Britische Challenger-2-Panzer
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Ukraine

London prescht mit Panzerlieferung vor

Großbritannien will der Ukraine weitere schwere Waffen zur Verfügung stellen. Diese Absichtserklärung beinhalte auch die Lieferung von Kampfpanzern des Typs Challenger 2, wie es am Samstag hieß. Kiew hatte seit Monaten um westliche Hilfe für die Kampfpanzerflotte gebeten, aber bisher meist Modelle aus ex-sowjetischen Baureihen erhalten. London prescht nun vor – trotz Befürchtungen einer weiteren Eskalation des Konflikts.

Der britische Premierminister Rishi Sunak stellte die Lieferung der Kampfpanzer laut Bericht der BBC dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Gespräch am Samstag in Aussicht. „Der Premierminister umriss die Absicht Großbritanniens, unsere Unterstützung für die Ukraine zu intensivieren“, hieß es dazu aus der Londoner Downing Street.

Diese Absicht beinhalte auch die Bereitstellung von Panzern des Typs Challenger 2 und zusätzlichen Artilleriesystemen. Sunak und Selenskyj äußersten sich außerdem positiv zu ähnlichen Ankündigungen, einschließlich etwa des Angebots Polens, Leopard-Kampfpanzer aus deutscher Produktion für eine Kompanie zur Verfügung zu stellen – laut Medienberichten bis zu 14 Stück. Finnland überlegt Ähnliches.

Entscheidend für Rückeroberung besetzter Gebiete

Großbritannien wolle erst vier Stück des Challenger liefern, später weitere acht, hieß es in ukrainischen Medienberichten. Die BBC berichtete am Samstag von bis zu 24 Stück. Moderne Panzer und Artilleriesysteme gelten für die Ukraine als entscheidend für die Rückeroberung der von russischen Truppen besetzten Gebiete.

Britischer Challenger-2-Panzer
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Großbritannien könnte bis zu 24 Stück des Kampfpanzers liefern

Bisher erhielt sie nur Modelle aus ex-sowjetischer bzw. russischer Produktion aus dem Bestand osteuropäischer NATO-Länder – zumeist in Form eines Ringtauschs: Die Länder gaben ältere Modelle ab und erhielten dafür modernere westlicher Bauart. Der Challenger 2 wurde in den 1990er Jahren erstmals ausgeliefert. Der Panzer ist über 62 Tonnen schwer, die Motorleistung beträgt über 1.200 PS, Hauptwaffe ist eine 120-Millimeter-Kanone.

Bisher keine Leopard-2-Panzer aus Deutschland

Die Ukraine fordert seit Monaten etwa auch die Lieferung des Leopard 2 aus deutscher Produktion, der in der Version A4 auch im Österreichischen Bundesheer im Einsatz ist. Der Panzer ist russischen Modellen technisch überlegen.

Die Regierung in Berlin lehnt bisher aber ab. Dahinter stehe auch die Befürchtung, die NATO könne in den Krieg in der Ukraine hineingezogen werden, hieß es oft. Russische Verbände halten aktuell laut Schätzungen etwa 18 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt.

„Entscheidend“, wenn andere mitziehen

Die BBC nannte die aktuelle Ankündigung aus London am Samstag „entscheidend“, allerdings nur, wenn andere „Alliierte“ folgten. Der Vorstoß wurde folglich auch als Signal vor allem an die Adresse Berlins interpretiert. Deutschland lieferte bisher Flugabwehrpanzer des Typs Gepard, 40 Schützenpanzer vom Typ Marder sollen folgen, eine Lieferung des Leopard 2 ist immer noch Gegenstand innenpolitischer Debatten. Außerdem lieferte Berlin Artillerie, Radar- und Flugabwehrsysteme sowie Munition.

Berlin bremst

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz will sich trotz des Drucks aus seiner „Ampelkoalition“ aus SPD, FPD und Grünen in der Frage Leopard 2 nicht drängen lassen, wie er erst am Freitag erneut betont hatte. Er kritisierte „aufgeregte Stellungnahmen“ in der Debatte und rief zu mehr Besonnenheit auf.

Die „Notwendigkeit, alle zehn Minuten etwas sagen zu müssen“, dürfe nicht dazu führen, Entscheidungen, „die mit Krieg und Frieden zusammenhängen“, schlicht „mal so aus der Hand zu schütteln“, sagte Scholz in Berlin. Deutschland werde in Fragen der weiteren Unterstützung für Kiew „immer eng abgestimmt und koordiniert mit unseren Freunden und Verbündeten“ handeln, betonte er. Die Mehrheit der Deutschen sieht die Panzerlieferungen kritisch.