Im Iran haben nach Angaben von Aktivisten zahlreiche Menschen gegen die bevorstehende Hinrichtung zweier junger Demonstranten protestiert. Prominente Aktivisten und Nutzer und Nutzerinnen in sozialen Netzwerken berichteten in der Nacht auf heute von Menschenmengen, die sich vor einem Gefängnis nahe der Hauptstadt Teheran versammelten.
Auch Angehörige eilten zur berüchtigten Gohardascht-Haftanstalt in Karadsch, um gegen die geplante Hinrichtung der beiden Verurteilten Mohammed G. und Mohammed B. zu demonstrieren. Zuvor hatten Nutzer in Onlinemedien gemeldet, dass deren Exekution unmittelbar bevorsteht.
Vier Hinrichtungen nach Protesten
Nach Recherchen der „New York Times“ ist G. 19 Jahre alt. Er wurde in Karadsch festgenommen. Die iranische Justiz hatte ihn zum Tode verurteilt, weil er ein Regierungsgebäude in Brand gesteckt und einen Sicherheitsbeamten verletzt haben soll. B. (22) ist Friseur und wurde in Teheran kurz nach Ausbruch der Proteste Ende September festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, einen Polizisten überfahren zu haben.
Bereits am Samstag hatte der Iran zwei junge Männer erhängt. Mohammed-Mehdi K. (22) und Sejed-Mohammed H. (39) wurden für den Tod eines Sicherheitsbeamten bei Protesten im November verantwortlich gemacht. Im Zusammenhang mit den systemkritischen Demonstrationen waren auch im Dezember Todesurteile gegen zwei Männer vollstreckt worden.
Drei weitere Todesurteile verhängt
Im Zusammenhang mit den seit Monaten anhaltenden Protesten im Land hat ein iranisches Gericht drei weitere Todesurteile verhängt. Saleh M., Madschid K. und Sajed J. seien schuldig gesprochen worden, für den Tode von drei Sicherheitskräften bei einer Demonstration am 16. November in der Provinz Isfahan mitverantwortlich zu sein, teilte die Nachrichtenwebsite der iranischen Justizbehörden, Misan, heute mit.
Auch Papst verurteilt Todesstrafen
Papst Franziskus kritisierte den Iran wegen der Todesurteile scharf: „Das Recht auf Leben ist auch dort bedroht, wo die Todesstrafe weiterhin verhängt wird wie in diesen Tagen im Iran nach den jüngsten Demonstrationen, die einen größeren Respekt für die Würde der Frauen fordern“, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in seiner jährlichen Ansprache an die beim Vatikan akkreditierten Diplomaten.
Die Todesstrafe könne nicht für eine angebliche staatliche Gerechtigkeit eingesetzt werden, da sie weder abschreckend wirke noch den Opfern Gerechtigkeit widerfahren lasse, „sondern nur den Durst nach Rache schürt“. Der Papst bekräftigte seinen Appell, die Todesstrafe weltweit abzuschaffen.