Haftbefehl gegen Sicherheitschef von Brasilia

Zwei Tage nach der Erstürmung des brasilianischen Kongresses und anderer staatlicher Gebäude ist Haftbefehl gegen den bereits entlassenen Sicherheitschef der Hauptstadt Brasilia, Anderson Torres, erlassen worden.

Richter Alexandre de Moraes vom Obersten Gerichtshof erließ heute zudem Haftbefehl gegen den nach dem Angriff auf die höchsten staatlichen Institutionen ebenfalls gefeuerten Chef der Militärpolizei in Brasília, Fabio Augusto.

Polizisten außerhalb von Haus von Anderson Torres
Reuters/Amanda Perobelli

Torres ist ein Vertrauter des früheren ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro. Er war vormals Justizminister im Kabinett des damaligen Staatschefs. Torres’ Versäumnis, den Angriff auf die staatlichen Einrichtungen zu verhindern, sei „potenziell kriminell“, sagte Richter de Moraes.

Während Angriffs auf Urlaub in USA

Torres befand sich während des Angriffs auf die staatlichen Institutionen im Urlaub in den USA. Gestern dementierte er jede Komplizenschaft mit den Randalierern und kündigte an, er werde nach Brasilien zurückkehren, um sich zu verteidigen. Der entlassene Militärpolizeichef Augusto wurde laut Medienberichten bereits festgenommen.

Hunderte Bolsonaro-Anhänger waren am Sonntag in Brasília in das Kongressgebäude, den Präsidentenpalast und den Sitz des Obersten Gerichtshofs eingedrungen und hatten dort stundenlang schwere Verwüstungen angerichtet. Dabei entlud sich ihr Zorn über den Wahlsieg des Linkspolitikers Luiz Inacio Lula da Silva, der sich in einer Stichwahl knapp gegen Bolsonaro durchgesetzt hatte und seit Jahresbeginn im Amt ist.

Hunderte wieder freigelassen

Gestern setzte die brasilianische Polizei Hunderte in Brasília festgenommene Bolsonaro-Anhänger wieder auf freien Fuß. Die Freilassung von knapp 600 Festgenommenen sei „aus humanitären Gründen“ erfolgt, hieß es. Bei ihnen handle es sich um ältere oder kranke Menschen oder Mütter mit kleinen Kindern. 527 andere Festgenommene wurden den Polizeiangaben zufolge in eine Strafanstalt der Hauptstadt gebracht.