Polizisten stehen Demonstranten in Lützerath gegenüber
Reuters/Christian Mang
Lützerath

Zusammenstöße am Rande von Demo

Nahe der deutschen Ortschaft Lützerath haben am Samstag erneut Tausende Menschen, darunter auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, gegen die Räumung der Siedlung für den Braunkohleabbau demonstriert. Am Rande der Kundgebung kam es am Nachmittag zu Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei. Am Abend beruhigte sich die Lage.

Hunderte Demonstrierende und die Polizei waren sich am Nachmittag am Zaun um die Ortschaft im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen gegenübergestanden. Am Rande der Kundgebung kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, als einige hundert Menschen Polizeiketten durchbrachen und zur Abbruchkante des Tagebaus liefen.

Sicherheitskräfte wurden mit Steinen und pyrotechnischen Gegenständen beworfen. Die Polizei setzte ihrerseits Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray gegen Demonstrierende ein. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur dpa, man müsse „unmittelbaren Zwang“ anwenden, um die Demonstranten daran zu hindern, nach Lützerath vorzudringen.

Polizei setzt Wasserwerfer gegen Demonstranten in Lützerath ein
Reuters/Thilo Schmuelgen
Die Polizei ging mit dem Wasserwerfer gegen Demonstrierende vor

Nach der Aufforderung der Polizei, den unmittelbaren Bereich bei Lützerath zu verlassen, traten viele Demonstrierende bei Einbruch der Dunkelheit den Rückweg an. Die übrigen Menschen, die zunächst in dem Bereich geblieben waren, wurden von einer breiten Polizeikette auf dem Acker zurückgeschoben, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Tausende Demonstrierende

Die Demo hatte in Keyenberg begonnen, einem Nachbarort von Lützerath. Bis zum Nachmittag stieg die Zahl der Teilnehmenden laut Veranstaltern auf 35.000. Die Polizei sprach von 10.000 Teilnehmenden.

Polizei setzt Pfefferspray gegen Demonstranten in Lützerath ein
Reuters/Christian Mang
Beamte drängen Demoteilnehmende mit Pfefferspray zurück

Lützerath ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt. Die Gebäude der kleinen Siedlung auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz werden derzeit abgerissen, um dem Energiekonzern RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern.

Thunberg: „Verrat an künftigen Generationen“

Thunberg rief auf der Kundgebung zum Handeln gegen die Klimakrise auf. „Wir müssen die Zerstörung dieses Planeten stoppen“, sagte die Schwedin. „Die Menschen an der Macht handeln jedoch nicht“, kritisierte sie. Das sei „Verrat an den künftigen und gegenwärtigen Generationen“.

D: Zusammenstöße am Rande von Klimademo

Nahe der deutschen Ortschaft Lützerath haben am Samstag erneut Tausende Menschen gegen die Räumung der Siedlung für den Braunkohleabbau demonstriert. Am Rande der Kundgebung kam es am Nachmittag zu Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei.

Die Räumung erfolgt auf Grundlage einer Vereinbarung des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen mit dem Energiekonzern RWE. Diese sieht auch ein Vorziehen des Kohleausstiegs in dem Bundesland auf 2030 vor.

NRW: Schwarz-Grün verteidigt Räumung

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Landwirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) verteidigten die Räumung. Wüst sagte im Deutschlandfunk, die Debatten seien „alle geführt“. An einem bestimmten Punkt sei „eine Sache auch entschieden“.

Neubaur sagte dem WDR, die „sehr klimaschädliche“ Kohle unter Lützerath werde für die Energiesicherheit benötigt. Auch sei es gelungen, den Kohleausstieg um acht Jahre vorzuziehen. Damit werde „weniger CO2 emittiert werden in die Atmosphäre“.

Umstrittenes Thema innerhalb der Grünen

Innerhalb der deutschen Grünen ist die Vereinbarung mit RWE heftig umstritten. Der grüne deutsche Klimaschutzminister Robert Habeck hat wenig Verständnis für die heftigen Proteste gegen den Abriss: „Es gibt viele gute Anlässe, für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, meinetwegen auch gegen die Grünen. Aber Lützerath ist schlicht das falsche Symbol“, sagte Habeck dem „Spiegel“. Das Dorf sei eben nicht das Symbol für ein „Weiter so!“ beim Braunkohletagebau Garzweiler im Rheinland, sondern „es ist der Schlussstrich“.

Greta Thunberg auf Demo in Lützerath

Nahe der deutschen Ortschaft Lützerath haben erneut Tausende Menschen, darunter auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, gegen die Räumung der Siedlung für den Braunkohleabbau demonstriert. Thunberg rief auf der Kundgebung zum Handeln gegen die Klimakrise auf.

Die Grüne Jugend unterstützt dagegen die Proteste und spricht von einem Bruch des Pariser Klimaabkommens. Auch andere Vertreterinnen und Vertreter der Grünen beteiligten sich an den Protesten. „Tausende sind auf dem Weg, um für Klimagerechtigkeit einzustehen“, schrieb die Bundestagsabgeordnete und Klimaaktivistin Kathrin Henneberger auf Twitter.

Ein offener Brief der Grünen-Basis, der sich gegen die Vereinbarung zur Abbaggerung und gegen die Räumung von Lützerath wendet, wurde bis Samstagnachmittag von mehr als 2.500 Parteimitgliedern unterzeichnet.

Petition gegen Räumung

Eine von Kulturschaffenden gestartete Petition gegen die Räumung wird von mehr als 18.000 Menschen unterstützt. Solidarisch mit den Protesten erklärte sich die Linkspartei. „Unsere Solidarität gilt den Menschen, die Lützerath verteidigen“, sagte Parteichefin Janine Wissler anlässlich eines Spitzentreffens der Linken in Berlin.