Schauspieler Florian Teichtmeister
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Kinderpornografie

Teichtmeister muss vor Gericht

Der bekannte österreichische Schauspieler Florian Teichtmeister ist mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Die Polizei hat in der Wohnung des 43-Jährigen eine äußerst große Menge an kinderpornografischem Material sichergestellt. Die Ermittlungen dazu liefen eineinhalb Jahre, jetzt liegt die Anklage vor. Im Februar muss sich Teichtmeister vor Gericht verantworten. Nach Angaben seines Anwalts ist er geständig.

Die Beweislast wiegt schwer: Bei einer Hausdurchsuchung sind insgesamt 22 Datenträger wie Laptops, Handys und Speichersticks mit 58.000 Mediendateien mit mutmaßlich pornografischen Darstellungen Minderjähriger gefunden worden, wie es im Strafantrag der Staatsanwaltschaft Wien heißt. Er liegt dem ORF vor.

In einem Zeitraum von zumindest Februar 2008 bis Anfang August 2021 habe er sich entsprechende Dateien „verschafft und besessen“, wie es heißt. In einem psychiatrischen Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien, das dem ORF vorliegt, heißt es, dass aufgrund der ungewöhnlich großen Menge an Daten bisher lediglich eine eingeschränkte Bestandsaufnahme möglich gewesen sei.

„Es ist daher zu erwarten, dass die tatsächliche Zahl gespeicherter Dateien mit kinderpornografischen Inhalten noch größer ist“, heißt es in dem Gutachten. Der Schauspieler soll zum Teil selbst Minderjährige etwa an Drehorten fotografiert und in der Folge Collagen angefertigt haben, mit Sprechblasen mit pornografischen Inhalten.

Teichtmeister geständig

Der Beschuldigte ist laut Angaben seiner Rechtvertretung „voll geständig“, wie einer seiner Rechtanwälte, Michael Rami, gegenüber dem ORF am Freitag bestätigte. Er werde sich bei der Verhandlung am 8. Februar in Wiener Straflandesgericht schuldig bekennen.

ORF-Reporter Hofmann zur Anklage gegen Teichtmeister

ORF-Reporter Christian Hofmann spricht er über die Hintergründe der Anklage, ihre Inhalte und den anstehenden Gerichtsprozess.

Teichtmeister sei im gesamten Ermittlungsverfahren geständig gewesen und habe immer mit den Behörden kooperiert. Auch befinde er sich seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, damit sei es ihm „gelungen, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten“, so Rami gegenüber dem ORF.

Lebensgefährtin ging zur Polizei

Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen von Teichtmeisters damaliger Lebensgefährtin – sie hatte eines der kinderpornografischen Bilder auf Teichtmeisters Handy entdeckt und die Polizei informiert, in der Folge war es zur Hausdurchsuchung beim Schauspieler gekommen. Teichtmeisters Anwalt sagte, „dass ihm ein rein ‚digitales‘ Delikt vorzuwerfen ist, er also keinerlei strafbare Handlungen gegen Menschen gesetzt hat“.

In den Ermittlungsakten, die dem ORF vorliegen, wird Teichtmeister zitiert: „Mir hat diese Illegalität einen Kick gegeben, an meine Grenzen geführt. Leider habe ich die Kontrolle darüber verloren.“ Spuren einer Weitergabe der kinderpornografischen Materialien wurden im Laufe der Ermittlungen nicht gefunden.

Teichtmeister ist bekannt aus diversen ORF-Serien wie „Kommissar Rex“, „SOKO Kitzbühel“, „Tatort“ und „Die Toten von Salzburg“. Zudem war er Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater. Derzeit ist der Schauspieler gleich in zwei heimischen Produktionen im Kino zu erleben: In Marie Kreutzers Sisi-Parabel „Corsage“ spielt er Kaiser Franz Jospeh, in Ruth Maders Glaubensthriller „Serviam“ ist er als Vater zu sehen. „Corsage“ schaffte es zuletzt auf die Oscar-„Shortlist“ von insgesamt fünfzehn Kandidaten.

Burgtheater: Teichtmeister fristlos entlassen

Das Burgtheater zog umgehend Konsequenzen und entließ Teichtmeister fristlos – im Statement heißt es: „Mit großem Entsetzen haben wir durch die Medien von den Ermittlungsergebnissen und dem anstehenden Strafverfahren gegen Florian Teichtmeister erfahren. Die Presseerklärungen seiner Anwälte sprechen von ‚geständig‘ und ‚schuldig bekennen‘, es besteht für uns daher kein Zweifel, dass wir mit sofortiger Wirkung Florian Teichtmeister entlassen. In der Zwischenzeit hat Florian Teichtmeister sein Arbeitsverhältnis mit dem Burgtheater mit sofortiger Wirkung beendet.“

Und weiter: „Bis zum heutigen Tag lagen uns keine Grundlagen für eine arbeitsrechtliche Konsequenz vor, es gilt in Österreich die Unschuldsvermutung.“

Geboren wurde Teichtmeister 1979 in Wien, wo er auch das Max-Reinhardt-Seminar besuchte. Ab 2005 war er Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt, von wo er mit der Saison 2019/20 ins Burgtheater wechselte.

2013 gewann Teichtmeister den Publikumspreis des Nestroy-Theaterpreises und war 2016 in der Kategorie „Bester Schauspieler“ nominiert. Am Burgtheater war der zuletzt in den Hauptrollen in Daniel Kehlmanns „Nebenan“ und Oscar Wildes „Bunbury“ zu sehen, weiters stand er in Shakespeares „Der Sturm“ auf der Bühne.

„Corsage“-Produzenten beraten über Folgen

Vom ORF werden Werke mit Teichtmeister ab sofort nicht mehr ausgestrahlt – der ORF nimmt mit sofortiger Wirkung von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen mit Florian Teichtmeister Abstand. Auch die Kinokette Cineplexx reagierte – sie nimmt den Film „Corsage“ aus dem Programm. „Wir haben heute erstmals von den Anklagepunkten gegen Florian Teichtmeister erfahren und sind als Filmhersteller und Eltern zutiefst schockiert“, gaben die Produzenten Johanna Scherz und Alexander Glehr (Film AG) am Abend gegenüber der APA bekannt. „Wir werden über das Wochenende gemeinsam mit der Regisseurin des Films, Marie Kreutzer, entscheiden, was das für den Film bedeutet, und darüber rechtzeitig informieren.“