Tausende bei Demo für Lützerath

Tausende Menschen sind heute laut Polizei, trotz strömenden Regens, zur Demonstration in Lützeraths Nachbarort Keyenberg unter dem Motto „Räumung verhindern! Für Klimagerechtigkeit“ gekommen. Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach sagte, die Demonstration werde zu einer Herausforderung für die Einsatzkräfte. Er warnte vor Versuchen, in das mittlerweile abgesperrte Lützerath oder in den Tagebau Garzweiler II einzudringen.

Demonstration in Keyenberg (Deutschland) gegen die Räumung von Lützerath
Reuters/Thilo Schmuelgen

Im Erkelenzer Ortsteil Lützerath selbst ging die Räumung unterdessen weiter. Einsatzkräfte kletterten auf Bäume, auf denen Aktivisten ausharrten. Nach Angaben des Energiekonzerns RWE liefen zudem Vorbereitungen, um zwei Aktivisten aus einem Tunnel zu holen.

Es handle sich um eine „Rettung“, die nun in den Händen von RWE und THW liege, sagte ein Polizeisprecher. „Die Kräfte gehen sehr behutsam vor, hier kann kein schweres Gerät eingesetzt werden, weil das die Menschen in den unterirdischen Bodenstrukturen gefährden würde.“

Aktivisten für Tage gerüstet

„Wir gehen davon aus, dass es ihnen gut geht“, sagte Bente Opitz von der Initiative „Lützerath lebt“. Die Aktivisten hätten genug zu essen und könnten mehrere Tage in dem Tunnel ausharren. Nach Angaben von „Lützerath lebt“ sind noch mehrere Dutzend Aktivisten in Lützerath, auf Dächern und in Bäumen.

Polizisten stehen in Lützerath (Deutschland) vor einem noch besetzten Baumhaus der Klimaaktivisten
APA/Federico Gambarini

Die Polizei machte zur Anzahl der verbliebenen Aktivisten zunächst keine Angaben. „Oberirdisch sind wir so gut wie durch“, hatte ein Sprecher in der Früh gesagt. Es gebe noch etwa 15 „Strukturen“ der Aktivistinnen und Aktivisten, darunter Baumhäuser und Verschläge, hieß es.

Thunberg-Kritik an Grünen

Die Umweltaktivistin Greta Thunberg kritisierte unterdessen die deutschen Grünen wegen ihrer Unterstützung für den Abriss von Lützerath und das Abbaggern der unter dem Dorf liegenden Kohle. Konzerne wie RWE müsse man eigentlich dafür zur Rechenschaft ziehen, wie sie mit Menschen umgingen.

„Dass die Grünen mit solchen Unternehmen Kompromisse schließen, zeigt, wo ihre Prioritäten liegen“, sagte die Schwedin gegenüber der dpa heute. Sie selbst sei nie mit einer grünen Partei verbunden gewesen.

Sie kenne Lützerath von einem früheren Besuch, doch da habe es noch völlig anders ausgesehen. „Es ist jetzt ein ganz anderer Ort.“ Zu der Kraterlandschaft des unmittelbar angrenzenden rheinischen Braunkohlereviers sagte sie: „Es sieht wirklich aus wie Mordor. Es zeigt, wozu Menschen unter den falschen Bedingungen fähig sind.“ Thunberg hatte bereits gestern Lützerath besucht und dabei „Polizeigewalt“ angeprangert.