Tichanowskaja: Prozess in Minsk eine „Farce“

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat ihren bevorstehenden Prozess als „Farce“ und „persönliche Rache“ von Staatschef Alexander Lukaschenko bezeichnet. „Diese Prozesse sind überhaupt keine Prozesse“, sagte Tichanowskaja gestern im schweizerischen Davos der Nachrichtenagentur AFP. Es handle sich um „eine Show“ und „eine Farce“ und habe „überhaupt nichts mit Gerechtigkeit zu tun“.

„Es ist die persönliche Rache von Lukaschenko und seinen Kumpanen, aber nicht nur gegen mich, sondern auch gegen andere Leute, die sich ihm widersetzen“, fügte Tichanowskaja hinzu. Ab heute wird der im Exil lebenden Politikerin in Abwesenheit der Prozess gemacht.

Ihr werden in „ungefähr zehn Anklagepunkten“ unter anderem Hochverrat und Verschwörung zum Sturz der Regierung vorgeworfen, so Tichanowskaja. Zugang zu Gerichtsdokumenten habe sie bisher nicht erhalten. Sie habe zwar versucht, ihren vom Gericht bestellten Anwalt zu kontaktieren, dieser habe aber nie geantwortet.

Proteste nach Wahl niedergeschlagen

Tichanowskaja war im Sommer 2020 bei der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl in Belarus gegen Lukaschenko angetreten. Lukaschenko rief sich anschließend zum Wahlsieger aus, Tichanowskaja betrachtete sich als eigentliche Siegerin der Wahl.

Proteste nach der Wahl ließ der autoritär regierende Staatschef gewaltsam niederschlagen. Tausende Menschen wurden festgenommen oder flohen ins Ausland, darunter auch Tichanowskaja.