Flugpassagiere in China
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Experte zu China

CoV-Höhepunkt könnte drei Monate dauern

Der Höhepunkt der CoV-Welle in China wird einem Experten zufolge noch zwei, drei Monate anhalten. Das Schlimmste sei nicht überstanden, sagte der Epidemiologe Zeng Guang dem Nachrichtenportal Caixin. „Unser Hauptaugenmerk lag bisher auf den großen Städten. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf die ländlichen Gebiete zu konzentrieren.“

Auf dem Land, wo die Versorgung relativ schlecht sei, würden sehr viele Menschen zurückgelassen, darunter Ältere, Kranke und Behinderte, so Zeng. Fachleute rechnen damit, dass die Infektionen in den ländlichen Gebieten um das chinesische Neujahrsfest, das am 21. Jänner beginnt, zunehmen werden. Dann reisen Hunderte Millionen Chinesen aus den Städten in ihre Heimatorte auf dem Land. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte in dieser Woche bereits vor den Gefahren dieser riesigen Reisewelle.

In dem Land mit einer Bevölkerung von rund 1,4 Milliarden Menschen verbreitet sich das Coronavirus stark, seit die Regierung nach Massenprotesten von ihrer Null-Covid-Politik abgerückt ist und Anfang Dezember die strikten Beschränkungen und Lockdowns aufgehoben hat. Es sollen rund 900 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert sein, so eine Studie der Universität von Peking laut BBC. Die Zahl bezieht sich auf den Stichtag 11. Jänner.

Chinesischer Flughafenarbeiter im Schutzanzug
Reuters/Thomas Peter
Chinesischer Flughafenarbeiter im Schutzanzug

64 Prozent der Bevölkerung infiziert

Die Studie schätzt weiters, dass 64 Prozent der Bevölkerung des Landes mit dem Virus infiziert sind. Die drei am stärksten betroffenen Provinzen sind laut der Universität von Peking Gansu, wo 91 Prozent der Bevölkerung infiziert sein sollen, gefolgt von Yunnan mit 84 Prozent und Qinghai mit 80 Prozent.

Nach Schätzungen des in London ansässigen Datenverarbeiters Airfinity stecken sich in dem bevölkerungsreichsten Land der Welt gegenwärtig jeden Tag rund 3,6 Millionen Menschen neu an, während es täglich über 20.000 Tote gibt. Nach diesen Schätzungen soll es seit Anfang Dezember schon über 300.000 Tote gegeben haben. Bis Ende April könnte die Zahl der CoV-Toten den Hochrechnungen zufolge auf 1,7 Millionen wachsen.

Beerdigung im ländlichen China
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Die Beerdigung eines CoV-Toten Anfang Jänner auf dem Land

Auch Grenzen wieder offen

Die WHO äußerte diese Woche die Ansicht, dass China bei Weitem nicht über alle CoV-Todesfälle im Land berichtet. Die chinesischen Behörden meldeten in den vergangenen Wochen fünf oder sogar noch weniger CoV-Tote pro Tag, was im Gegensatz steht zu Bildern von langen Schlangen vor Beerdigungsinstituten und von der Menge an Leichensäcken, die aus den überfüllten Krankenhäusern kommen.

An organised media tour to SMC Corporation in Beijing, China
Reuters/Tingshu Wang
Eine Fabrik in China – hier wird CoV-Schutz offenbar großgeschrieben

Seit Sonntag sind auch die chinesischen Grenzen wieder geöffnet, die drei Jahre lang geschlossen waren. Seitdem wurden pro Tag 490.000 Ein- und Ausreisen registriert, wie ein Vertreter der Einwanderungsbehörde am Freitag sagte. 250.000 davon waren Einreisen, 240.000 Ausreisen. 1,35 Millionen Menschen hätten zudem seit dem 8. Jänner einen Reisepass oder ein Visum für Hongkong oder Macao beantragt.

Außenhandel zum dritten Mal in Folge negativ

Die CoV-Lage und eine schwache globale Nachfrage haben den chinesischen Außenhandel im Dezember erneut stark belastet. Zum dritten Mal in Folge gingen die Exporte zurück – im Dezember um fast zehn Prozent. Auch die Einfuhren sackten um 7,5 Prozent ab. Insgesamt verzeichnete der Außenhandel im Dezember damit ein Minus von 8,9 Prozent.

Covid-Intensivtation in China
Reuters
Die chinesische Wirtschaft sollte sich laut Fachleuten dieses Jahr wieder erholen

Im Gesamtjahr 2022 verzeichneten Chinas Exporte ein Plus um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was vor allem auf die noch bessere Lage in der ersten Jahreshälfte zurückzuführen ist. Auch die Importe legten im Gesamtjahr leicht um ein Prozent zu. Der chinesische Außenhandelsüberschuss erreichte auf Jahressicht einen neuen Rekordwert von 878 Milliarden US-Dollar (rund 809 Mrd. Euro). Ökonomen gehen davon aus, dass sich Chinas Wirtschaft in diesem Jahr erholen wird. Nach überstandener CoV-Welle könnte das Wachstum ab dem zweiten Quartal wieder deutlich anziehen.