liege nun aber im Spielfeld des Palastes.

Das Verhältnis zwischen Harry und seinem großen Bruder William gilt als zerrüttet. In seinem Buch erhebt er laut Medienberichten schwere Vorwürfe gegen den künftigen König. William soll ihn demzufolge im Streit zu Boden geworfen und verletzt haben. Auslöser seien Vorwürfe gegen seine Frau Meghan gewesen. William sei ein „geliebter Bruder“ und gleichzeitig sein „größter Gegenspieler“, heißt es zudem.

Versöhnung schwer möglich

„Ich habe diesen roten Nebel bei ihm gesehen“, schildert Harry gegenüber dem Sender ITV einen offenbar aufbrausenden William – eine Schilderung, die in scharfem Kontrast zum öffentlichen Auftreten des Thronfolgers steht. „Harry zeichnet das Bild eines jähzornigen künftigen Königs, der die Kontrolle verlieren kann“, konstatierte der britische „Guardian“.

William werde den Vorwurf der körperlichen Gewalt nur schwer loswerden, schrieb die „Times“: „Er wird immer der Prinz sein, der seinen Bruder angegriffen hat.“ Und der „Daily Telegraph“ mutmaßte, es sei offenbar Harrys Absicht, „William zu zerstören“. Royal-Experte Michael Cole sprach am Samstag beim Sender Sky News von den „sensationellsten und zerstörerischsten royalen Enthüllungen“ seit fast 30 Jahren.

In dem ITV-Interview beschreibt Harry auch, wie William und er sich nach dem Tod ihrer Mutter Diana 1997 bei der Begegnung mit trauernden Menschen vor dem Kensington-Palast gefühlt haben. „Da waren 50.000 Blumensträuße für unsere Mutter, und da waren wir und haben die Hände von Leuten geschüttelt und gelächelt“, sagt der Prinz. „Jeder hat gedacht und gefühlt, dass er unsere Mutter kennt, und die beiden Menschen, die ihr am nächsten waren, die sie am meisten geliebt hat, konnten in dem Moment keine Gefühle zeigen.“ Er habe ein einziges Mal geweint – bei Dianas Beerdigung.

„Punkt, an dem Schweigen zu Verrat wird“

In der Nacht folgt ein Interview mit Harry im US-Sender CBS. In bereits veröffentlichten Ausschnitten aus diesem Gespräch zeigt sich der Prinz weniger versöhnlich: Journalistinnen und Journalisten seien unter der Hand mit Negativinformationen über ihn und seine Frau Meghan gefüttert worden, Bitten des Paares um Gegendarstellungen zu Presseartikeln seien von der Königsfamilie stets abgelehnt worden. Deshalb habe er beschlossen, selbst an die Öffentlichkeit zu gehen, sagt Harry. „Es kommt ein Punkt, an dem Schweigen zu Verrat wird.“

Im Interview spricht der Prinz auch über Rassismus, dem seine Frau ausgesetzt gewesen sei. Er sei naiv in Bezug darauf gewesen, wie Meghans Ethnizität die Berichterstattung über ihre Beziehung beeinflussen würde, sagt Harry bei CBS.

Alle Interviews begleiten die Veröffentlichung seines autobiografischen Romans „Spare“ (dt.: „Reserve“), der ab Dienstag in den Buchgeschäften sein soll. In Spanien war er versehentlich bereits am Donnerstag kurzzeitig erhältlich. Britische Medien berichten seitdem über pikante Details der Memoiren.

Britischer Premier verteidigte Royals

Trotz der vielen pikanten Enthüllungen hält der britische Premierminister Rishi Sunak große Stücke auf die Royals. „Ich denke, dass die Öffentlichkeit wie ich enorme Achtung vor der Königsfamilie hat, dass sie zutiefst stolz auf sie ist“, sagte Sunak der BBC. „Sie ist eines jener Dinge, auf die ich am stolzesten bin, wenn ich an Großbritannien denke.“