Staatssekretaerin für Kunst und Kultur Andrea Mayer
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Fall Teichtmeister

Mayer kündigt Prüfung an

Die grüne Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat eine detaillierte Prüfung zum Fall um den Schauspieler Florian Teichtmeister angekündigt. Der 41-Jährige muss sich am 8. Februar wegen des Besitzes von 58.000 kinderpornografischen Dateien vor Gericht verantworten. Gerüchte zur Causa hatte es laut Medien schon länger gegeben. Burgtheater-Direktor Martin Kusej erklärte am Samstag in Interviews, Teichtmeister bereits im September 2021 mit den Vorwürfen konfrontiert zu haben – dieser habe die Vorwürfe „glaubhaft“ bestritten.

Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) habe am Freitag „umgehend die Bundestheater-Holding mit der Erstellung einer umfassenden Chronologie der Informationsflüsse im Konzern beauftragt, um sicherzustellen, ob hier auf allen Ebenen korrekt und mit der nötigen Sorgfalt gehandelt wurde. Diese Prozesse werden auch einer Prüfung durch einen externen Gutachter unterzogen“, teilte Staatssekretärin Mayer am Samstag in einer Aussendung mit.

Sie selbst sei zutiefst erschüttert angesichts der Ermittlungsergebnisse und des anstehenden Strafverfahrens gegen Teichtmeister. „Derartiges Verhalten hat in den Bundestheatern keinen Platz, genauso wenig wie in Kunst und Kultur allgemein sowie in allen anderen Gesellschaftsbereichen“, so Mayer. Die „Krone“ hatte am Samstag auf eigene, frühere Berichte referenziert: „Bereits im Herbst 2021 berichtete die ‚Krone‘, dass gegen einen preisgekrönten Schauspieler u. a. wegen Körperverletzung, Drogenmissbrauch und des Besitzes von Kinderpornos ermittelt wird.“

Fall Teichtmeister: Mayer ordnet Prüfung an

Schon im September 2021 berichten Medien über Ermittlungen gegen einen namhaften Österreichischen Schauspieler wegen Kinderpornografie. Schon seit damals sind die Vorwürfe dem Burgtheater bekannt. Warum hat es nicht sofort Konsequenzen gegeben? Diese Frage stellt sich jetzt unter anderen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. Sie kündigt eine Prüfung durch externe Beobachter an.

Kusej: Teichtmeister 2021 mit Vorwürfen konfrontiert

Gegenüber der APA unterstrich Burgtheater-Direktor Martin Kusej, dass man Teichtmeister sofort zu einem Gespräch einbestellt habe, nachdem der „Standard“ und die „Kronen Zeitung“ ohne Namensnennung im September 2021 von Vorwürfen gegen einen Burgschauspieler berichtet hatten und man hausintern Teichtmeister als den Betreffenden eruiert habe.

Burgtheater-Direktor Martin Kusej
APA/Roland Schlager
Kusej: „Teichtmeister wurde von der Direktion mit den Vorwürfen konfrontiert und hat diese allesamt glaubhaft bestritten“

„Teichtmeister wurde von der Direktion mit den Vorwürfen konfrontiert und hat diese allesamt glaubhaft bestritten“, so Kusej. Es habe eine umfassende Erhebung gegeben, die überdies Gespräche mit der Ensemblevertretung und anderen Mitgliedern des Ensembles umfasste: „Diese Gespräche haben aber zu keinen Anhaltspunkten für die nunmehr gestandenen Taten geführt.“ Teichtmeister habe die Vorhaltungen als Racheakt seiner Ex-Lebensgefährtin bezeichnet.

Arbeitsrechtliche Schritte habe man anhand von nicht zu verifizierenden Gerüchten nicht setzen können. „Die Direktion ist diesen Gerüchten im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nachgegangen, konnte diese aber nicht erhärten. Für arbeitsrechtliche Schritte gegen Florian Teichtmeister im Sinne einer vorzeitigen Beendigung des Dienstverhältnisses hat es keine Grundlage gegeben.“

Fristlose Entlassung aus Burg-Ensemble

Das Burgtheater hatte am Freitag nach Bekanntwerden der Umstände umgehend eine fristlose Entlassung aus dem Ensemble gegen Teichtmeister ausgesprochen. An der Frage, wie genau man mit den in nächster Zeit ursprünglich geplanten Abenden umgehe, an denen Teichtmeister hätte auftreten sollen, werde noch gearbeitet: „Wir bemühen uns intensiv, rasche Lösungen für Spielplan und Besetzungen zu erarbeiten“, so Kusej.

ORF-Reporter Hofmann zur Anklage gegen Teichtmeister

ORF-Reporter Christian Hofmann spricht über die Hintergründe der Anklage, ihre Inhalte und den anstehenden Gerichtsprozess.

Auch vom ORF werden Werke mit Teichtmeister nicht mehr ausgestrahlt. Der ORF nehme mit sofortiger Wirkung von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen mit Teichtmeister Abstand, wurde am Freitag mitgeteilt. Auch die Kinokette Cineplexx reagierte – sie nimmt den Film „Corsage“ aus dem Programm. Teichtmeister ist bekannt aus diversen ORF-Serien wie „Kommissar Rex“, „SOKO Kitzbühel“, „Tatort“ und „Die Toten von Salzburg“. Im Kino ist er derzeit in „Corsage“ und dem Glaubensthriller „Serviam“ zu sehen.

Ermittlungen seit eineinhalb Jahren

Die Ermittlungen in der Causa laufen seit eineinhalb Jahren. Bei einer Hausdurchsuchung wurden insgesamt 22 Datenträger wie Laptops, Handys und Speichersticks mit 58.000 Mediendateien mit mutmaßlich pornografischen Darstellungen Minderjähriger gefunden worden, wie es im Strafantrag der Staatsanwaltschaft Wien heißt, der dem ORF vorliegt.

Schauspieler Florian Teichtmeister
APA/Florian Wieser
Die Ermittlungen gegen Teichtmeister laufen seit eineinhalb Jahren

In einem Zeitraum von zumindest Februar 2008 bis Anfang August 2021 habe er sich entsprechende Dateien „verschafft und besessen“, wie es heißt. In einem psychiatrischen Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien, das dem ORF vorliegt, heißt es, dass aufgrund der ungewöhnlich großen Menge an Daten bisher lediglich eine eingeschränkte Bestandsaufnahme möglich gewesen sei.

„Es ist daher zu erwarten, dass die tatsächliche Zahl gespeicherter Dateien mit kinderpornografischen Inhalten noch größer ist“, heißt es in dem Gutachten. Der Schauspieler soll zum Teil selbst Minderjährige etwa an Drehorten fotografiert und in der Folge Collagen angefertigt haben, mit Sprechblasen mit pornografischen Inhalten.

Teichtmeister geständig

Der Beschuldigte sei „voll geständig“, wie einer seiner Rechtanwälte, Michael Rami, gegenüber dem ORF am Freitag sagte. Er werde sich bei der Verhandlung am 8. Februar in Wiener Straflandesgericht schuldig bekennen.

Teichtmeister sei im gesamten Ermittlungsverfahren geständig gewesen und habe immer mit den Behörden kooperiert. Auch befinde er sich seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, damit sei es ihm „gelungen, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten“, so Rami gegenüber dem ORF.

Lebensgefährtin ging zur Polizei

Ins Rollen gebracht worden waren die Ermittlungen von Teichtmeisters damaliger Lebensgefährtin – sie hatte eines der kinderpornografischen Bilder auf Teichtmeisters Handy entdeckt und die Polizei informiert, in der Folge war es zur Hausdurchsuchung beim Schauspieler gekommen. Teichtmeisters Anwalt sagte, „dass ihm ein rein ‚digitales‘ Delikt vorzuwerfen ist, er also keinerlei strafbare Handlungen gegen Menschen gesetzt hat“.

In den Ermittlungsakten, die dem ORF vorliegen, wird Teichtmeister zitiert: „Mir hat diese Illegalität einen Kick gegeben, an meine Grenzen geführt. Leider habe ich die Kontrolle darüber verloren.“ Spuren einer Weitergabe der kinderpornografischen Materialien wurden im Laufe der Ermittlungen nicht gefunden.